Ist der stolze Viermaster "Arethusa", die frühere "Peking" und Schwesterschiff der "Passat", endgültig für Hamburg verloren? Schreibt der eigene Heimathafen einen der letzten "Flying P. Liners" der Reederei Laeisz in den Wind? Ein knallhartes Nein war gestern die Antwort von Wirtschaftssenator Helmuth Kern auf die Frage des Hamburger Abendblattes, ob die Hansestadt an dem in England zum Verkauf liegenden Großsegler interessiert sei.

"Bis zum 30. September kann noch für das Schiff geboten werden. Dann geht es nach unseren Satzungen an denjenigen, der das höchste Gebot eingereicht hat. Und wenn es nur ein Pfund ist!". So William Sansom, Geschäftsführer der Stiftung "Shaftesbury Homes", zum Abendblatt. Wie berichtet, wurden auf dem "Schmuckstück" alter Seefahrtsromantik seit 1932 Jungen im Alter zwischen 13 und 15 Jahren für die Handelsmarine und die Royal Navy ausgebildet.

Die Hansestadt hat jetzt die gro- ße Chance, mit dieser 1911 von Blohm + Voss gebauten Viermastbark ein gutes Stück hanseatischer Segelschiff-Tradition aus Rochester in den Hamburger Hafen zurückzuholen. Sogar ein Vorkaufsrecht hat die Londoner Maklergesellschaft Mullion & Co. Hamburg eingeräumt. Die "Passat" wurde Hamburg bereits vor Jahren von Lübeck vor der Nase weggeschnappt.

Rigoroser Ablehnung der Behörde für Wirtschaft und Verkehr auf der einen Seite steht die Reaktion bei der Hamburger Bevölkerung gegenüber: Eine großangelegte Spendenaktion scheint für viele traditionsbewußte Hanseaten die Rettung des Windjammers vor der drohenden Verschrottung zu sein.

Rund eine Million würde es kosten, das Zeugnis guter alter Segelschifftage für Hamburg zu gewinnen und wieder segelfähig zu machen. Würde man die "Peking" nicht auf Fahrt schicken, sondern als Jugendhotel o. ä. verwenden, käme der Spaß erheblich billiger.

Bei einer Umfrage in der Hamburger Innenstadt zeigte sich gestern, daß die meisten Hamburger der Idee positiv gegenüberstehen, das imposante Segelschiff als Attraktion für den Hamburger Hafen. zu erwerben.

Die Fragen lauteten: Wären Sie dafür, die "Peking" nach Hamburg zu holen, wenn man sie für eine Million bekommen könnte? Und wenn ja, was könnte man Ihrer Meinung ans dem Schiff machen? Hier die Antworten:

Günther-H. Müller (51), Beamter: "Zur Zeit sind in Hamburg ja eigentlich die sozialen Aufgaben vorrangig. Aber wenn der Schiffskauf gemischt finanziert würde, wäre ich doch dafür. Die Verknüpfung zwischen modernem Hafen und alter Seefahrerromantik ist reizvoll. Mein Vorschlag: Restaurant-Schiff mit musealem Charakter."

Franz Hieronymus (39), Schiffsmakler: "Nein, soviel Geld sollte man für andere Dinge ausgeben! Außerdem wäre die Unterhaltung mit zusätzlichen irrsinnigen Kosten verbunden. Es liegen doch so viele Schiffe in der Welt herum, warum noch eines in Hamburg? Die ganze Sache finde ich lächerlich."

Christa Mancher (36), Postangestellte: "Du meine Güte! Nein, das ist ja viel zu teuer. Soviel Geld für so ein altes Sohiff. Das Geld sollte lieber für andere Zwecke zur Verfügung gestellt werden. Wenn man unbedingt ein Segelschiff in den Hamburger Hafen haben will, soll man doch ein neues bauen. Das ist vielleicht billiger."

Hans Hllle (68), Innenarchitekt: "Auf alle Fälle ja! Es war ja schon schade, daß die Passat in Lübeck gelandet ist. Was man draus machen könnte? Ein stadthistorisches Museum vielleicht, in Verbindung mit einem Lokal. So eine echte Pantry mit volkstümlichen Preisen wäre die gelungene maritime Ergänzung zu den Kramer-Amtswohnungen."

Manfred Velkar (35), Chef eines Fitness-Centers: "Auf jeden Fall sollte die Viermastbark für die alte Seefahrerstadt Hamburg erhalten bleiben. Da erscheint mir die eine Million noch nicht mal als zu teuer. Alte Häuser werden auch renoviert, warum nicht auch Schiffe? Man könnte ein Seefahrtsmuseum draus machen oder ein Hotel."