HA Chicago - Lamar Hunt ist selten zum Staunen zu bringen. Einmal gelang es. "Wie alt ist der HSV? 113 Jahre? Bemerkenswert", sagte der Ölmulti, der sich vor fünf Jahren selbst ein Soccer-Team zugelegt hat. Und ein neues Stadion hat er der Columbus Crew gleich mitverpasst, "in 274 Tagen gebaut", wie Hunt betont. Kosten: 28 Millionen Dollar - ohne Handwerkerstreit und ungeahnte Mehrkosten, versteht sich.

An Hunts Finger funkelt ein Super-Bowl-Ring, den er als Eigentümer der Kansas City Chiefs bekommen hat. Das neue Hobby eines der reichsten Männer der Welt ist Soccer, und da wollte der HSV die Feier nicht verderben. Zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte der Crew stand ein internationales Spiel auf dem Programm, das die Einheimischen gegen einen erschöpften Gegner aus Deutschland 4:1 gewannen.

13 000 Zuschauer feierten und sangen, als Dante Washington (6. Minute), Michael Clark (23.), Ansil Elcock (54.) und Mario Gori (56.) Tore schossen für ihr Team, und sie applaudierten freudig, als Nico Hoogma wenigstens einmal für den HSV traf (9.). "Die Zeitumstellung möchte ich nicht als Entschuldigung anführen", sagte HSV-Assitenztrainer Armin Reutershahn, um im gleichen Atemzug fortzufahren: "Natürlich waren unsere Spieler sehr müde."

Das zumindest war den Amerikanern nicht zu unterstellen. Dafür sorgte schon die Show vor dem Anpfiff. Münzwurf mit Lamar Hunt, Nationalhymnen mit Chor, Anstoß mit Ronald McDonald, so gehört sich das in der am schnellsten wachsenden Stadt der USA. Columbus, Hauptstadt von Ohio, hat eine Million Einwohner, ein kleines Stadion der Columbus Crew (22 000 Plätze), ein großes der Ohio State University (95 000) sowie zwei Mehrzweckarenen für je 20 000 Fans.

Hunt war trotzdem über das neue Volksparkstadion erstaunt. "Es gibt dort ein Dach? Sehr beeindruckend - hier sitzen die Leute lieber unter freiem Himmel."