dpa Celle - Großer Erfolg für die Polizei: Nur zehn Tage nach dem Fund einer grausam zerstückelten Frauenleiche im Elbe-Seitenkanal ist der Mordfall "Isenbüttel" (Niedersachsen) aufgeklärt. Die Sonderkommission "Torso" hat einen 39jährigen gelernten Schlachter gefaßt. Olaf W. aus Celle hat den Mord an der 59jährigen Ruth Buchelt gestanden. Das teilte der Leiter der Soko bei der Gifhorner Polizei, Jürgen Schmidt, mit. Ein Richter erließ Haftbefehl.

Die Mordkommission prüft nun ähnliche unaufgeklärte Fälle aus dem gesamten Bundesgebiet, da der Mann zuletzt als Kraftfahrer "kreuz und quer" durch Deutschland gefahren sei. Besonderes Augenmerk legen die Ermittler dabei auf die Morde an der 18jährigen Yasmin Stieler aus Uelzen im Oktober 1996 und an Markus Wachtel (13) vor einem Jahr in Peine. Auch diese Leichen waren fachmännisch zerstückelt worden. Außerdem lagen die Tatorte nicht weit von Isenbüttel entfernt.

Wie hat die Polizei den Mord so schnell aufklären können? Nachdem die Tote anhand ihres Genmusters als die 59jährige Rentnerin identifiziert werden konnte, war auch schnell ihre Stammkneipe ausfindig gemacht, der Ort, an dem sich die Spur von Ruth Buchelt verlor.

Nach Angaben von Schmidt hatte der Verdächtige die Frau am 28. Februar vor der Celler Gaststätte "Paris-Dakar" angesprochen. "Sie vereinbarten, noch einen Kaffee zu trinken." In der Wohnung von W. kam es laut Schmidt "zu sexuellen Handlungen" und dem Mord. Das Motiv ist noch unklar. "In der Wohnung hat er die Leiche zerteilt, in Tüten verpackt und zum Teil bei Isenbüttel in den Kanal geworfen. Weitere Leichenteile wurden von ihm vergraben." Auch diese seien inzwischen gefunden worden. Noch nicht entdeckte Leichenteile liegen vermutlich im Kanal. Sie sollen in den nächsten Tagen gesucht werden.

Olaf W. ist wegen Vergewaltigung einer jungen Frau vor 18 Jahren vorbestraft. Nach Verbüßung von dreieinhalb Jahren Haft im Gefängnis in Hannover wurde er vorzeitig entlassen. Er ist geschieden und Vater zweier Kinder. Seine Lehre zum Schlachter brach er vorzeitig ab und ließ sich zum Koch ausbilden. So erklären sich die "fachgerechten Schnitte", die er an seinem Opfer ausführte. Den Torso der Frau hatten Mitarbeiter des Hafen- und Schiffahrtsamtes am 3. März im Elbe-Seitenkanal gefunden. Er war derart grausam zugerichtet, daß er zunächst für einen Tierkadaver gehalten wurde. Erst ein zweifelnder Tierarzt alarmierte am nächsten Tag die Polizei.

Überführen konnte die Polizei den Berufskraftfahrer, der schon durch eine erste Überprüfung der Kneipengäste bekannt war, durch eine Baustelle in Gifhorn, die der Mann seit einiger Zeit mit Material belieferte. In einem Supermarkt ganz in der Nähe gab es nämlich die schwarzen Müllsäcke, in denen die Leiche transportiert worden war. Am Freitag schließlich holte die Polizei den Verdächtigen zum Verhör. Gleichzeitig überprüften Spezialisten seine Wohnung auf Spuren und wurden fündig.

In der Kneipe "Paris-Dakar" in Celle sitzt der Schock bei den Gästen tief. "Wir reden nur noch über diesen schrecklichen Mord", sagt die Kellnerin. "Natürlich kann ich mich an den Abend erinnern", bricht es aus ihr heraus. "Die Ruth war eine gute Freundin von mir." Alle Gäste kennen sich im "Paris-Dakar". "Der Mann war an dem Abend zum zweitenmal hier. Er hat an dem Abend auch Ruth angesprochen." Das Opfer hinterläßt seinen pflegebedürftigen Ehemann (60).

Auch nach dem Tatabend sei der Olaf W. mehrfach in der Kneipe gewesen, sagt die Kellnerin. Er sei aber ein Außenseiter in der Runde geblieben. "Niemand mochte ihn", so die Frau.