Kommt sie zu kurz - die Wirtschaft in der Schule? Werden die Schüler gut genug auf die Herausforderungen der neuen, globalen, interaktiven Ökonomie vorbereitet? In einer vierteiligen Serie hat das Abendblatt Hintergründe geliefert. Heute haben die Leser das Schlusswort. Die Reaktionen sind vielfältig, decken ein breites Meinungsspektrum ab. In einem sind sich fast alle Briefe- und E-Mail-Schreiber einig: Im Unterricht muss mehr mit Computern und im Internet gearbeitet werden.

Schüler allein im Netz - Die Realität sieht noch viel schlimmer aus. Denn sogar an kaufmännischen Berufsschulen, zumindest an meiner, wird keine fundierte Computerbildung mehr vermittelt, obwohl das eine Selbstverständlichkeit sein sollte und ausreichend Hardware vorhanden ist. Es ist zwar publikumswirksam, die an der Schule vorhandenen Computer zu zählen, doch was geschieht damit?

Uwe Schüler,22529 Hamburg

Sicher ist die Jugend heute im Internet stark vertreten, aber das verdanken wir nicht der Schule. Wir haben bei uns am Gymnasium Ohmoor drei Medienräume und einen Computerraum. Im Computerraum stehen übergroße Taschenrechner, die man einst als Computer bezeichnete. In den Medienräumen stehen wirklich gute Computer, aber wir benutzen sie nie. Warum das so ist, weiß ich nicht. Aber ich denke bei den Lehrern gibt es einfach kein Interesse. Ihr Artikel hat die Situation sehr gut beschrieben. Respekt.

Azad Adsay, per E-Mail

Endlich ein Artikel, der die vollmundigen Reden der Politiker ins reale Licht setzt. Erfreulich, wie realistisch die Schüler die Situation in dem Interview sehen und beschreiben. Besonders im Haupt- und Realschulbereich gibt es keine einzige Stunde für den Unterricht am Computer. Und Teilungsstunden - in denen nur die halbe Klasse unterrichtet werden kann - werden radikal zusammengestrichen.

Wolfgang Deppe-Schwittay,

per E-Mail

Die Schulen sind mit Geräten und Anschlüssen gut ausgestattet. Woran es fehlt, ist die Systembetreuung und die Fortbildung der Lehrkräfte. Es stimmt zwar, wie die Schüler im Interview behaupten, dass viele Lehrer, zumal ältere, weniger Ahnung von Computern und Internet haben als die Schüler und für viele der Zug abgefahren ist, weil sie Angst haben, in die neue Materie auf ihre alten Tage einzusteigen. Dennoch gab es auf drei Fortbildungsangebote der Behörde in unserem Kollegium 50 (!) Anmeldungen.

A. Weber, Schulleiter

Friedrich-Ebert-Gymnasium

Ohne den Zugang zu den Informationen des Internet droht ein Rückfall in die informative Steinzeit. Die Aufgabe der Schulen ist es, den Schulabgängern die Fähigkeit zu vermitteln, gezielt zu recherchieren und aus den Ergebnissen eine eigenständige Arbeit zu erstellen. Nahezu alle Schüler sind dazu nicht in der Lage, sondern sind es gewohnt, Schulbuchseite für Schulbuchseite auswendig zu lernen.

Joachim Scholz,

21365 Adendorf

Statt jeder Klasse einen PC mit enorm kostenintensiver Vernetzung zu verschaffen, sollten die Schulen nach dem Vorbild der Internetcafés speziell eingerichtete Räume zur Verfügung stellen, die zu festgelegten Zeiten von bestimmten Klassen, in der übrigen Zeit von allen Schülern genutzt werden können. Dann müssen nicht alle Lehrer zu Informatikern mutieren, sondern einige wenige Experten reichen.

Michael Brinkmann, per E-Mail

Das Problem ist nicht unbedingt die Altersstruktur der Lehrer; fast alle in unserer Schule bilden sich fort. Auch nicht die Ausstattung, sondern unter anderem der Zeitaufwand für die Schüler. Im Gymnasium Lohbrügge erstellen Klassen eigene Lernsoftware, werden E-Mail-Kontakte im Englischunterricht mit Schülern in anderen Ländern gepflegt, betreibt die Schule mit Schülern eine eigene Firma (Netthelp). Im Regelfall bedeutet das für die Schüler aber einen erheblich größeren Zeitaufwand als der normale Klassenuntericht. Gerade in der Oberstufe sind Schüler häufig nicht bereit, diese zusätzliche Zeit zu investieren.

