Von VEIT RUPPERSBERG

Hamburg stehen hohe Staatsgäste ins (Rat-)Haus. Am kommenden Wochenende fliegen der chinesische Ministerpräsident Zhu Rongji und UNO-Generalsekretär Kofi Annan in der Hansestadt ein. Zhu führt Gespräche mit Bürgermeister Ortwin Runde und Altbundeskanzler Helmut Schmidt. Annans Hauptanliegen ist die Einweihung des Neubaus für den Internationalen Seegerichtshof in Nienstedten.

Der Regierungschef von fast 1,3 Milliarden Chinesen landet am Sonnabend, 1. Juli, nachmittags mit einem Jumbo der China Airlines in Fuhlsbüttel. Mit mehr als 100 Begleitern ist die chinesische Delegation so groß, wie man sie in Hamburg noch bei keinem Staatsbesuch erlebt hat.

Zu Zhus Gefolge gehören seine Frau Lao An, Außenminister Tang Jiaxuan und Dai Xianglong, Präsident der People's Bank of China. Die Gäste nächtigen im Atlantic Hotel, der Ministerpräsident in der Präsidenten-Suite.

Am Anfang des Hamburg-Programms steht ein Besuch der Norddeutschen Affinerie in Georgswerder. Die Chinesen können sich dort informieren, wie Europas größte Kupferhütte ihre Umweltprobleme gelöst hat.

Nach einem Gespräch mit Senatschef Runde im Rathaus trägt sich Zhu Rongji in das Goldene Buch der Stadt ein. Im Anschluss ist ein festliches Abendessen mit mehr als 300 Gästen angesetzt. Am Sonntagmorgen trifft sich der Ministerpräsident im Hotel zu einem Frühstücksgespräch mit Helmut Schmidt.

Mit einem ICE-Sonderzug reisen die Chinesen dann ins Emsland weiter. Dort lassen sie sich den Transrapid vorführen, der Hamburg entgangen ist. Tagesziel ist die Expo in Hannover.

Von der Weltausstellung kommt am selben Tag UN-Generalsekretär Kofi Annan nach Hamburg. Der aus Ghana stammende Chef der Weltorganisation landet Sonntagnachmittag mit dem Hubschrauber an der Außenalster (Schwanenwik). Seine Delegation zählt nicht einmal zehn Personen. Dabei sind seine schwedische Frau Nane und der für das internationale Seerecht zuständige UN-Untergeneralsekretär Hans Corell (Schweden).

Same procedure: Eine Unterredung mit Bürgermeister Runde, Eintragung in das Goldene Buch und ein Abendessen im Rathaus-Festsaal stehen ebenfalls an. Gäste aus aller Welt haben sich angesagt, unter anderem Minister aus Syrien und Afghanistan. Eingeladen wurden Repräsentanten der mehr als 130 Staaten, die der Internationalen Seerechtskonvention beigetreten sind.

Das Abkommen bildet die Grundlage für den Internationalen Seegerichtshof, den die UNO aus der Taufe gehoben hat. Im Oktober 1996 vereidigte der damalige UN-Generalsekretär Butros Butros-Ghali (Ägypten) im Hamburger Rathaus die 21 Richter aus allen Rechtskreisen der Welt. Seither residiert der Seegerichtshof in einem Interimsdomizil an der Wexstraße in der Hamburger Neustadt. Im Laufe des Sommers wollen die 21 Richter und ihre Mitarbeiter in den herrlich auf einem parkartigen Grundstück zwischen Elbchaussee, Elbschlossstraße und Georg-Bonne-Straße gelegenen Neubau umziehen.

Ein Festakt am neuen Gerichtssitz bildet den eigentlichen Grund der Annan-Visite. Dort wird am Montagmorgen Eberhard Pohlandt, Leiter des Finanzbauamtes Hamburg, dem Gerichtspräsidenten P. Chandrasekhara Rao (Indien) die Schlüssel für den 123-Millionen-Mark-Neubau überreichen.

Die Bedeutung des Termins unterstreichen die Anwesenheit von Bundesjustizministerin Herta Däubler-Gmelin und des einstigen Bonner Bau- und Umweltministers Klaus Töpfer, heute Exekutivdirektor des UN-Umweltprogrammes UNEP mit Sitz in Nairobi (Kenia).

Für eine frische Brise bei dem gediegenen Seegerichtshof-Zeremoniell sorgen die Zweitklässler der Grundschule Schulkamp mit dem "Nienstedtener Görenlied". Kofi Annan fliegt nach einem Mittagessen im Hotel Jacob zu einem Treffen mit Bundeskanzler Gerhard Schröder nach Berlin.

Am Montagabend klopft schon der nächste Staatsbesucher in Hamburg an. Es ist Bürgermeister Xu aus der Partnerstadt Shanghai. Auch er kommt nicht ohne ein Abendessen im Rathaus davon.