Sensation in Schleswig-Holstein: Einer der spektakulärsten Mordfälle des Landes scheint endlich aufgeklärt zu werden. Zwölf Jahre lang war Heike Lehmann (damals 20) aus Seth (Kreis Segeberg) spurlos verschwunden. Jetzt fand ein Landwirt im Moor ein säuberlich ausgeschachtetes Loch - ihr Grab.

Von SABINE SAUTTER lizeisprecher Wolfgang Ketels. ? ? ? t, i- u "Die Chance, einen Täter nach Bad Segeberg - Es geschah am wolf j ahren zu finden, ist sehr 12. September 1982. Heike tanzte m und ein abso i ute r Glücksmit ihrem Freund, dem 24jahn- f a]1 ., f 993 gab es in Deutschland gen Landwirt Horst P, die ganze 1299 Morde von denen 91,1 Pro- Nacht auf dem Rendsburger zent au f gek i ärt sind. Norla-Ball. Heike ist im sechsten Manchmal dauert es zwei Monat schwanger, in einer Wo- g manchmal einige Woche soh Verlobung sein. Im Mor- ch | n '., sagt Thomas Rindsfüßler §engrauen fährt das Paar nach vom Bundeskriminalamt. ?Das eth zurück, Horst laßt seine ht schnen da sich mehr Be- Heike um 4. 15 Uhr an der Haupt- | mte mit einem Mord beschäftistraße aussteigen. Er muß weiter mit einem Diebstahl." zum väterlichen Hof lnVoßnoh- Heikes Fah verläuft gegen jede len (Kreis Todesfelde). Bis zu lh- kriminalistische Erfahrung: Erst rem Elternhaus muß die blonde mehr zwei Jahre nacn ü^em Verkäuferin nur noch wenige verschwinden wird Horst P. fest- Meter gehen. Horst P. sagt spater genommen. Er ist mittlerweile zur Polizei: ?Ich sah sie noch aui it einer anderen Frau verheiradas Grundstück gehen und um tet> sie erwar t e t ein Kind. Der die Hausecke biegen. Jungbauer bestreitet den Mord.

Doch das Mädchen kommt nie Die Pohzei findet keine Beweise, zu Hause an. Die Mutter ent- nach zwei Wochen wird er aus der deckt zur Frühstückszeit das un- Untersuchungshaft entlassen, benutzte Bett, schlägt Alarm. Doch er findet keine Ruhe. Wie

ein Aussätziger lebt er in der Voßhöhler Dorfgemeinschaft (170 Einwohner). Seine Frau verläßt ihn, nimmt die zwei Kinder mit.

Im November 1994 der Schock: Horst P. wird wieder verhaftet. Ein benachbarter Landwirt macht, nur 500 Meter neben Horsts Zuhause, auf seinem Torfgrundstück einen grauenvollen Fund: ein Loch, säuberlich ausgeschachtet, zwei Meter lang, 60 Zentimer breit und tief. Daneben einige verwitterte Holzbohlen. Polizei-Techniker finden heraus: Es ist Heike Lehmanns Grab.

Die Leiche bleibt verschwunden, doch die Kripo ist sicher: "Hier hat das Mädchen jahrelang, wahrscheinlich in einem Plastiksack, gelegen." Ermittlungsleiter Herman Husken vermutet: Horst P. mußte Heikes Leiche verschwinden lassen, weh auf dem morastigen Gelände Fischteiche angelegt werden sohten.

Eine Zeugin vom Tattag erhärtet den Verdacht: Sie habe den orangefarbenen Opel Ascona von Horst P. frühmorgens ohne Licht auf dem Weg zur Torfkuhle gesehen. Jetzt sitzt der mutmaßliche Mörder in Untersuchungshaft in Neumünster.

"Ahe im Dorf trauen ihm den Mord zu", sagt ein Landwirt. Eine Voßhöhlerin: "Das Thema war nie vom Tisch, es gab immer Getuschel. Man konnte schwer in Horst P. hineinsehen. Er war so verrückt, daß er sogar im Winter kurze Lederhosen trug." Nur der Pastor nennt Horst P. einen "hebenswürdigen Mann, der sich bei der Feuerwehr engagierte".

Horst P. wartet auf seinen Prozeß.

Wenig später durchkämmen mehr als 300 Menschen sämtliche Knicks und Gräben, Waldstücke und Wasserlöcher im Umkreis - keine Spur von Heike Lehmann. Damals rätselte ein Polizeisprecher: "Sie ist so gründlich verschwunden, als hätten sie Überirdische in ein Ufo gesaugt."

26 Monate später. Heike ist immer noch nicht aufgetaucht. Mittlerweile geht die Pohzei von einem Mord aus. Die Kommission ermittelt: Heikes Schwangerschaft war ungewollt, ihre Eltern drängten auf eine Verlobung. Doch Horst fühlte sich unter Druck gesetzt, erfand ständig neue Ausreden. Hatte der Sohn aus wohlhabender Famihe Angst, seinen Eltern von der Beziehung zu einer Verkäuferin zu erzählen? Tatsache ist, daß seine Eltern weder etwas von der Verlobung noch von der Schwangerschaft wußten.

"Die meisten Morde sind Beziehungstaten, werden rasch aufgeklärt", sagt der Hamburger Po-