Von BENGT PFLUGHAUPT

Magda Jost-Bleckmann ist eine Frau, der viele vertrauten. Ganz gleich, welch politischer Coleur sie angehörten, alle haben diese Vollblutpolitikerin aus Graz gemocht, obwohl sie sich schon mit 21 Jahren als jüngste Abgeordnete Österreichs mit Haut und Haaren der FPÖ verschrieben hatte.

Normalerweise polarisiert die Haider-Partei. Bei der Magda war das anders. Mit 31 Jahren ist sie die jüngste Landesrätin der Republik. In der Steiermark kümmert sie sich kompetent um den Wohnungsbau. Eine Frau aus dem Volke in Landestracht, die immer lacht. Ja, diese Magda Jost-Bleckmann ist auf dem Weg ganz nach oben. Bis ihr das Schicksal die dunklen Seiten des Lebens zeigt. Ihr Ehemann hat Magda Jost-Bleckmann den Boden unter den Füßen weggezogen. Nun kann sie im Oktober wohl noch Mutter werden, Landesmutter der Steiermark nicht mehr. Zu groß ist der Skandal.

Der Anfang vom schnellen Ende hatte im vergangenen Oktober begonnen. Da gaben sich Magda & Alexander das Jawort. Sie jubiliert öffentlich über ihn: "Er wird mir immer helfen. Auch wenn Kinder da sind, gehts für mich in der Politik noch schneller weiter." Der fesche Alexander ist ein Selfmade-Man mit zwei gut gehenden Firmen, die Extremsport-Reisen vermitteln. In Graz sind beide ein Medien-Ereignis. Auf Festen wird sie schon als künftige Landesmutter vorgestellt. Dafür hat die Magda auch alles getan. Als Spitzenkandidatin soll sie die FPÖ in den Wahlkampf führen. Selbst die politischen Gegner trauen ihr den großen Sprung zu: Landeshauptfrau.

Bei der Planung der Karriere hat sie an alles gedacht und ist Anfang des Jahres schwanger geworden. Errechneter Geburtstermin: unmittelbar vor der Wahl. Die Politikerin setzt ihr ungeborenes Baby im Wahlkampf ein. "Mit guter Hoffnung in die Landtagswahl". Einem Reporter erzählt die Polit-Powerfrau, wie schön alles sein werde: "Der Alex und ich, wir passen doch perfekt zueinander, wir können Politik und Privates trennen. Er kümmert sich um das Baby, ich um die Politik." Diese im Vorwahlkampf-Fieber gesprochenen Worte fallen, als Magdas Ehemann Alexander Jost (38) schon tot ist.

Um 16 Uhr war er an einem Montag Ende Mai in die Raiffeisenkasse in Linz gestürmt, hatte sich eine Kassiererin gegriffen und ihr eine Waffe an den Kopf gehalten. Er lässt sich Geld in eine Tüte schieben und läuft mit umgerechnet 11 000 Mark aus der Bank. Von Polizisten umstellt, zielt er wenig später mit einem Pistolen-Feuerzeug auf die Polizisten. Die Beamten schießen. Um 21.29 Uhr stirbt der Bankräuber im Linzer Krankenhaus. Zur selben Zeit bereitet sich Magda auf die Interviews über ihre mögliche Rolle als Landesmutter und Mutter vor. Sie wundert sich, dass ihr Mann nicht anruft. Dienstag dann stehen vier Polizisten vor der Tür und halten das Foto des toten Bankräubers in der Hand. Christian Grufeneder, leitender Beamter der Kripo Linz: "Die Frau war tapfer, aber am Ende brach sie zusammen. Sie hatte überhaupt keine Ahnung vom Treiben ihres Mannes. Wir haben sie ins Krankenhaus einliefern lasssen." Am Freitag spricht ein Kommissar bei ihr vor und fragt: "Gegen Ihren Mann liegt nichts vor. Seine Fingerabdrücke waren in keiner Kartei, seine Firmen waren gesund. Warum hat Ihr Mann das getan? Was für ein Mensch war Ihr Mann eigentlich?" Darauf die Witwe mit leiser Stimme: "Genau das wollte ich doch von Ihnen wissen." Ob sie das je erfahren wird? Die FPÖ hat ihr erst einmal eine politische Sendepause verordnet. Es geht ihr nicht gut. Den Slogan: "Mit guter Hoffnung in die Landtagswahl" haben die Freiheitlichen inzwischen abgesetzt.