“Unsere Art, unehrlich zu sein, ist überlebt. Diese ehrlichen Leute sind uns über. Sie haben eine Methode entwickelt, auf ehrliche Weise unehrlich zu sein!“ Das ist die Moral einer Komödie, mit der die CCC ihr Filmjahr 1966 begann: “Lange Beine, lange Finger“. Diesem Stoff liegt die Geschichte des diebischen Wiener Mannequins Hannerl Ehrenstrasser zugrunde.

1964 wurde das Drehbuch von Johanna Sibelius und Eberhard Keindorff mit Mark prämiiert, aber noch eineinhalb Jahre vergingen, bis Artur Brauner für dieses Zwei-Millionen- Mark-Projekt die Besetzung unter einem Hut halte: Martin Held. Senta Herger. Joachim Fuchsbcrger. Hanns Lothar, das Ehepaar Irene von Meyendorff und Sir Robertson Justice. Helga Sommerfeld. Friedrieh Schoenfelder und Regisseur All'ivd Vohrer.

Für Martin Held müßte der Tag im Augenblick mindestens 'Mi Stunden haben. Seit. August hatte er genau acht freie Tage. ..Und selbst darunter waren noch der Heiligabend und zwei Weihnachtstage."

Nur allzu selten ist dieser grolle Schauspieler im Filmatelier zu finden. Grund Nr. 1: seine Theaterarbeit, die fraglos den ersten Platz einnimmt. Grund Nr. 2: der Mangel an richtigen Stoffen. ?Ich bin schon sehr glücklich, wenn ich ? wie hier -- einen guten, brauchbaren

Dialog habe. Das i.st ja schon ganz selten. Ich habe zu Hause einen ganzen Berg Drehbücher, und ich sage Ihnen: es i.st eine einzige Trostlosigkeit!"

Mit der Rolle des diebischen Barons Halbaeh hat Martin Held nach viel zu langer Pause wieder eine passende Aufgabe gefunden. Ernst oder komiseh -das ist für ihn nicht so sehr die Frage. ..Es müssen nur richtige Menschen sein! Wie in meinem letzten Film mit dem fürchterlichen Titel .Verdammt zur Sünde'. Ich weiß, ich könnte ein richtiger, handfester Komiker sein und damit das Fünffache verdienen. Aber wenn ich nicht den großen Bogen hätte ? und es ist für mich ein beglückendes Gefühl, daß ich die Kraft dazu habe . würde mir das Gi.nze keinen Spaß machen."

Seine Filmtochter Senta Beiger erfüllt, mit "Lange Beine, lange Finger" ihren vor sieben Jahren geschlossenen Vertrag mit Brauner. Streit und Ärger sind vergessen. "Brauner ging damals ein Risiko mit mir ein", sagt sie heute dazu. ..Er verhalf mir zu einer mittelmäßigen Karriere in Deutschland, die mir eine bessere im Ausland ermöglichte."

Im Anschluß an diesen Film geht sie für drei Wochen auf Verbeugungstournee durch die Staaten. Dann folgt ein neuer Film. "Ich könnte mir drüben eine ganz große Karriere aufbauen", erzählt Senta. ..Aber idi habe jetzt ein Privatleben, das mich ausfüllt. Ich dachte einmal, ich könnte nur glücklich sein, wenn ich ein Star geworden bin. Aber mit der Zeit verfliegt der Ehrgeiz. Man bekommt einen kühleren Kopf. Man muß nicht mehr alles haben und überall dabeisein."

Joachim Fuchsberger ist zur Zeit besser denn je im Filmgeschäft. Gundula Körte und Sohn Thommy müssen oft auf Reisen gehen, um das Familienoberhaupt zu treffen. Unter den zahlreichen Angeboten wählte sich ruchs.

berger ? nachdem er erst kürzlich in Italien unter Pietrangeli gedreht hatte ? ein neues "Bonbon" aus: Im März beginnt, er als Partner von Monica Vitti in Rom den Film "Die Wiederbegegnung". Sein drittes Projekt in diesem Jahr ist der "Hexer 66". der 20. Edgar Wallace. erstmals in Farbe und Cinemascope.

Regisseur Alfred Vohrer erholt sich bei dieser Komödie vom Krimi- und Wildwestgeschehen der letzten Jahre. "Ich hoffe, es gelingt uns. mit unserem Film auch internationalen Anforderungen gerecht zu werden", meinte er. Nach einem Amerika-Urlaub macht er im Sommer dann den "Hexer 66". Ob einem nach so vielen Krimis noch etwas Neues einfallt, Gags. Mordmethoden? Vohrer lachte: "Noch besteht kein Mangel. Ich habe ein dickes Buch, da kommt alles hinein, was mir gerade so einfällt" INGE DOMBROWSKI