masch Norderstedt - Aufhören ist schwer. Wer jemals lange Zeit etwas intensiv betrieben hat, wird sich nur schlecht davon lösen können. Schon gar nicht, wenn einem dauernd gesagt wird: "Du bist noch so gut, Du darfst noch nicht Schluß machen." So ungefähr ergeht es Elard Ostermann (30), dem letzten Neuzugang beim Fußball-Regionalliga-Klub 1. SC Norderstedt.

Eigentlich hatte der Mittelfeldspieler, früher auch Profi beim VfL Bochum und HSV, seine Karriere beenden wollen. Das Totopokalfinale mit den Amateuren des HSV gegen den 1. SC Norderstedt sollte sein letzter Auftritt im Leistungssport gewesen sein. "Vorrang muß jetzt der Aufbau meiner beruflichen Existenz haben", hatte er seinen Schritt begründet.

Immerhin: Zusammen mit Geschäfts-Partner Sascha Nießen führt Ostermann eine Firma für Event-Marketing, die schon etliche große Benefiz-Veranstaltungen gemacht hat. Erst kürzlich fusionierte sie mit einer Kölner Fernsehproduktion und versucht nun, neue Formate ins TV zu bringen. Man kann sich leicht vorstellen, wie viel Arbeit dies bedeutet.

Der Abschied bei den HSV-Amateuren war Ostermanns zweiter Versuch, mit Fußball aufzuhören. Zuvor hatte er beim Lüneburger SK die Segel gestrichen. Allerdings im Zorn mit der Vereinsführung. "Manch einer begreift einfach nicht, daß man ab einem bestimmten Alter an die berufliche Zukunft denken muß". Zum HSV ließ er sich auch locken, weil er hoffte, im Marketing für die Amateure Fuß fassen zu können. Doch dies war angesichts der komplizierten Verhältnisse beim HSV letztlich unmöglich.

"In Norderstedt will ich nichts mit Marketing zu tun haben", sagt Ostermann entschieden. Daß er nun noch einmal seine Stiefel schnürt, hat eher etwas mit den Überredungskünsten von Trainer Bert Ehm und Manager Lutz Ackerl zu tun. Nach dem Debakel in Lüneburg hatte sich Ostermann in der von Ackerl intensiv betreuten dritten Mannschaft des SCN einfach fit gehalten, das schaffte die Kontakte. Und Trainer Bert Ehm kennt Ostermann schon aus seiner Zeit beim TuS Hoisdorf und beim VfL 93.

Ostermann gilt als Wandervogel. Der SCN ist seine zwölfte Station in der 13. Saison im Herrenbereich, die achte in der dritten Liga. "Ich wäre schon gerne einmal länger geblieben", sagt er. Der Wunsch nach einer sportlichen Heimat ist durchaus da.

Doch entweder mußte er aus wirtschaftlichen Gründen den Klub verlassen, oder es gab Ärger um den Hitzkopf Ostermann. So charmant er außerhalb des Platzes sein kann, wenn es im Spiel nicht läuft, hört man seine Schimpf-Kanonaden gelegentlich bis auf die Tribüne. Das schafft nicht nur Freunde. Zumal, wenn der Spieler - so genial er auch sein mag - nicht an jedem Training teilnehmen kann.

"Ich versuche schon, so oft wie möglich zum Training zu kommen", verspricht er in Norderstedt. Aber der Job verlangt, daß er unter der Woche auch schon einmal in Köln bleiben muß.

"Das ganze funktioniert nur mit viel Vertrauen auf beiden Seiten", weiß Ostermann. Schafft er es nicht zum Training, verspricht er, aus Eigeninitiative etwas zu tun. Auf der anderen Seite müssen Mitspieler und Verantwortliche auch dann hinter ihm stehen, wenn es mal nicht so gut läuft. Das wird für alle Beteiligten ein Seiltanz, doch sollte er gelingen, kann man viel Freude an Elard Ostermann haben. Wenn nicht, dürfte spätestens nach der Saison endgültig sein Fußball-Ruhestand beginnen.