Saud Ibn Abdul Asis AI Faisal AI Saud, der 55jährige König von Saudiarabien, einer der wenigen noch regierenden absoluten "Jerrscher und einer der reichsten Männer der Welt, der Oberste Priester von acht Millionen Wahabiten, traf ?.u einer mehrwöchigen Kur 'n

Baden-Baden ein.

-Das Weltbad ist an Prominenz gewöhnt Von unserem nach Baden-Baden entsandten

Redaktionsmitglled Erik Verg

Baden-Baden, 14. September

Herr Maile, Beauftragter der Kurdirektion Baden-Baden für Veranstaltungen und Tagungen, war gerade dabei, mir klarzumachen, daß der Besuch des Königs die Baden-Badener keineswegs aus der Fassung bringen werde. Man sei in diesem Weltbad Prominenz gewöhnt. Niemand schere sich darum, wenn der Herzog von Windsor im "Rumpelmayer" seinen Tee trinke oder wenn Kaiserin Soraya spazierengehe.

Es klang alles so sehr glaubhaft, um so mehr, als unsere Unterhaltung im ehemaligen Palais Gagarin stattfand, den. ehemaligen Wohnsitz eines jener märchenhaft reichen Russen, die sich vo_ dem ersten Weltkrieg in Baden-Bade" anbauten. Baden-Baden war die Sommerresidenz von Königen, Fürsten une! Millionären, als noch kein Mensch Cannes oder Deauville für "fashionable" hielt Was Geld oder Namen oder beider zusammen hatte, gab sich in Baden- Baden ein Stelldichein. Durch.-UF glaubhaft, daß man sich in Baden-Baden, in dem jedes Haus Erinnerungen an Namen, die die Welt bewegten, aufbewahrt, in dem noch heute alljährlich die schönsten Frauen und die schnellsten Pferde preisgekrönt werden, dessen Kuranlagen, Spielkasinos, Juwelier- und Modeläden von einer betörenden Eleganz sind ? durchaus glaubhaft also, daß man sich hier nicht so leicht imponieren läßt

Saud ? Kurgast in Baden-Baden

Verwaltung und der arabischen Botschaft aus allen Teilen Deutschlands zusammengeholt.

Ein märchenhafter Aufzug entstieg den Wagen. Voran schritt der König, 2 Meter und 3 Zentimeter groß. Hinter ihm riesige Leibwächter mit edelsteinbesetzten goldenen Krummsäbeln zur Linken und schweren Pistolen zur Rechten. Ein ganzer Hofstaat mit Prinzen, Mullahs, Adjutanten im Generalsrang und Leibköchen mit europäischem Ministergehalt. Äußerlich sind ihre Würden und Ämter nicht zu erkennen. Sie tragen alle Abaias, weiße, braune oder schwarze mantelähnliche Umhänge, und Kofaias, weiße schleierartige Kopftücher, gehalten vom Okal, einem aus schwarzen Plötzlich war ich allein

Da klingelte das Telephon. Ein Herr vom Bundeskriminalamt sagte nur: "Der König will das Spielkasino sehen." Ich weiß kaum, wie mir geschah. Plötzlich war Ich allein. Schon hingen in den Nebenzimmer" die Sekretärinnen an den Telephonen, schon war mein Gesprächspartner im I_ai>'""hritt entschwunden.

Etwas gemächlicher folgte ich. Ich kannte ja das Ziel. Eigentlich sollt" ein Mar'j. dessen Land über einem riesigen Ölsumpf liegt und der daher 2,5 Millionen DM täglich an ölkonzessionen kassiert von denen er immerhin eine hübsche Summe in Baden-Baden zu lassen gedenkt, es verdient haben, daß sich das "Weltbad" von seiner bester Seite zeigt. Baden-Baden gehört zu den sonnigsten Städten Deutschland." Es hat 24 Niederschlaestage jährlich weniger alx Hamburg. Es rühmt "leb seines schönen Herbstes und seiner Windstille. Aber was es seinem hohen Gast bot, war kein königliches Saud-Wetter, sondern ganz ordinäres Sauwet+oi mit Dauerregen und Sturmböen.