Wolfgang Dittmar, Schulleiter

Gymnasium Lohbrügge

Schade, da bieten Schulen Computerkurse an und Schüler nehmen sie nicht wahr, weil sie freiwillig sind. Wenn wir nur noch das lernen würden, was Pflichtfach ist, wären wir bald eine Verdummungsgesellschaft.

Dodo Steinhardt, per E-Mail

So ernüchternd es angesichts der schönen neuen Welt des Internet klingen mag: Vordringliche Aufgabe der Schulen ist es, Lesen und Schreiben zu lehren - und zwar bis hinauf in die Oberstufe.

Axel Schwartzkopff, per E-Mail Deutschlehrer

Ich halte es für gefährlich, zu glauben, dass nur, wer später in einem Multimediaberuf arbeiten möchte, diese Werkzeuge bedienen können sollte. Zu Beginn einer Vorlesung steht zum Beispiel zuerst einmal der Austausch der E-Mail-Adresse, damit schnell und unkompliziert Vorlesungsunterlagen oder Aktualisierungen verteilt werden können. Von den Schulen merke ich bei den Erstsemestern zum Thema Internet und Informatik oder Betriebswirtschaft leider nichts. Noch ist dies zu verschmerzen, aber schon bald besteht die Gefahr einer Trennung zwischen denen, für die der Umgang normal ist und denen, die mühsam in Kursen und Seminaren Stück für Stück lernen müssen.

Prof. Randolf Isenberg,

Fachhochschule Hamburg

Lehrer als Praktikanten in Betriebe! Denn vom wahren Leben haben sie ja keine Ahnung. Gibt es denn außer dem Bestreben, möglichst viel Geld anzuhäufen nichts anderes, was das Leben ausmacht? Wäre es nicht sinnvoller, die Menschen aus den Unternehmen in die Schule zu schicken; und zwar in eine Schule, in der es um den Menschen selbst geht.

Kai Unverhau, per E-Mail

Lehramtsstudent

Die Aktion "Schulen ans Netz" baut speziell in Hamburg Potemkinsche Dörfer. Es ist aber kontraproduktiv dies immer den Lehrern anzulasten. Die Probleme liegen viel tiefer.

Uwe Debacher, per E-Mail

Die Mehrzahl aller Arbeitslosen kann einen PC mit MS-Betriebssystem bedienen. Was nutzt es ihnen? Bringt also den Kindern erst einmal die Geschichte, technische Grundlagen und Programmiersprachen der EDV im Werk- oder Handarbeitsunterricht bei. Das Herumhacken auf den Tasten kommt dann ganz von allein.

Wolfram Weiß, per E-Mail

Klar ist, heute kommt niemand mehr um das Internet herum und umfangreiche EDV-Kenntnisse sind ebenfalls von Vorteil. Ich lese immer wieder, niemand würde die Lehrer fortbilden oder ausbilden, und es wären keine Fachkräfte vorhanden. Ich finde dies ist ein sehr trauriger Zustand.

Wolfgang Zakrzewski,

per E-Mail

Die Wirtschaft hat längst die Lufthoheit über fast alle Bereiche unserer Gesellschaft und unseres Lebens erlangt. Die Bastion Schule ist bereits sturmreif geschossen, wenn ihr Bericht die Realität wiedergibt. Jetzt bin ich nur noch neugierig, wie lange es dauert, bis der letzte Widerstand zusammenbricht und die Kirche sich aus Werbeeinnahmen finanziert. Welche Begründung wird wohl der erste Pastor geben, wenn er am Schluss der Predigt statt Amen Coca-Cola sagt oder im Vaterunser um den täglichen Big Mäc bittet. Übertrieben? Ich hätte auch die gegenwärtige Situation nie für möglich gehalten.

Peter-Volker Dorn,

22391 Hamburg

Anmerkung: Es konnte nur ein Teil der Leserzuschriften veröffentlicht werden. Kürzungen ließen sich nicht vermeiden.