Es gibt eine Zeitschrift "Die Bundeswehr". Sie ist das offizielle Organ des Deutschen Bundeswehr- Verbandes e. V. und sieht eine ihrer Aufgaben in der Stärkung der Wehrbereitschaft unserer Jugend. Unter dem Hinweis: "So macht's die Jugend Schwedens", zeigt sie Photos von uniformierten Kindern mit der Unterschrift: "An die 1000 schwedische Jungen zwischen 15 und 18 Jahren führen in den Ferien kriegsmäßige Heimwehrübungen zur Landesverteidigung durch. Die Nächte verbringen die Jungen in Zelten, .hinter der Front'. Gute Tarnung beherrscht jeder Junge spielend. Noch nicht 15 Jahre alt ist der Heimwehr-Benjamin . . ." usw.

Die deutsche Bundeswehr ringt heute mühsam um Anerkennung im Volk. Um so mehr hat sie alles zu vermeiden, was ihre Stellung in das Zwielicht des Gestrigen rücken könnte. Kinder an der Front des modernen Krieges haben wir erlebt, die Schweden nicht. Sie haben seit Hunderten von Jahren keinen Krieg mehr zu führen brauchen.

Die Bundeswehr sollte sich um "Die Bundeswehr" und deren Veröffentlichungen kümmern. Und dafür sorgen, daß wir uns um unsere Kinder nicht wieder sorgen müssen.

Hände weg von ihnen!

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Im Hotel "Balkan" in Sofia tagt das ?^Internationale Olympische Komitee. Präsident Avery Brundage, der heute 70 Jahre alt wird, wacht über den olympischen Status. Sein Kampf gilt dem Staatsamateur wie dem verkappten Profi, den Auswüchsen des Nationalismus wie dem Rummel. Für die Olympischen Winterspiele 1960 in Squaw Valley plädierte er auf den Verzicht von Bobrennen, da die bisherigen Meldungen die Kosten von 750 000 Dollar nicht rechtfertigen. Brundage will das aufgepulverte Olympiaprogramm eingeschränkt wissen, die Ostblockstaaten unter Rußlands Führung verlangten eine Ausweitung. Vorläufig haben sie Brundage überrundet.

Die nächste Tagung^ die über die Austragungsorte für 1964 beschließen will, soll im nächsten Jahr in T o k i o und die Sitzung von 1959 in Monako abgehalten werden.

Wetten, daß die Olympischen Spiele 1964 in Tokio stattfinden?

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TX7illi Daume, der wortgewandte " " Präsident des Deutschen Sportbundes, nahm als erster Deutscher nach dem Kriege eine offizielle Einladung nach Israel an. Anlaß war die 5. Maccabiade in Tel Aviv, an der 1000 Sportler aus 21 Nationen, streng nach olympischem Protokoll, teilnahmen. Daume berichtet, daß er ,eüie> freundliche Auf nähme, gefunden ijftfie, wenngleich von, "einen} Vergessen- des Gewesenen auf dei" Seite der Gastgeber natürlich noch nicht gesprochen werden könne.

Das hat auch niemand erwartet. Fingerspitzengefühl, Zurückhaltung, viel Geduld und viel guter Wille werden dazugehören, um auch auf der sportlichen Ebene zu jener Toleranz zurückzufinden, die einst gewaltsam verschüttet wurde.

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Tsrael hatte zur Fußball-Welt- A meisterschaft gemeldet und wurde in die Asien-Afrika-Gruppe 2 eingestuft. Der erste Verzicht aus dieser Gruppe kam von der Türkei. Dann wollte auch der zweite Gegner, Indonesien, ausscheren. Die FIFA griff ein, bis Indonesien sich bereit fand, seine beiden Spiele gegen Israel auf neutralem Boden auszutragen und alle Kosten zu übernehmen. Israel lehnte ab, will ein Spiel in Tel Aviv durchführen. Da die Israelis formell im Recht sind, weil' sie ein Heimspiel verlangen können, so ist es unwahrscheinlich, daß diese Spiele zustande kommen.

Damit wäre Israel "Gruppensieger" ohne Spiel. Sein nächster Gegner der asiatisch-afrikanischen Endausscheidung für die Weltmeisterschaft aber heißt Ägypten. So wird auch die Mannschaft vom Nil nicht gegen Israel antreten und damit der Fall eintreten (eine andere Lösung ist nicht sichtbar), daß Israel in die Endrunde der 16 Nationen in Schweden einrückt, ohne auch nur einen einzigen Ball getreten zu haben.

