Gegen di" harte Konkurrenz der Großwerften an der Küste, an Elbe, Weser oder Ems, aber auch gegen politische und wirtschaftliche Krisen aller Art hat sich seit 175 Jahren ein Schiffbaubetrieb behaupten können. Die Meyer- Werft in Papenburg, die jetzt in der fünften Generation im Familienbesitz ist, feiert in diesen Tagen dieses nicht nur für Werften nicht alltägliche Jubiläum.

Am 28. Januar 1795 unterschrieb der Zimmermann Willm Rolf Mever den Kaufvertrag für ein Gelände am Kanal, um eine Holzschiffswerft zu errichten. Das war damals noch keine aufwendige Sache, obgleich sich Mever beträchtlich in Schulden stürzen mußte. Notwendig waren neben dem eigentlichen Bauplatz ein Stapelplatz für Bauholz und ein Werkzeugschuppen. Die Werkzeuge selbst brachten die Zimmerleute mit. Oft wurde für jedes einzelne Schiff eine provisorische Helling aus Brettern errichtet. Kuhdünger und Seife sorgten, wie es in der Festschrift heißt, für die

notwendige Glätte beim Stapellauf.

Die Meyer-Werft, bis heute in ihrer Entwicklung vom Ausbau der Wasserverbindung zur Ems abhängig, zimmerte zunächst kleinere hölzerne Schiffe

für den Torftransport auf deutschen Flüssen und Kanälen. Heute gehört das Unternehmen zu den bekanntesten Spezialwerften für Autotransporter, Passagierschiffe, Gastanker, Kühlschiffe, aber auch für Feuer- und totsenschiffe in der Welt. Bereits in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts, zur großen Zeit des Segelschiffs, wurden auf der Werft Briggs, Schoner und Klipper für alle sieben Meere gebaut.

Nach einer schweren Werftkrise in den siebziger Jahren und dem Tode von Franz Meyer, einem Sohn des Gründers, mußte 1877 der Betrieb der Holzschiffswerft eingestellt werden. Fünf Jahre früher hatte dessen Sohn die heute bestehende Schiffswerft und Maschinenfabrik' Joseph L. Meyer gegründet, die von Anfang an auf das Schiff der Zukunft, aus Eisen, setzte. Die Familien, tradition war gerettet.

Daß auf der Meyer-Werft solide Arbeit geleistet wurde und wird, beweist das Passagierschiff "Goetzen". das vom Reichskolonialamt bestellt wurde. Nach der Fertigstellung 1913 wurde es wieder in Einzelteile zerlegt und diese in Kisten nach Afrika verschifft, um am Ufer des Tanganjika-Sees zusammengebaut zu werden. Als es seine erste Runde auf dem See drehte, brach der 1. Weltkrieg aus, die Engländer versenkten das Schiff. 1918 wurde es gehoben und umgebaut. Heute tut es unter dem Namen "tiemba" noch immer Dienst.

In allerjüngster Zeit hat die Meyer-Werft besonderen Erfolg beim Bau von Gastankern gehabt, 14 wurden seit 1961 gebaut und eine Tochtergesellschaft für diese Branche gegründet. Größtes bisher von der Werft gebautes Schiff ist das Hamburger Fährschiff "Vikingfjord" (5000 BRT). f. f.