ma Hamburg - Drama um HSV-Stürmer Karsten Bäron. Am Pfingstsonnabend wurde dem zweifachen Familienvater, der unter einer Angina litt, plötzlich schlecht, er stand dicht vor einem Kollaps. Ehefrau Monika rief den ärztlichen Notdienst an und bat um Hilfe, aber die erfolgte nicht: Notarzt auf Tour, die Bärons wurden vertröstet. Als alles zu lange dauerte, rief Monika Bäron über 112 nach einem Notarzt, aber sie wurde wieder an den ärztlichen Notdienst verwiesen. Als wieder alles zu lange dauerte, fuhr die Frau ihren Mann per Pkw ins Heidberg-Krankenhaus - und es begann eine schier unglaubliche Geschichte.

Im Heidberg, so berichtet Monika Bäron, wurden sie abgewiesen. Mit dem Hinweis, daß die zuständige Abteilung in das Krankenhaus Ochsenzoll (Klinikum Nord) verlegt worden sei. Also ging es in die Langenhorner Chaussee. Dort angekommen, lief Monika Bäron sofort in die Aufnahme, während dem im Auto sitzenden Ehemann plötzlich schlecht wurde. Karsten Bäron stieg aus dem Auto und übergab sich im Freien. "Meinem Mann geht es schlecht, wir brauchen Hilfe", bat Monika Bäron, doch die Antwort war wenig ermutigend: "Das haben wir gesehen, daß ihr Mann Hilfe braucht, aber wir dürfen nicht aus dem Krankenhaus hinaus. Sie müssen ihn schon selbst hereinbringen."

Monika Bäron war ratlos. Ihr Mann ist 1,96 Meter groß: "Wie soll ich das allein schaffen?" Immerhin: Die Krankenhaus-Angestellten gaben ihr einen Rollstuhl. Mit letzter Kraft und mit Hilfe seiner Frau schleppte sich Karsten Bäron auf den Sitz, doch in der Notaufnahme stürzte er vor Schmerzen zu Boden und blieb regungslos liegen. Dann das eigentlich Unglaubliche: Ein Arzt ging um Zentimeter am HSV-Stürmer vorbei, fast wäre er noch über ihn hinweggestiegen. Auf dem Flur sagte dieser Arzt dann einem Kollegen: "Da liegt ein Vollgedröhnter."

"Da bin ich völlig ausgeflippt, das war zuviel für mich. Ich habe denen gesagt, daß mein Mann weder vollgedröhnt noch volltrunken ist, sondern krank. Er hat Schmerzen, habe ich gesagt." Die lakonische Antwort des Arztes klang wie Hohn in ihren Augen: "Ja, das kann ja sein . . ."

Monika Bäron griff zu ihrem letzten Mittel, sie wurde lauter. "Ich habe die Ärzte daran erinnert, daß sie schließlich einen Eid darauf geleistet haben, den Menschen zu helfen - ,Ihr müßt helfen, sofort.' Dann ging es plötzlich doch schnell."

Karsten Bäron wurde von einem Arzt als HSV-Spieler erkannt, und er wurde untersucht. Die Diagnose des Zusammenbruchs: Herzmuskel- und Herzbeutel-Entzündung. Bäron, der auf der Intensivstation liegt, wird mindestens zwei Wochen im Krankenhaus bleiben müssen, ein Rückschlag für den um Genesung bemühten Stürmer.

"Ich habe gedacht, ich wäre im falschen Film. So etwas habe ich nicht für möglich gehalten", sagt Monika Bäron und führt erleichtert an: "Es geht Karsten inzwischen wieder gut, er wird versorgt, alles ist unter Kontrolle."

Zuvor aber war es eine Tortur. "Ein großer Schock, ich war mit meinen Nerven am Ende. Irgendwie denke ich, daß die Ärzte geglaubt haben, Karsten würde simulieren. Aber was ist, wenn es wirklich um Leben und Tod geht? Die müssen doch etwas machen, nicht nur sich ablehnend verhalten", sagt Frau Bäron und fügt an: "Vielleicht trage ich eine gewisse Mitschuld, vielleicht hätte ich mich nicht so leicht abwimmeln lassen sollen - aber ich war eben aufgeregt. Insgesamt aber habe ich mir Sachen bieten lassen, die ich mir besser nicht hätte bieten lassen sollen. Leider habe ich die Namen der Beteiligten nicht mehr."

Abschließend sagt Monika Bäron: "Wir wollten und wollen ja keinen roten Teppich ausgelegt bekommen, nur ganz normal behandelt werden."