Die Großhansdorferin Susanne Speck vermittelt Freiberufler auf Zeit in Firmen. Dieses Jobhopping möchte die 30jährige als Franchise-System bundesweit ausbauen.

Jobhopper - dieser Begriff galt vor wenigen Jahren noch als Schimpfwort für Menschen, die ihren Arbeitsplatz so rasch wechselten wie andere ihre Anzüge. Heute sind kurzfristig einsetzbare Fachkräfte auf Zeit dagegen gesucht.

"Wir werden alle Jobhopper werden. Die Lebensstellung wird es nicht mehr geben", prophezeit Stefan Wolf, Leiter des Themas "Zukunft der Arbeit" bei der Expo 2000 in Hannover. Diesen Satz hat Susanne Speck (30) aus Großhansdorf in einem Zeitungsartikel dick angestrichen. Die Werbekauffrau war, wie in ihrer Branche üblich, selbst Jobhopperin - und sie will jetzt mit ihrer seit 1996 aufgebauten Firma Jobhopper Fachpartner-Agentur ein bundesweites Franchise-System aufbauen.

Programmierer gefragt

"Immer mehr Firmen wollen sich auf ihre Kernkompetenz konzentrieren und die restlichen Aufgaben auslagern", meint die Stormarnerin, die freiberufliche Marketing-, EDV- und Internetexperten auf Zeit an Unternehmen vermittelt. "Derzeit sind Programmierer aller Art gefragt. Wenn Fachkräfte frei sind, muß man ganz schnell handeln", betont Speck, die in ihrer Datenbank 300 Selbständige hat, die für die Vermittlung bezahlen müssen.

Firmen können bei Susanne Speck einen Werbefachmann oder einen Marketingkonzeptioner für 90 bis 150 Mark Stundenhonorar, einen Grafiker, Fotografen oder Internetgestalter für 60 bis 120 Mark, einen Programmierer oder Datenbankentwickler für 90 bis 160 Mark (je nach Arbeitsanfall) buchen oder auch ganze Projekte von eigens zusammengestellten Teams erledigen lassen.

Selbständigkeit als Ziel

Auf die Idee war die junge Frau gekommen, weil sie nach der Lehre in einer Hamburger Werbeagentur immer wieder wechselnde Arbeitgeber hatte: "Ich war zwischendurch freiberuflich in Werbe- und Promotionagenturen. Mein Ziel war immer die Selbständigkeit. Als ich mal fünf Monate bei einer Zeitarbeitsfirma tätig war, dachte ich mir: So etwas müßte man für Fachkräfte machen, die Freiberufler sind."

Im Sommer 1996 erarbeitete sie in rund sechs Monaten ein etwa 70seitiges Konzept, um diese Idee in die Tat umsetzen zu können. Zugleich war sie für zwei Kunden im Einsatz, den Industriefilterhersteller Camfil in Reinfeld und den Getränkefachhandel Trinks in Lübeck.

Die Jungunternehmerin, die heute unter anderem das Haleko Lebensmittelkontor, die Verlagsgruppe Milchstraße und die Firma Coloplast (alle Hamburg) zu ihren Kunden zählt, begann als Einzelkämpferin in ihrer Wohnung in Steinfeld: "Vom ersten Honorar leistet ich mir dann einen 24 Jahre alten VW Käfer, weil mein anderer Wagen nicht mehr lief."

Vor einem guten halben Jahr hat sie Büro und Wohnung nach Großhansdorf verlagert. "Meine Firma ist meine Familie", meint Susanne Speck. In dem schlicht eingerichteten Büro waltet Pascal Ehlig (18) aus Bad Oldesloe, der drei Jahre lang IT-Systemkaufmann lernt. Ihr Lebensgefährte Oliver Braun (34), ein Diplomkaufmann, sorgt für die Kundenbetreuung. Er hat bereits in seinem früheren Wohnort Köln ein Franchise-System namens R + O Automobile (Kfz-Im- und Export) aufgebaut und Lizenzen vergeben.

