Altbauten werden oft aufwendig saniert. Der Denkmalschutz gestattet dabei sogar moderne Stilelemente

Von HOLMER STAHNCKE

"Das Haus steht unter Denkmalschutz" gehört zu den Sätzen, die Kaufinteressenten nicht gerne hören. Fürchten sie doch, dass sie keine Umbaumaßnahmen durchführen dürfen und sich wegen jeder Kleinigkeit mit dem Denkmalschutzamt in die Haare kriegen. "Dem ist nicht so", beruhigt Luis Moreno Fernandez vom Denkmalschutzamt Hamburg.

Natürlich dürfe der Besitzer eines denkmalgeschützten Gebäudes nicht einfach drauflosbauen, aber in Absprache mit seinem Amt sei viel mehr möglich, als man gemeinhin denke. Denn eines sei klar: Die Bewohner haben das Recht, ihr Haus in Gebrauch zu nehmen und es modernen Wohnstandards anzupassen. "Dabei darf man aber nie vergessen, dass wir eine große Verantwortung tragen", gibt Moreno zu bedenken. "Wir gehen mit dem Erbe von Menschen um, die noch nicht geboren sind, aber ein Anrecht auf dieses Erbe haben." Das Dokument müsse deshalb als materielles Zeugnis bewahrt werden und das Erbe ablesbar sein, vorausgesetzt die bauliche Substanz rechtfertige den Aufwand.

Längst hätten Investoren und die finanzierenden Banken erkannt, dass eine fachgerecht restaurierte und behutsam modernisierte Immobilie am Markt ihren Wert habe, gibt Moreno zu bedenken. Wichtige Kriterien für moderne An- und Einbauten seien die gedankliche Qualität des geplanten Umbaus und die Wahl der richtigen Materialien. "Die historische Substanz und die neuen Elemente müssen sich gegenseitig aufwerten", erklärt Moreno. Das sei bei vielen bedenkenlosen An- und Umbauaktionen in den sechziger Jahren nicht immer der Fall gewesen.

Dennoch kann es vorkommen, dass auch solche Beispiele als Zeitdokumente erhaltenswert sind, so wie es ebenfalls vorkommen kann, dass Moreno darauf besteht, Kriegsschäden im Verputz einer Fassade oder gesprungene Fliesen nicht auszubessern.

Doch oftmals wollen Architekten und Bauherrn sich gerade von den Bausünden der vergangenen Jahrzehnte trennen.

Ein Beispiel dafür ist die Neugestaltung eines gründerzeitlichen Wohnhauses am Eppendorfer Baum durch den Architekten Heinrich Stöter. Er ist bekannt geworden durch seinen unkonventionellen Bau an der Elbchaussee 96. Stöter ließ in Eppendorf die Fassade des Hauses denkmalgerecht renovieren, indem er die dunkle Bemalung aus den siebziger Jahren beseitigen ließ und der originalgetreue Ziegel wieder zum Vorschein gebracht wurde. Neu gestaltet wurde auch der Eingangs- und Ladenbereich. Dabei wurden die kleinteiligen Kacheln aus den sechziger Jahren beseitigt und im Gegenzug die vertikalen Fugen, die die Fassade einst charakterisierten, wieder herausgearbeitet.

"Jede Modernisierung muss den Zeitgeist zum Ausdruck bringen", sagt Stöter. Deshalb hat er die historische Fugengebung auch durch glänzende Metallbänder hervorgehoben. Welches Spannungsfeld historische und moderne Architektur aushalten, demonstriert auch der Hamburger Architekt Hadi Teherani. Er hat die denkmalgeschützte Mälzerei der ehemaligen Elbschlossbrauerei an der Elbchaussee in ein Lofthaus mit Penthauswohnungen umgestaltet. "Altes bewahren und Neues hinzufügen", lautete sein Credo.

Gemäß diesem Grundsatz setzte er der historischen Klinkerfassade - an der Westfront durch große Fenster ergänzt - die Glas-Metall-Konstruktion der Penthäuser entgegen. Durch diesen Kontrast gelang ihm auch ein spannender Kontrapunkt gegenüber der klassischen Bebauung an der Elbchaussee.

Mit neuen Materialien wie Metall arbeitet auch Heinrich Stöter in der Saseler Chaussee. Dort hat er eine alte Villa denkmalgerecht restauriert. Während er bei Fenstern und neu angebautem Treppenhaus weitgehend den klassizistischen Stil des Gebäudes bewahrte, setzte er mit dem Anbau einen deutlichen Kontrast. Dessen rundes Metalldach sticht deutlich von der Villa ab. Dennoch bilden beide eine Einheit.

Architekt Stöter tritt bei diesem Bau auch als Bauherr auf, um seine Ideen von moderner, preiswerter Architektur ohne Abstriche durchsetzen zu können. Die drei Wohnungen im Neubau haben alle separate Eingänge und erstrecken sich über zwei Ebenen. Während zwei Wohnungen so über einen eigenen Garten verfügen, können die Bewohner des Penthauses sich auf den zahlreichen Balkonen und Dachterassen erholen. Interessenten können sich unter Telefon 390 15 41 über das Projekt informieren.

"Man kann sich mit Bauherren immer einigen, wie er die Kosten, die er für die Restaurierung aufbringen muss, durch mögliche An- und Ausbauten wieder hereinbringt", macht Luis Moreno Fernandez Mut, sich mit denkmalgeschützten Gebäuden auseinanderzusetzen.