SAD New York - Verbissen kämpfte die Crew um das Leben der Passagiere. Fast 40 Sekunden flog die McDonnell Douglas MD-80 der Alaska Airlines auf dem Rücken, bevor sie am 31. Januar vor Kalifornien ins Meer stürzte. Alle 88 Menschen an Bord kamen ums Leben, auch die beiden Piloten, deren Todesprotokoll jetzt von den US-Behörden veröffentlicht wurde.

Verzweifelt sehen sie das Meer auf sich zurasen. "Ah, here we go!" (Jetzt gehts los) sind die letzten Worte von Pilot Ted Thompson (53). Dann bricht die Aufnahme des Flugschreibers ab. Flug 261 von Puerto Vallarta (Mexiko) nach San Francisco verschwindet von den Radarschirmen.

Wie das erst jetzt von der Untersuchungskommission freigegebene Gespräch im Cockpit beweist, begannen für Thompson und seinen ersten Offizier Bill Tansky (57) die Probleme schon kurz nach dem Start um 13:37 Uhr. Plötzlich klemmt das Horizontalruder (das die Maschine waagerecht in der Luft hält) bei einer Stellung von 0,5 Grad. Es drückt die Nase des Jets nach unten. Mittels anderer Ruder und Systeme können die Piloten über zwei Stunden lang weiterfliegen. Als Thompson und Tansky dann jedoch noch einmal versuchen, das Horizontalruder zu bewegen, verklemmt es sich bei 2,1 Grad - dem größten Neigungswinkel. Sofort geht die MD-80 in den Sturzflug über, sackt um 16.09 Uhr und 26 Sekunden innerhalb einer Minute von 31 000 Fuß (rund 10 000 Meter) Flughöhe auf 24 300 Fuß. Durch schnellen Einsatz des Höhensteuers bringen die Piloten die Maschine um 16:14:12 Uhr jedoch wieder unter Kontrolle, halten den Flieger anschließend ruhig, indem sie die Start- und Landeklappen an den Tragflächen abwechselnd ausfahren. Gefasst verkündet Pilot Thompson seinen Passagieren noch: "Wir hatten gerade ein Flugproblem hier vorne. Ich erwarte jetzt aber keine weiteren Schwierigkeiten mehr." In 20 Minuten wolle er in Los Angeles landen. Doch um 16:19:36 Uhr fahren die Start- und Landeklappen plötzlich gleichzeitig aus - und die Maschine stürzt aus einer Flughöhe von 17 900 Fuß abermals mit der Nase voran Richtung Pazifik. Co-Pilot Tansky ruft den internationalen Hilferuf in sein Funkgerät: "Mayday!" Um 16:19:49 Uhr gibt Pilot Ted Thompson den Befehl, die Maschine umzudrehen, mit dem Bauch nach oben zu fliegen, um so den Aufprall auf das Wasser erst mal zu verhindern, um Zeit zu gewinnen.

Tatsächlich schaffen die beiden es, das umgedrehte Flugzeug noch 40 Sekunden in der Luft zu halten - obwohl sie vor sich nur noch Wasser sehen, kopfüber in ihren Sicherheitsgurten hängen und die Flugzeugspitze hin- und hergerissen wird. Um 16:20:04 Uhr gibt Thompson den Befehl, die Maschine wieder umzudrehen, in normale Stellung zu bringen. "Wir müssen mehr Himmel sehen!", schreit er. Aber sie schaffen es nicht. Sie können kopfüber auch die Seitenruder-Pedale nicht mehr erreichen. Immerhin macht die Maschine um 16:20:29 Uhr noch eine Vierteldrehung, wird jedoch immer wieder zurückgerissen. Flug 261 ist nicht mehr zu retten. "Zumindest können wir noch kopfüber fliegen!", stellt Pilot Thompson um 16:20:38 Uhr fest und lässt die Bremsklappen ausfahren, um die Geschwindigkeit zu drosseln - doch das Flugzeug schießt mit der Spitze voran auf den Atlantik zu. "Ah, here we go!", ruft der Pilot um 16:20:56 Uhr. Zwei Sekunden später, nur 35 Kilometer vor Los Angeles, zerschellt das Flugzeug im Pazifik. Niemand überlebt. Ob Pilot Thompson mit seinen letzten Worten sagen wollte, dass sie es noch schaffen werden, oder ob er in diesem Moment bereits seinem eigenen Tod ins Auge blickte, wird ungeklärt bleiben. Die Maschine sinkt 200 Meter tief auf den Meeresgrund.