Bei Schneverdingen entsteht ein Meditationszentrum

lni Schneverdingen - Stattliche Häuser und Ställe säumen die Alleen in Lünzen in der Lüneburger Heide. Am See liegt ein einziges Cafe, ringsherum grasen Pferde. Vom 10. August an ist die ländliche Idylle um eine bundesweit einmalige Einrichtung reicher: Ein buddhistisches Meditationshaus unter dem Schutz des Dalai Lama. "Semkye Ling", Ort der Erleuchtung, diesen Namen gab das geistliche und weltliche Oberhaupt der Tibeter dem ehemaligen Landsitz eines Heimatdichters.

Der Gelehrte Geshe Thubten Ngawang, Leiter des tibetischen Zentrums in Hamburg, wird dem Wunsch des Dalai Lama gemäß in das 600-Seelen-Dorf bei Schneverdingen ziehen. "Hier", sagt der Geshe, "entsteht irgendwann vielleicht auch ein Kloster."

Der Mönch Oliver Petersen und die Nonne Gerti Erhard werden mit dem Geshe und einem weiteren tibetischen Gelehrten, der ebenfalls vom Dalai Lama bestimmt wurde, dauerhaft in Lünzen leben. "Der Buddhismus nimmt meinen ganzen Tag in Anspruch", begründet Oliver Petersen, der seit elf Jahren Buddhist und seit zwei Jahren Mönch ist, seinen Schritt. In dem Haus sollen Buddhisten meditieren und

ihr gelerntes Wissen vertiefen. Auch der 64 Jahre alte Geshe will hier seine Drenahresklausur beginnen, eine Zeit, in der er sich ausschließlich auf seinen Glauben konzentrieren will.

"Semkye Ling" ist aber auch ein Ort der Begegnung mit Laien und anderen Religionen. Hier sollen Meditationskurse, Seminare und interreligiöse Gesprächskreise stattfinden. Als Leiter des Tibetischen Zentrums in Hamburg bringt der Geshe bereits einen reichen Erfahrungsschatz nach Lünzen mit: Als er 5000 Mark aufgewendet werden. "Wir sind auf deutsche Spender angewiesen. Tibeter haben keinen Staat, der sie und ihre Lehre unterstützt", erläutert der Geshe. So sind denn auch im Verein des Tibetischen Zentrums und in der 1988 gegründeten Studienstiftung für den tibetischen Buddhismus vor allem Deutsche eingetragen.

Spektakuläre Kino-Hits mit dem Hintergrund Buddhismus oder die Esoterik-Bewegung in den 80er Jahren hätten zwar für Zulauf gesorgt. Doch der Geshe betont: "Wir sind keine Modeerscheinung." Erst seien Physiker, dann Theologen gekommen. "Jetzt wollen viele Psychotherapeuten mehr wissen." Christen, die sich mit den geistigen und meditativen Elementen der 2500 Jahre alten Religion beschäftigten, fänden danach oft um so intensiver zu ihrem eigenen Glauben zurück.

Vor allem 30- bis 40jährige Menschen, quer durch alle Schichten, besuchten das Hamburger Zentrum. "Die meisten haben Lebenserfahrungen und Enttäuschungen schon hinter sich", berichtet er. Zu einem Glauben oder Gott hätten sie kein Vertrauen. Doch: "Meine deutschen Schüler", sagt der Geshe lachend, "sind Demokraten. Sie wollen nicht immer den Rat ihres Lehrers."

Ort der Begegnung mit

anderen Religionen

1979 in die Hansestadt kam, existierte eine buddhistische Gemeinschaft so gut wie gar nicht. In den folgenden Jahren baute er das Zentrum zu einer überregional anerkannten Institution auf. Mittlerweile gibt es dort zahlreiche Kurse, Dialogkreise, einen Verlag und eine Bibliothek. Europaweit einmalig ist ein siebenjähriges Studium des Buddhismus.

Das Zentrum und auch das Meditationshaus in Lünzen werden von einem Verein getragen. 1,3 Millionen Mark kostete der Ankauf des Landsitzes samt Grundstück. Für seinen Betrieb sollen monatlich zwischen 3000 und