ap/SAD München - Pavarotti heiser, Liz Taylor krank und Gastgeber Michael Jackson verletzt im Krankenhaus. Eine ernüchternde Bilanz nach dem Benefizspektakel am Sonntag abend im Münchner Olympiastadion. Immerhin: Mehr als drei Millionen Mark Spenden für Kinder in Not kamen laut ZDF bei dem fast neun Stunden langen Musik-Marathon zusammen.

Als der "King of Pop" nach etwa 30 Minuten seine Show ohne Zugabe beendete, ahnte niemand der mehr als 60 000 Besucher im Stadion und 6,24 Millionen ZDF-Zuschauer, daß er kurz darauf ins Krankenhaus eingeliefert werden mußte. Der Grund: Die sonst so perfekte Show-Technik des Megastars streikte beim "Earth Song". Auf der Bühne erschien plötzlich eine große Brücke, Jackson wurde wie bei einer Himmelfahrt emporgehoben, um sofort darauf im Erdboden zu versinken. Statt halbwegs sanft auf die Bühne zu gleiten, stürzte die mobile Brücke mit Jackson aber viel zu schnell ab - und brach durch bis in den Graben vor der Bühne. Nach dem harten Aufprall trug der Sänger blaue Flecken und Schürfwunden davon, wie die Veranstalter später mitteilten. Unter Schmerzen rappelte Jackson sich hoch und sang tapfer weiter. Im Münchner Krankenhaus Rechts der Isar hieß es nur: "Nichts Ernstes." Jackson habe bereits morgens um 7 Uhr die Klinik wieder verlassen können.

Die Unfallbrücke war von einer US-Firma installiert worden und hatte sich bei einem vorhergehenden Auftritt in Seoul schon bewährt. Veranstalter Marcel Avram: "Wir müssen froh sein, daß es noch so glimpflich abgelaufen ist. Das ist eben die Technik." Schon vorher gab es eine Serie von Pannen und Ausfällen. Die Zuschauer, die für 125 Mark Eintritt im Stadion waren, erfuhren erst hinterher, daß "Startenor" Luciano Pavarotti wegen einer Erkältung abgesagt und schon am Vorabend ein Konzert in Norwegen abgebrochen hatte. Auch die 15 000 Besucher in Oslo fühlten sich um ihr Geld betrogen, weil Pavarotti dort - mehr schlecht als recht - nur drei Arien sang und heiser die Bühne verließ. An das geplante Duett mit Jackson in München war nicht zu denken.

Auch über den geplatzten Auftritt von Elizabeth Taylor und die wegen technischer Probleme gestrichene Satellitenschaltung zu Rod Stewart wurden die Fans in München nicht aufgeklärt. Während der Moderation von Thomas Gottschalk für die ZDF-Übertragung ertönte im Stadion Musik vom Band - Berieselung statt Information. Bei der Kelly Family hingegen streikte die Tonmaschine: "Das Band läuft nicht", rief mehrfach Sänger Angelo. Und Vanessa Mae, Alan Parson sowie Roberto Alagna kämpften mit tauben Mikrofonen und stummen Lautsprechern. Helmut Lotti konnte das Gemurmel der Zuschauer kaum übertönen, und bei Teenie-Schwarm Sasha ließ ein Sprung im Sound Zweifel daran aufkommen, daß er wirklich live sang.

Wenigstens das Wetter spielte mit: Unmittelbar vor und nach dem Rock-Pop-Klassik-Fest regnete es in München. Dazwischen strahlte die Sonne am blauen Himmel. Bereits um 15 Uhr hatten Status Quo mit "Rocking all over the world" die Show eröffnet. Schlag auf Schlag folgte ein Superstar dem anderen: beispielsweise Ringo Starr, die Scorpions, Boyzone, Patricia Kaas, Zucchero, Udo Jürgens, Peter Maffay und André Rieu.

Alle Pannen und Ärgernisse schienen aber vergessen, als kurz nach 23 Uhr der langersehnte "King of Pop" höchstpersönlich auf der Bühne erschien: Michael Jackson bot - bis auf den Unfall - den gewohnt gigantischen Bühnenzauber samt Feuerwerk, Show-Panzer und Kinderchor.

Der Reinerlös kommt der Unesco, dem Roten Kreuz und Nelson Mandelas Children's Fund zugute. Susanne Anger vom Deutschen Roten Kreuz rechnet sogar mit einem zweistelligen Millionenbetrag, wobei sie auch die TV-Übertragungsrechte in 20 Länder und die Jackson-Gala in Seoul vom Freitag mitzählte. Ein Wirtschaftsprüfer soll sicherstellen, daß die Spenden auch ankommen: "Hier verdient sich keiner eine goldene Nase."