SAD London/New York - Ihre Freunde sagen: "Diese beiden haben niemals einen solch furchtbaren Mord auf dem Gewissen!"

Diese beiden: das sind der Student Jens S. (19), Sohn des deutschen Vizekonsuls in Detroit, und seine amerikanische Freundin Elizabeth Haysom (23). Sie wurden auch gestern wieder im Londoner Scotland- Yard-Hauptquartier pausenlos verhört.

Der Verdacht: Jens S. soll zusammen mit seiner Freundin das amerikanische Mülionärsehepaar Derek (72) und Nancy Haysom (53) umgebracht haben - die Eltern von EUzabeth (wir berichteten).

Doch handfeste Beweise scheinen die Beamten noch nicht gefunden zu haben. Die Zeit drängt: Am Montag wül ein Gericht entscheiden, ob die beiden freikommen oder wegen Mordverdachts an die USA ausgellefert werden.

Klaus S., der Vater des gen, hat einen Londoner Rechtsanwalt damit beauftragt, die Interessen seines Sohnes wahrzunehmen. Das bestätigte das Auswärtige Amt in Bonn. Klaus S. soll auch selbst nach London geflogen zu sein.

Als der Springer-Auslandsdienst (SAD) in der Wohnung des Diplomaten in Detroit anrief, meldete sich seine Frau. Sie sagte: "Ich habe keine Zeit, ich kann nicht reden." Auf die Frage, ob ihr Mann zu sprechen sei, antwortete sie: ?Nein, er

ist unterwegs." Dann legte sie auf.

Offenbar stützen sich die Ermittlungen in London vor allem auf einen mysteriösen Fund in der Wohnung von Jens S.: Dutzende von Briefen seiner Freundin Elizabeth, in denen sie vom Voodoo- Kult und blutigen Riten schwärmt.

Scotland Yard und auch die beiden US-Detektive, die an den Verhören teilnehmen, sehen darin möglicherweise die Erklärung für den rätselhaften Mord an dem Mülionärsehepaar.

Die Tat geschah am 1. April 1985 in einer einsamen VUla am Stadtrand von Bedford (Virginia). Die Mörder stießen mit Messern auf ihre Opfer ein, verschmierten das Blut in der ganzen Wohnung und verschwanden spurlos.

Nur Geld nahmen sie nicht mit. Dabei gab es viel Geld im Haus der Haysoms: Der gebürtige Rhodesier Derek Haysom war im südafrikanischen Stahlhandel Millionär geworden, seine Frau stammte aus der reichen Astor-Familie.

Natüriich waren auch Elizabeth Haysom und ihr deutscher Freund nach dem Mord mehrfach vernommen worden - jedoch ohne Ergebnis. Bei der Beerdigung waren sie unter den Trauergästen.

Dann, im Oktober 1985, verschwand das Pärchen plötzllch spurlos. Heute weiß man: Die jungen Leute reisten in viele Länder, auch nach Thailand. Dort sollen sie in Rauschgiftgeschäfte verwickelt gewesen sein. Möglicherweise sind beide selber drogenabhängig.

Am 1. Mai 1986 schheßllch nahm die englische Polizei die Studenten fest - wegen Scheckbetrugs.

Jens S. hatte die Millionärstochter an der Universität von Charlottesvüle (Virginia) kennengelernt. "Sie waren sofort unzertrennlich", sagt ihr Kommihtone Eric Engels. Dem Deutschen imponierte vor allem die Welterfahrenheit der schwarzhaarigen Amerikanerin.

Elizabeth Haysom war im vornehmen engllschen Internat Riddlesworth Hall erzogen worden dort ging auch Prinzessin Diana zur Schule. "Ich kann mich noch gut an Elizabeth erinnern", sagte gestern Internats-Direktorin Patricia Wood. "Sie war ein sehr kluges Mädchen. AUe Lehrer sind entsetzt über die Nachrichten."

Hat EUzabeth Haysom Jens S. dazu gebracht, zusammen mit ihr den Doppelmord zu verüben?

Gestern wurde bekannt: Vor seinem Tod hatte Derek Haysom ein Testament verfaßt und EUzabeth als Haupterbin eingesetzt. Die 23jährige muß nur noch vier Jahre warten. Ausgezahlt wird das Erbe erst an ihrem 27. Geburtstag.