Franchise - die Überlassung von Nutzungsrechten wie Firmenidee, Warenzeichen, Marketing- und Vertriebskonzept an andere - ist auch das, was Susanne Speck jetzt für Jobhopper umsetzt. "Seit November 1998 vergeben wir Lizenzen. In Mühlheim gibt es bereits eine Geschäftsstelle für den Großraum Essen und das westliche Ruhrgebiet, in Bielefeld eine für Ostwestfalen/Lippe."

Gegen eine Einstiegsgebühr von 20 000 Mark bekommen die Franchisenehmer ein Handbuch, Nutzungsrechte, Marketing-, Vertriebs- und betriebswirtschaftliches Know-how." Außerdem wird Gebietsschutz nach Postleitzahlregionen vereinbart.

Mut hat der Stormarnerin vor kurzem die internationale Franchisemesse in Frankfurt/Main gemacht, bei der sie zum erstenmal war: "Während benachbarte Aussteller nur eine Handvoll Kontakte knüpften, waren es bei uns rund 100." Unter diesen Interessenten will sie jetzt diejenigen auswählen, die eine Lizenz bekommen. "Sie müssen kaufmännisches Know-how mitbringen, kontaktfreudig und vertriebserfahren sein sowie Marketing- und EDV-Wissen haben."

Ihr Ziel sind 30 bis 50 Franchisebetriebe. "Ich selbst würde mich später am liebsten auf das Marketing konzentrieren."

Um flexibel zu bleiben und weitere Geschäftsfelder zu erschließen, setzt sie vor allem auf die Kooperation mit anderen Selbständigen. Zum Beispiel für ihr neues Projekt "Bürofachkräfte-Netzwerk für Handwerker": Ein Dutzend Bürofachkräfte, die in ihrer Kartei stehen, sollen mittels Jobhopper in Handwerksbetriebe vermittelt werden. Partnerin bei diesem Projekt ist Patricia Westphal (35) aus Ahrensburg. Sie arbeitet daran, Kunden für das Netzwerk zu akquirieren.

Vertriebspartnerschaft

Kennengelernt hatten sich die beiden Frauen in Bargteheide bei einem Existenzgründerinnentreffen der Initiative "Frau und Beruf". "Im Februar 1999 haben wir dann eine Vertriebspartnerschaft vereinbart", erläutert Westphal das Konzept. Die Ahrensburgerin hatte 1994 eine Unternehmensberatung für Vertrieb und Marketing gegründet, nachdem sie zuvor Prokuristin einer Softwarefirma gewesen war.

Patricia Westphal hatte schon einmal fünf Beschäftigte, arbeitet heute aber lieber mit Freiberuflern. "Ihnen gehört die Zukunft. Firmen wollen sich nicht mehr langfristig binden", meint sie.

Die Erfahrung, daß Unternehmen lieber flexibel disponieren, hat auch Marion Schilling (39) aus Groß Barnitz gemacht. Sie betreibt seit 1997 in ihrer Wohnung die Ein-Frau-Firma Perfect Büroservice und kooperiert mit Jobhopper. "So spare ich mir die Werbung und bleibe trotzdem mein eigener Herr", nennt die gelernte Fremdsprachenkorrespondentin die Vorteile.

1991 war die zweifache Mutter nach zehnjähriger Familienpause und einer Fortbildung zur Groß- und Außenhandelskauffrau wieder in den Beruf eingestiegen. Einen Teil ihrer Aufträge bekommt sie jetzt von Jobhopper, für die Vermittlung zahlt sie Provision. Aber auch für Susanne Speck selbst wird Marion Schilling tätig: Sie hat schon im Auftrag der Großhansdorferin Neukunden für EDV-Betriebe, Werbefirmen und Verlage am Telefon akquiriert.

Geschäfte auch per Internet

Demnächst könnte ein neuer Telefonakquise-Auftrag auf sie warten: Susanne Speck hat Ostern 1999 gemeinsam mit Oliver Braun eine zweite Firma gegründet, die Bild- und Presseagentur Tiefenschärfe. Sowohl die Jobhopper-Gründerin als auch ihr Lebensgefährte sind nämlich begeisterte Fotografen: "Wir planen eine Website für Verlage, auf der wir Bilder zu bestimmten Themen wie beispielsweise American Football oder New York anbieten, die wir dann per E-Mail versenden."

Noch eine Idee für ein Franchising? "Das soll Hobby bleiben", meint Speck.