- Vormilitärische" Jugend / Probleme um Israel

Fall PiiskflH / Das frala Wort rie" Turners Der Weltmeisterschafts-Spielplan ist von der FIFA, dem Weltverband, ausgeknobelt worden. Mit wieviel diplomatischem Geschick, zeigt diese Entwicklung. ?

Ungarns Sportführer haben die Sperre über die ungarischen Junioren, die "vor einem Jahr im Westen von der Revolution überrascht wurden und später im Westen blieben, mit Wirkung vom 21. Oktober aufgehoben. Die Spieler der Nationalmannschaft, die sich noch im Exil befinden, bleiben dagegen weiter gesperrt

Torwart Grosics kehrte bekanntlich nach Budapest zurück und wurde wieder in die Nationalmannschaft aufgenommen. Sandor Kocsis, der hochbegabte Verbindungsstürmer, lebt mit seiner Familie in Zürich und trainiert die Young Fellows. Er hat Zeit. Ferenc Puskas, der Eigenwillige, befindet sich zur Zeit mit Familie in Bordighera und wartet immer noch auf die Hilfe der FIFA.

Sandor Bares, der Präsident des Ungarischen Fußballverbandes, dem der Termin der Weltmeisterschaft auf den Leib rückt, hat jetzt in Budapest erklärt, auch Puskas könne jederzeit unbehelligt zurückkehren. Bisher war der Kapitän ebenso wie der in Rom lebende Flügelstürmer Czibor (der bekanntlich mit Posipal die Schulbank drückte) das schwarze Schaf und ausdrücklich von allen Amnestieangeboten ausgenommen.

Apropos Puskas: Falls der DFB es inzwischen vergessen haben sollte ? Puskas hatte doch versprochen, die

franzosische Zeitung. L Equipe zu verklagen, weil sie ihm Äußerungen über die deutsche Weltmeister- Mannschaft in den Mund gelegt hatte, die er angeblich nie getan hätte.

Ist die Akte Puskas in Frankfurt in den Papierkorb gewandert?

Tn der Deutschen Turnzeitung Nr. 17 "?-wendet sich Rudolf Reuther, Tbd. Oppau, unter dem Titel ?Das freie Wort des Turners" gegen den fortgesetzt fließenden "Huldigungsstrom" des ehemaligen Bundespressewarts Dr. Göhler für den Bundeskunstturnwart Rudi Spieth. Reuther, dessen Verein mit Philip Fürst den neuen Deutschen Meister im Turnen herausgebracht hat, vertritt den Standpunkt, daß entscheidend für die Heranführung der Jugend an größere Aufgaben im Leistungsturnen in erster Linie wohl der Verein mit seinen Vorturnern sei. Deshalb lehne man eine überschwengliche Verherrlichung des neuen DTB- Kunstturnwartes ab, weil diese Lobhudelei lächerlich wirke.

Eine so exponierte Stellung im DTB, wie sie der Kunsttumwart innehat, verlangt selbstverständlich eine ganze Persönlichkeit, und es. muß Spieth bescheinigt werden, daß er mit großem Fleiß die schwierigen Aufgaben zu meistern versucht. Das ist sein Auftrag und seine Pflicht. Ob er eines Tages ebensoviel Erfolg hat wie sein Vorgänger, der jetzige Schatzmeister des DTB, Albert Zellekens, soll sich erst herausstellen. Die Vorschußlorbeeren von Dr. Göhler stören, weil man die Absicht merkt. Und das verstimmt.

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Tn Italien ist Fußball eine Nerven- ?*? säge. Im Ligaspiel Lazio Rom gegen Bologna waren noch SO Sekunden zu spielen, als der Schiedsrichter beim Stande von 4:3 für La- ,zio einen Elfmeter gegen die Römer verhängte. Italiens Nationaltorwart Lovati, der bei Lazio zwischen den Pfosten steht, konnte dieses Unglück nicht begreifen und stellte sich mit dem Rücken zum Elfmeterpunkt ? und dem Schützen. Keine Macht der Welt konnte ihn bewegen, sich umzudrehen.

Die Feldspieler von Lazio waren "fast dem Wahnsinn nahe über den verrückten Nationaltorwart", aber es half nichts, Lovati wandte dem Ball den Rücken zu.

Der Elfmeterschütze von Bologna wurde dadurch so nervös, daß er dem Torwart den Ball ins Kreuz jagte. Wie der Blitz griff sich Lovati das Leder mit einem gewaltigen Hechtsprung und brach sich dabei einen Finger. Jetzt darf er vier Wochen pausieren.