Er war einer der beliebtesten Schauspieler der Nachkriegszeit und gab Jack Lemmon seine deutsche Stimme. Georg Thomalla brachte Millionen Menschen zum Lachen. Gestern starb er 84-jährig in einer Starnberger Klinik an den Folgen einer Lungenentzündung.

ap/dpa Starnberg - Den Kampf gegen Klamaukrollen hat Georg Thomalla mit Würde und Können bestanden. Den Kampf gegen die Krankheiten der vergangenen Monate hat der gottesfürchtige Charakterkomiker trotz eisernen Willens verloren. Gestern starb der 84-Jährige in Starnberg.

Thomalla erlag am frühen Morgen auf der Intensivstation des Kreiskrankenhauses einem Herzversagen - die Folge einer Lungenentzündung. Im Februar war er in seiner Münchner Wohnung über einen Teppichvorleger gestolpert, hatte sich ein Hüftgelenk gebrochen. Trotz Operation und mehrerer Klinikaufenthalte erholte er sich nicht mehr von dem schweren Unfall.

Fast sechs Jahrzehnte lang gehörte der im oberschlesischen Kattowitz geborene Sohn eines Justizinspektors zu den populärsten deutschen Schauspielern. In der Paraderolle des Hadschi Halef Omar der Karl-May-Verfilmungen wird er ebenso in Erinnerung bleiben wie als unverwechselbare Synchronstimme von Jack Lemmon und Danny Kaye ("Der Hofnarr").

Gewiss hätte Thomalla lieber die großen Leinwandauftritte seiner US-Kollegen gehabt. Doch die Filmtitel des Spaßvogels vom Dienst hießen eben nicht "Manche mögen's heiß", sondern oft genug "Der Fürst von Pappenheim" oder "Einer spinnt immer". In rund 120 Streifen hat Thomalla mitgewirkt. Seine Kunst, trockene Pointen zu setzen und bei aller gespielter Schusseligkeit eine sympathische Figur zu bleiben, statt in der Rollenkarikatur zu erstarren, zeichneten den begnadeten Schnellsprecher aus. Zur Bühne kam der gelernte Koch durch seinen Bruder, einen Operettentenor. Der vermittelte ihm 1932 in Hamburg eine kleine Rolle in "Land des Lächelns". 1939 debütierte Thomalla beim Film ("Ihr erstes Erlebnis"). 1951 schaffte er den Durchbruch in "Fanfaren der Liebe": Thomalla spielte einen Musiker, der als Frau verkleidet eine Damenkapelle erobert. Es ist die Ironie zweier durch die Synchronisation verbundener Schauspieler-Karrieren, dass eine ganz ähnliche Rolle in Billy Wilders Komödie "Manche mögen's heiß" Jack Lemmon weltberühmt machte. Darauf konnte seine deutsche Stimme nie hoffen, doch war Thomalla im deutschen Film der fünfziger und sechziger Jahre eine feste Größe. 1972 wurde er mit dem Filmband in Gold geehrt. Der Yoga-Anhänger war seit 1957 mit der Gastronomin Margit Mayrl (heute 65) verheiratet, die in Badgastein Hotels besitzt.

Auch aus dem Berliner Theaterleben war Thomalla, der zwei Söhne (40 und 59) aus zwei Beziehungen hinterlässt, viele Jahre nicht wegzudenken. Einen besonderen Triumph feierte er von 1973 an in Curt Flatows Komödie "Der Mann, der sich nicht traut" - und das gleich 900 Abende lang. Einfühlsam verkörperte Thomalla in "Durchreise" (1982) einen jüdischen Konfektionär im Deutschland der Vor- und Nachkriegszeit. Und natürlich eroberte der Komiker auch die Bildschirme in Serien und Specials bei ARD und ZDF.

Er werde ihn vermissen, sagte Harald Juhnke gestern zum Tode Thomallas. "Mit ihm konnte man so herrlich blödeln." Berlins Kultursenator Peter Radunski würdigte Thomalla als "Schauspieler ganz besonderer Prägung". Für das Theater in der Bundeshauptstadt sei sein Tod ein großer Verlust.

[GROSSES LEERES STERNCHEN]

Zum Gedenken an Thomalla zeigt Bayern 3 heute um 19.45 Uhr den Spielfilm "Immer Ärger mit Hochwürden" (1972) mit Georg Thomalla in der Titelrolle sowie Peter Weck und Theo Lingen.

Stets einen trockenen Scherz auf den Lippen: Georg Thomalla 1997 bei Dreharbeiten zur ARD-Serie "Klinik unter Palmen". Was viele nicht wussten: Der Theater- und Fernsehstar war gelernter Koch. Fotos: DPA