Versicherungsbetrug, Diebstahl oder eine illegale Spritstour - das steckt meistens dahinter, wenn eine Luxusjacht verschwindet. Möglichst spurlos, denn dann muß normalerweise die Versicherung zahlen. Versicherungsfachleute wissen von Bermuda-Dreiecken im Mittelmeer zu berichten, wo immer wieder wertvolle Schiffe verlorengehen und die Ursache des Untergangs nie geklärt werden kann, da das angebliche Wrack unerreichbar auf dem Meeresboden liegt. Aber auch in deutschen Gewässern schlagen Bootsdiebe zunehmend ungenierter su. Das Hamburger Abendblatt ging einem solchen Fall nach.

Die elf Meter lange Luxusjacht "Maxie" dümpelt ruhig ün Fahrwasser vor Friedrichskoog (Kreis Dithmarschen). Plötzllch ein BUtz und eme Explosion, die das Schuf auseinanderreißt: Die Dächer von Kajüte und Fahrstand fliegen in die Luft, die Frontscheibe des Bootes wüd ins Wasser geschleudert. Der Rumpf und die restiichen Aufbauten fangen Feuer. Schlleßllch - während das hellblaue Beiboot mit dem Namen "Maxie" zum Ufer tuckert - geht das Schiff unter. Einen Tag später finden Sportschiffer Wrackteüe und das Schlauchboot und benachrichtigen die Wasserschutzpolizei in Büsum.

"Was passiert ist, das wissen wir inzwischen. Aber wir. wissen nicht, wie und warum es passiert ist!" Der Schiffssachverständige Jürgen Altstaedt und der Kripo-Beamte Hartmut Schneider versuchen seit dem 13. September hinter das Rätsel des Untergangs zu kommen. Die Jacht war schnell identifiziert: Die "Maxie" war ein 34 Fuß langes Motorboot das seinen Liegeplatz auf dem Werftgelände der Firma "Interboat" am Holzhafenufer in Moorfleet hatte.

Eigentümer der Jacht ist zwei Tage später entdeckten Fritz Maxsem aus Eidelstedt. Marineteucher aus Eckernför- "An einem Dienstag waren de den ausgebrannten Rumpf meine Frau und ich zuletzt an der ?Maxie" im Fahrwasser

Bord. Als wir am Sonnabend von Friedrichskoog, darauf von der Ostsee zurück- Die Versicherung beauftragkamen, wollten wü- noch ein- te einen Sachverständigen, mal nach dem Schuf sehen, der die Ursache der Explosion und da war der Liegeplatz klären sollte. Die Ermittlunleer!" Maxsein hatte das Boot gen Uefen an. War das Boot vor vier Jahren für rund von jemandem gestohlen wor- 100 000 Mark gekauft. Mit sei- den, der damit eine Spritztour ner Frau, seinen drei Töchtern unternehmen wollte? Dafür und den Enkelkindern hatte sprach, daß Mitte August, nur er jeden Sommer auf dem wenige Wochen vor dem Dieb- Schiff an der Ostsee ver- stahl der "Maxie", ein anderes bracht. "Eine herrüche Zeit", Schiff von einem Liegeplatz erinnert er sich, "an Bord der ?Interboat" verschwunkonnte man so richtig den war. Die "Rolling Home", abschalten." eme eh* Meter lange Martinin diesem Sommer aber jacht wurde allerdings kurze blleb das Boot an seinem Lie- Zeit später wiedergefunden: geplatz in Moorfleet für den der Bootseigner im Monat etwa 150 Mark bezahlte. Da seine Frau erkrankt war, konnte Maxsein nicht auslaufen. Das Ehepaar ging nur in Moorfleet an Bord und sonnte sich bei gutem Wetter an Deck.

Als Maxsein den Diebstahl feststellte, erstattete er Anzeige. Drei Tage später wurde das Schlauchboot identifiziert, wurden die ersten Wrackteüe geborgen, weitere Das SchüT trieb verlassen querab vor Blankenese.

"Warum soüte jemand das Boot nach emer Spritztour auf diese Art loswerden wollen", fragen sich die Experten, "es könnte allerdings auch an Bord einen Unfall gegeben haben, der zum Verlust des Schiffes geführt hat." Aber: Bei der ungeheuren Wucht der Explosion hätten Menschen getötet oder aber schwer verletzt werden müssen. Im Wrack der "Maxie" wurde jedoch nichts gefunden, das darauf hingedeutet hätte.

Also doch Diebstahl auf Bestellung oder Versicherungsbetrug?

Für Walter Ziegenhals, den Geschäftsführer von "Interboat", kommt Diebstahl auf Bestellung nicht in Frage. "Die klauen nur neuwertige Boote", sagt er, "und dann haben sie andere Typen im Auge, als eine Adler 34, die zudem - wie die ,Maxie' -schon acht Jahre alt ist."

-Natürllch haben wü auch

geprüft, ob hier ein Versicherungsbetrug vorüegt", sagt Kripo-Mann Hartmut Schneider. Jacht-Eigentümer Fritz Maxsein wollte das Schiff schon seit 1981 verkaufen. Am 28. Januar 1981 ertellte er "Interboat" einen Verkaufsauftrag für die Motorjacht. Verhandlungsbasis: 95 000 Mark. Ein Käufer hatte sich nicht gefunden, nicht zuletzt wohl deshalb nicht, weü der Preis Die elf Meter lange Motorjacht "Maxie"

hatte ihren Liegeplatz am Holzhafenufer in Moorfleet (o.). Nach der Explosion wurden von dem Schiff nur noch Einzelteile und der verkohlte Rumpf geborgen (II.)

des Schiffes überhöht schien. Experten sind der Meinung, daß die "Maxie" nur etwa 70 000 Mark wert sei. Die Versicherungssumme mit 120 000 Mark Uegt dagegen deutllch höher.

Aber der Kriminalpollzei fehlen Hinweise. "Wir haben nicht die geringsten Anhaltspunkte für einen Versicherungsbetrug", sagen die Kripo-Beamten. "Das einzige, was eventuell gegen den Eigner sprechen könnte, ist der geplante Verkauf der Jacht. Aber ihr Boot woüen heute viele Leute verkaufen!"

In gemeinsamer Arbeit haben der Sachverständige und die Kripo jetzt festgestellt, daß die Explosion auf der dieselgetriebenen "Maxie" vermutlich mit Gas herbeigeführt worden ist. Wie kam das Gas an Bord? Das Schiff hatte keine Gasanlage. In der Kombüse wurde auf Spiritus gekocht, an explosiven Stoffen waren lediglich - so Fritz Maxsein zwei Seenotrettungsraketen und zehn Liter Treibstoff für den Außenbordmotor des Beibootes an Bord.

Der Untergang der "Maxie" bleibt rätselhaft. Fritz Maxsein kann es gleichgültig sem: Sollten keine neuen Anhaltspunkte auftauchen, ist die Versicherung verpflichtet, ihm innerhalb von zwei Monaten die Versicherungssumme von rund 120 000 Mark auszuzahlen. HOLGER BAUER