Klaus Lemberg ist Chef des Vereins Arca, der Geld sammelt, um in dem mittelamerikanischen Staat Costa Rica die Natur zu schützen.

Von ULRIKE SCHWALM

Das regnerische Herbstwetter kann Klaus Tidemann Lemberg (68) überhaupt nichts anhaben. Der Ahrensburger schaut nicht einmal aus dem Fenster. Auf dem schweren Eichenschreibtisch vor ihm türmen sich Bildbände aus einer ganz anderen Gegend. "Ist das nicht wunderschön?", fragt er. Der Steuerberater und Wirtschaftsprüfer zeigt Bilder aus dem tropischen Regenwald der mittelamerikanischen Republik Costa Rica: Licht, das sich in den Baumkronen der Urwaldriesen bricht, exotische Vögel, üppiges Dickicht aus Bäumen und Lianen. Der Kleinstaat, der nur so groß wie Niedersachsen ist, beherbergt fünf Prozent aller Tier- und Pflanzenarten: 850 Vogel-, 150 Amphibien- und 3100 Schmetterlingsarten.

Lemberg ist kein Träumer, der sich angesichts des Schmuddelwetters in eine bessere Welt flüchtet. Mit der Bilderschau feiert er einen schönen Erfolg. "Wir kauften noch mal 21 Hektar Land in dem Höhenzug Cordillera de Tilarán, östlich von Monteverde." Er hat sich dafür nicht vom Schreibtisch wegbewegen müssen: "Ich instruierte per Fax einen Generalbevollmächtigten in Costa Rica, Professor Ronald Sanchez. Er ist Botaniker in der Stadt San Ramon." Sanchez ist zugleich Präsident von Lembergs costaricanischen Schwesterorganisation Arca (Asociación Ramónense para la conservación del ambiente, auf deutsch: Ramoneser Vereinigung für die Erhaltung der Umwelt).

Es war ein Fax von Präsident zu Präsident: Klaus Lemberg ist ehrenamtlicher Vorsitzender und Schatzmeister der Aktion zur Regenerierung costaricanischer Artenvielfalt (Arca) - Verein zur Förderung und zum Schutz des Regenwaldes in Costa Rica (40 Mitglieder). Die 1993 gegründete Initiative versucht, mit Hilfe von Spenden Ländereien zu erwerben, um eine weitere Vernichtung des Regenwaldes durch Brandrodung und Holzeinschlag zu verhindern. "1943 waren noch rund 70 Prozent des Landes bewaldet, heute gibt es nur noch Waldinseln", weiß der Schlossstädter. Sein Einsatz für Costa Rica begann Anfang der Neunziger - als ein Vetter, Rainer Krefft, ihn um Beratung bei einem besonderen Vorhaben bat: Krefft, der jahrelang Kreuzfahrten in die Karibik geleitet hatte, hörte, dass eine Landbesitzerin bei San Ramon acht Urwaldriesen roden lassen wollte. Er beschloss: Das muss verhindert werden. Krefft kaufte die Fläche, siedelte 1992 nach San Ramon um und baute dort ein Regenwaldschutzprojekt auf. Von seinem Besitz, mittlerweile 150 Hektar, hat er zwei Drittel unter Schutz gestellt, während er auf 50 Hektar Zuckerrohr anbaut und Rinder züchtet.

Im Sommer 1994, mitten in der Regenzeit, besuchte Klaus Lemberg den Vetter: "Da erlebten wir ein richtiges Kontrastprogramm zwischen unberührtem Regenwald und abgeholzten Flächen, auf denen nur noch traurige Baumruinen standen. Um das zu verhindern, haben wir Arca gegründet." Jahrzehntelang hatte die Republik Costa Rica durch Edelholzexporte Raubbau am Urwald getrieben: "Erst in jüngster Zeit tut der Staat etwas für den Regenwald, bereits 21 Prozent der gesamten Landesfläche stehen unter Naturschutz."

Trotzdem bleibt der Regenwald gefährdet. "Holz wird zwar kaum mehr exportiert, aber Einschläge finden für Kunstgewerbe und Bauholz statt, auch kommen immer wieder Brandrodungen vor - unsere Schwesterorganisation in San Ramon versucht, solche Übergriffe zu verhindern."

Schon 1993 hatte Klaus Lemberg versucht, in den Cordillera de Tilarán Land zu erwerben, was sich aber als schwierig erwies. "Erst 1997 konnte ich Verträge über die ersten 55 Hektar mit einem Notar in der Hauptstadt San José abschließen", berichtet der Ahrensburger, der fast jedes Jahr nach Costa Rica fährt. Ohne seine Gewährsleute vor Ort wäre Lemberg aufgeschmissen: "In der Republik kann man sich nämlich Landrechte ersitzen, wenn man eine Ecke lange genug nutzt. Deshalb müssen die Flächen immer überwacht werden."

Von den rund 76 Hektar, die sich bis jetzt im Besitz von Arca (spanisch für: "Arche") befinden, sind 85 bis 90 Prozent primärer Regenwald, der Rest Weideflächen, die, so hofft Lemberg, vom Wald zurückerobert werden: "Wir bemühen uns jetzt, noch weitere Ländereien zu bekommen. Ein Hektar kostet etwa 2000 Mark."

Als Vereinsvorsitzender hat er jetzt die Aufgabe, mehr Sponsoren einzuwerben: "Wir haben schon mehrere Angebote für weitere Ländereien in der Region, aber größere Spenden bleiben bisher aus." Anfangs hatte der Ahrensburger mehr Glück: "Im Jahr 1996 hat uns die Europäische Reiseversicherung den so genannten Umweltgroschen zuerkannt: Von jedem abgeschlossenen Vertrag bekamen wir zehn Pfennig - das ergab 82 000 Mark. Sehr erfreut waren wir auch darüber, dass 1997 eine Konfirmandengruppe aus dem Kirchsaal Hagen auf Geschenke verzichtete und uns stattdessen 2500 Mark überwies."

Als Fernziel schwebt Lemberg die Unterschutzstellung der gesamten Cordillera de Tilarán vor. Auch über Möglichkeiten des sanften Tourismus denkt er nach. Costa Rica erfreut sich bei amerikanischen Rentnern großer Beliebtheit: "Viele verbringen dort ihren Lebensabend." Den Arca-Vorsitzenden könnte dieser Gedanke nicht reizen. "Da hätte ich nur Sehnsucht nach Deutschland. Nach Theater, nach Kultur und allem, was ich sonst so schätze."