Regisseur Frank Wisbar, Schöpfer einer Reihe von Filmen über deutsche Soldatenvergangenhcit, hat einen neuen Kriegsschauplatz entdeckt: Algerien. Zwölf Fremdenlegionäre und ein Hauptmann haben den Auftrag, einen algerischen Rebellenführer gefangenzunehmen und ihn als wichtige Geisel lebend ins französische Hauptquartier zu bringen. Der Handstreich gelingt. Aber nur der Hauptmann (Stewart Granger) kommt durch. Nicht ahnend, daß die hohe Politik aus seinem verhaßten Gefangenen einen respekterheischenden Verhandlungspartner Frankreichs gemacht hat. Denn mittlerweile wurde der Waffenstillstand geschlossen.

Diese Geschichte ist eigentlich handfest genug, um an ihr die Sinnlosigkeit des Krieges sowie die Gefühlszwiespältigkeit in der französischen Armee sichtbar machen zu können. Wisbar macht es jedoch anders. Seine Brille sieht auf französischer Seite profilierte Krieger, bei den Arabern eine anonyme Masse, die tütet und getötet wird. Sie sieht eine Blondine, die verführerisch hingegossen während der Kampfpause für erotische Spannung zu sorgen hat. Sie sieht eine Sterbeszene nach der andern, und sie sieht einen Hauptmann, der nach dem sinnlosen Opfer seiner Leute mit einem kleinen Araberjungen an der Hand guten Mutes einer besseren Zukunft entgegenschlendert.

So bleibt die Sinnlosigkeit des Krieges in diesem technisch gewiß sehr sorgfältig gedrehten Film doch nur ein Schlußgag. oder, wenn man boshaft sein will, ein Alibi für zwei Stunden Schie- ßerei. Keinesfalls ist sie der rote Faden. Mehr als ein vordergründiges pathetisches Kriegsabenteuer ohne dokumentarischen Wert können wir nicht erkennen. (Urania) hjm

Tagebuch eines Sünders

Nach einem Roman von Vasco Pralolini entstand dieses melodramatische Gedankenspiel des römischen Journalisten Enrico um seinen toten Bruder Ferruccio. In Rückblenden erinnert er sich, wie sie nach dem frühen Tode der Mutter bei der Großmutter aufwuchsen, bis Ferruccio ? um vieles jünger als er ? von einem Engländer adoptiert wurde, im Luxus aufwuchs und aus seinem Gesichtskreis verschwand. Nach Jahren erst treffen sie sich wieder,

lauten Filmkonzert der Dur-Akkorde. Nicht jedem wird sie gefallen, aber niemandem kann sie schaden. (MGM Waterloo) hst.

Die Abenteuer der Totenkopf-Piraten

An den Küsten der Karibischen See gibt es nichts grundlegend neues: die Freibeuter kämpfen wie eh und je gegen die spanischen Gewalthaber, die Gouverneure haben immer noch schöne, dem Piratenhelden zugetane Töchter, der größte Schurke fällt nach guter Tradition im letzten Duell. Alles wie gehabt, und doch wieder farbige Kurzweil. Diesmal mit Don Megowan, Sil vana Pampanini und Livio Lorenzon (acht Kinos). jh.

Gefängnis

Um es gleich zu sagen: "Gefängnis" ist ein sehr früher Bergman. So früh, daß es schwerfällt, in diesem Film (Baujahr 1948) den Autor und Regisseur von "Abend der Gaukler" (1953) wiederzuerkennen. Was wir sehen, ist eine ziemlich lieblos zusammengestoppelte Geschichte, bewußt in ewiges Halbdunkel getaucht. Gefängnis ? das ist unsere miese Welt, die vom Teufel regiert wird. Eine sinnlose Hölle für den Journalisten Thomas, eine Hölle auch für die junge Amateur-Hure Birgitta, die zuläßt, daß man ihr Kind tötet und die sich schließlich die Pulsadern aufschneidet. Das ganze so vage motiviert, so durchtränkt von schwülstigem Tiefsinn, so verkrampft literarisch bemüht, daß man froh ist, wenn einem die knappen Untertitel die zahllosen Gespräche ersparen. Nur hier und da schimmert etwas von Bergman durch; in den Traumfetzen etwa oder in den Bildern einer Rumpelkammer. Auch die Darsteller können dem Film nicht helfen. Zuviel Pathos, zuviel romantischer Überschwang im Spiel von Doris Svedlund (Birgitta) und Birger Malmsten (Thomas). Schade, wir hatten uns auf einen Bergman gefreut; dies ist keiner. (Liliencron). Jon.

Die gnadenlosen Killer

Wer soll das noch glauben? Ein Ungeheuer von einer Frau ? wer könnte das noch Mutter nennen ? erzieht ihre Söhne mit brutaler Gewalt zu Berufsverbrechern, um dann als kaltblütige Bandenchefin mit ihnen allerlei Untaten zu vollbringen. Jedes Blatt der FBI- Akten ist blutrot, aber mit Sicherheit bedeutend interessanter als dieser daraus gemachte Mordi'ilm. Er bietet leider nur eine Serie mehr oder minder ekelhafter Verbrechen, die ohne jede Spannung an primitive Instinkte appellieren, und läßt all das vermissen, was Kriminalfilme so sehenswert machen kann. (In fünf Theatern) mc finden die Brüder in einem tiefwurzelnden Zusammengehörigkeitsgefühl zueinander. Zwei Verlorene in einer ver-

worrcnen Welt, mit der sie nicht fertig werden. Ferruccio wird eines Tages von einem tödlichen Leiden befallen und stirbt. Enrico hat Zeit genug, sieh Rechenschaft darüber abzulegen, ob alles, was er für Ferruccio tat, richtig und genug war.

Ein Thema von ethischer Würde, in dezent malerische Farben getaucht und dank der unsentimentalen Darstellung durch Marcello Mastroianni (Enrico), Jacques Perrin (Ferruccio) und der wunderbaren Sylvie (Großmutter) frei von Schwülstigkeit und Pathos. Ein ganz stiller Film, eine Etüde in Moll im