Von VEIT RUPPERSBERG Erste Teilstücke des Hamburger Velorouten-Netzes sollen bald fertiggestellt sein. Ende Mai oder Anfang Juni wird die Veloroute von Lokstedt in das Universitätsviertel eröffnet. Weitere Radverbindungen sollen noch in diesem Jahr geschaffen werden, kündigte die Fahrradbeauftragte in der Baubehörde, Dagmar Meyer, an.

Die erste richtige Veloroute führt vom Behrmannplatz in Lokstedt 4,5 Kilometer bis zum Allende-Platz auf dem Uni-Campus. Kosten: rund drei Millionen Mark. Später soll die Strecke noch weiter in die City verlängert werden.

Das Hamburger Velorouten-Netz soll mit zehn Radler-Strecken einmal 270 Kilometer lang werden. Was ist eine Veloroute? "Das ist eine zügige, attraktive und sichere Fahrradverbindung für den Alltagsverkehr", sagt Dagmar Meyer. Bürger aller Altersgruppen könnten so zur Arbeit, zum Einkaufen, zur Uni oder zur Schule fahren. Velorouten sind ausgeschildert, erhalten Ziel- und Kilometerangaben.

Diese Velorouten sollen noch in diesem Jahr in Angriff genommen werden:

1. Vom Hamburger Rathaus zum Altonaer Rathaus über Kaiser-Wilhelm-Straße, Feldstraße, Thadenstraße, Chemnitzstraße und Max-Brauer-Allee.

2. Von den St.-Pauli-Landungsbrücken zum Rathausmarkt über Dietmar-Koel-Straße, Schaarmarkt, Rödingsmarkt und Alter Wall.

3. Vom Zentrum Harburg (S-Bahnhof) nach Wilhelmsburg über Hannoversche Straße, Harburger Elbbrücken und Katenweg zum Berta-Kröger-Platz.

4. Vom Zentrum Bergedorf (Bahnhof) nach Neu-Allermöhe über Kurt.-A.-Körber-Chaussee, Oberer Landweg zum S-Bahnhof Nettelnburg.

Außerdem soll der Außendeichweg von der Fähre Zollenspieker bis zum Hafen Oortkaten für Freizeitradler geöffnet werden. Die acht Kilometer lange Strecke, bisher für Radfahrer gesperrt, soll bis Herbst mit feinkörnigem Grand so befestigt werden, daß man dort an der Elbe entlang radeln kann.

"Es werden keine Luxusrouten angelegt", sagt Dagmar Meyer. "Das Geld haben wir nicht." Die Fahrradbeauftragte hat längst nicht nur mit der Neuplanung von Velorouten zu tun. Jede Verkehrsplanung, von der Radfahrer betroffen sind, kommt auf ihren Tisch. Das gilt auch für Grundinstandsetzungen von Straßenzügen und den Neubau von Wohngebieten.

Frau Meyer kann Nachbesserungen verlangen. Wenn mit den verantwortlichen Ämtern und Dienststellen keine Einigung zustande kommt, darf sie sich direkt an den auch für Verkehr zuständigen Bausenator Eugen Wagner wenden.

Die Fahrradbeauftragte betreut den Fahrrad-Beirat, der die Baubehörde berät. In dem Gremium sind alle fahrrad-relevanten Organisationen vertreten, zum Beispiel Fahrrad-Klubs, ADAC, Verkehrswacht und DBG. Gleichzeitig ist sie mit ihren beiden Mitarbeiterinnen Anlaufstelle für Bürgerbeschwerden (Telefon: 428 40 3426).

Dagmar Meyer arbeitet seit 1993 in der Baubehörde. Die 43 Jahre alte studierte Sozialwissenschaftlerin, früher bei einer Verkehrs-Consulting-Firma tätig, war in der Behörde zunächst mit der Verkehrsentwicklungsplanung beschäftigt. Im September 1995 übernahm die Wissenschaftliche Angestellte das neue Amt der Fahrradbeauftragten, ihre Position entspricht etwa der eines Regierungsdirektors.

"Wir machen keine zusätzliche Arbeit," betont Frau Meyer. Das seien alles Pflichtaufgaben der Baubehörde, die sich um alle Verkehrsteilnehmer kümmern müsse. Nach Verkehrszählungen machen Hamburger Autofahrer täglich 700 000 Fahrten, die weniger als vier Kilometer lang sind. "Viele solcher Fahrten kann man gut mit dem Fahrrad machen", wendet sie ein. Man müsse nur ein attraktives Angebot machen, um mehr Menschen aufs Fahrrad zu bringen.

Die Hamburger besitzen schätzungsweise knapp eine Million Fahrräder. Die Stadt verfügt über 2000 Kilometer Radwege, von denen 1200 Kilometer an Hauptstraßen entlangführen. Hinzu kommen 1750 Kilometer Tempo-30-Zonen, in denen sich Rad- und Autofahrer die Fahrbahn teilen. Nicht alle Radwege entsprechen den heutigen Anforderungen. Viele sind zu schmal und haben schlechten Belag. Tägliche Ärgernisse bilden Autos, die auf Radwegen parken, und Müll, der dort abgelagert wird.

Dagmar Meyer kennt die Probleme. Sie legt jedes Jahr einige tausend Kilometer per Velo zurück.

Dabei fällt ihr auch schon mal dienstlich etwas auf - etwa Absperrbügel, die im Alstervorland in den Radweg hineinragten. Reaktion der Fahrradbeauftragten: "Ich habe beim Straßenbaurevier Eimsbüttel interveniert. Die Bügel wurden versetzt."