rg Hamburg - Vier Jahre nach dem Bosman-Urteil präsentiert sich die Basketball-Bundesliga internationaler denn je. 54 Ausländer stehen in den Aufgeboten der 14 Klubs, so viele wie nie. Der Verlust von deutschen Spitzenspielern an zahlungskräftigere südeuropäische Vereine, darunter die Nationalspieler Tim Nees (von Ulm nach Treviso) und Marko Pesic (von Berlin nach Saloniki), der eingebürgerte Derrick Taylor (von Leverkusen nach Pau-Orthez) und Jens-Uwe Gordon (von Bamberg nach Patras), wurde mit 29 neuen Ausländern, darunter 17 aus der EU, wett gemacht. Die Renommiertesten sind die US-Amerikaner Abdul Shamsid-Deen (Ulm), Orlando Lightfood (Braunschweig) und Harold Deane (BCJ Hamburg Tigers), der Italiener Andrea Dallamora (Ulm), der Italo-Kanadier Peter Guarasci (Frankfurt), der schwedische Nationalspieler Mats Levin sowie sein norwegischer Kollege Frode Loftesnes (beide Bamberg).

Mit dem Kroaten Sinisa Kelecevic (Bonn/jetzt Frankfurt), dem Belgier Garry Wright (Ulm/BCJ), dem Deutsch-Amerikaner Steven Wriedt (Hagen) sowie dem Argentinier Rodrigo Pastore (Bayreuth/Bonn) greifen vier bewährte Kräfte nach Auslands-Gastspielen wieder in Deutschland zum Ball. Nationalspieler Ademola Okulaja (Berlin), Björn Gieseck (Leverkusen), Michael Nachreiner (Lich), Simon Casel (Trier) und Armin Leber (Bamberg) kehrten von einem USA-Aufenthalt in die Bundesliga zurück.

Die meisten Zu- und Abgänge verzeichnen Bamberg (8 Zugänge/9 Abgänge), Ulm (8/8), Braunschweig (7/9) und die Skyliners Frankfurt (9/8), die fast komplett neu formierte Teams unter die Körbe schicken. Die Skyliners gingen in der vergangenen Serie noch als Tatami Rhöndorf in Bad Honnef auf Punktejagd. Nur Alexander Frisch und Gary Collier machten den Umzug vom Rhein an den Main mit. Die geringsten Bewegungen gab es in Lich mit jeweils zwei Zu- und Abgängen, sowie der DJK s.Oliver Würzburg mit einem Neuen und drei Verabschiedungen.

Favorit bleibt Titelverteidiger Alba Berlin, obwohl Trainer Svetislav Pesic mit seinem Team nach einer mäßigen Vorbereitung hart ins Gericht geht. "Ich sehe keine Begeisterung bei den Spielern. Viele im Umfeld sind von vornherein überzeugt, dass wir wieder Meister werden", grollt Pesic. Trotz einer "schwächer besetzten Mannschaft als im Vorjahr" fordert er die vierte Meisterschaft in Serie. In der Europaliga will der ehemalige Bundestrainer "einen Schritt nach vorn tun" und die Play-offs erreichen, nachdem in der vergangenen Euro-Spielzeit nach sieben Niederlagen zum Auftakt mit einem Endspurt nur knapp der Abstieg verhindert wurde. Das Fernziel für die nächsten Jahre, die Teilnahme am Endturnier der besten vier Mannschaften, hat Pesic zunächst abgeschrieben: "Wir haben keine Mannschaft für das Final Four. Es ist nicht auszuschließen, dass sich die Situation verbessert, aber zurzeit wäre es unrealistisch davon zu sprechen."

Den BCJ Hamburg Tigers, die am heutigen Sonnabend beim Mitaufsteiger TV Lich in die Saison starten, bescheinigt die Konkurrenz, sich mit Marc Suhr (30), Harold Deane (24) und Gerry Wright (35) hervorragend verstärkt zu haben. Der angestrebte Platz in den Pre-Play-offs (Rang fünf bis zwölf) sollte möglich sein, die Abstiegs-Relegation (Platz 13 und 14) vermieden werden können. Deane wird nach seiner Leistenoperation in Lich nur zum Kader gehören, aber noch keine Spielzeit erhalten.

Sorgen bereitet den Hamburgern (Etat: 2,2 Millionen Mark) nur das Fehlen eines Hauptsponsors. Bis zum ersten Heimspiel in der Sporthalle Wandsbek am Sonnabend, den 25. September, gegen Bamberg fokussieren sich alle Bemühungen darauf, die noch erhebliche Budgetlücke zu schließen.