Die königliche Wagenkolonne fuhr vor. Hinter dem i"olizeifunkwagen ein schwarzer Cadillac mit Zürcher Nummer. Dann eine Reihe funkelnagelneuer rshvftvzpr Dreihunderter, von der Kur- Schnüren gedrehten Ring, der Okal des Königs ist aus goldener Kordel. > Eine Parfümwolke verströmend schritten die Würdenträger aus 1001 Nacht vorbei. Sie stiegen die samtbedeckten Stufen der grünen Treppe des Kurhauses hinauf, die Umhänge wehten und gaben den Blick frei ? auf karierte Nylonsocken. Und hinter den Wüstensöhnen her sprang ein kleines quitschvergnügtes Wüstensöhnchen von sieben Jahren, ganz ohne steife Würde, im blauen Wollpulli, in Trainingshosen und weißen Tennisschuhen. Prinz Metib von Saudi-Arabien, der sich heute früh in Baden-Baden schon einen Wintermantel mit Kapuze gekauft ha**

Menschen sammeln sich an. Eine nlte Dame mit blaugefärbten Haaren "".gt zu einem jungen Mädchen mit rotgemalten Lippen: ?Warte doch noch, so etwas sieht man nur einmal in seinem Leben."

Der König hat die Besichtigung beendet und schreitet zum Ausgang. Srhon an den Autos, überlegt er es sich. "Ich könnte ja noch irgendetwas ansehen", übersetzt der Dolmetscher, und der ganze Hofstaat macht kehrt. Die Kriminalisten bekommen rote Köpfe. Es ist schwierig, einen Mann zu schützen, der tut, was ihm im Augenblick gerade einfällt. So ist von Absperrung keine Rede. Wenn meine Kamera eine getarnte Kanone und ich ein fanatischer Attentäter gewesen wäre ... Da ich es nicht bin, "schoß" ich mit der Kamera nur hinter einem Kriminalen her, der nur mit Mühe und Not in ein bereits davonfahrendes Auto springen konnte. >,

Nur mit Passierschein

König Ibn Saud wohnt im Schloßhotel .Hahnhof". Es ist nicht das teuerste und nicht das größte Hotel in Baden-Baden,, aber es liegt abseits in einem Park und läßt sich gut absperren. Aus diesem Grunde wohnten auch der Schah von Persien und Kaiserin Soraya im "Hahn hof". Und hier kommt tatsächlich keine Maus ohne Passierschein hinein. Das

Rnrockschloß, vollgepackt, mit Kostbarkeiten, u. a. einer Vitrine voller Goethe Souvenirs, hat sich Mühe gegeben, den König zu erfreuen. Vor dem Haus ist eine Palme eingepflanzt. Im Haus stehen alle Vasen und Töpfe voll exotischer Pflanzen. Das Treppengeländer zu den Gemächern des Königs im ersten Stock ist mit Rosen geschmückt. Am Tor steht ein Landespolizist, während an den Gitterstäben der Pforte badische Budd jes herumklettern und die Fahnen nach dem Wind hängen. Eine davon ist grün mit dem Halbmond und der arabischen Inschrift "Allah ist groß und Mohammed ist sein Prophet".

Im Gefolge sieben Prinzen

Auch vor diesem Tor warten ein paar Dutzend Leute, dem Wetter zum Trotz. Ein Obergefreiter der Bundeswehr steht schon 2Vt Stunden da, versichert mir ein Kollege, der mit der Fernkamera darauf wartet, daß einer der kleinen Prinzen sich auf dem Balkon oder am Fenster zeigt.

Das Gefolge des Königs besteht aus 35 Personen. Sieben Prinzen sind darunter (der König hat 21 offiziell anerkannte Söhne, die Töchter zählen nicht), ferner ein Koch, ein Kaffeekoch, ein Mundschenk, Adjutanten, Kammerdiener und Sekretäre. Lauter Männer, nicht eine einzige Frau ist dabei.

Der König will in Baden-Baden sein Rheuma kurieren. Vier deutsche Professoren, unter ihnen Professor Dr. Werner Mohr aus Hamburg, haben ihn bereit untersucht und sein xlurprogramu; bestimmt. Der übrige Hofstaat will ;ich ebenfalls medizinisch ..überholen" lassen

Der Koch st nicht zun' "ochen mitgekommen Sr prüft nur .""as Schloßhotel liefer* die Mahlzei*"' Durchaus europäisch.- Küche Zurr Abendessen etwa: Fischvorspeisf, Suppi, Mixed Grill, Huhn mit Reis und Pfirsich Melba

An der Lichterthaler Allee iiii ich einen der exotischen Kurgäste stehen. Er trug ein europäisches Jackett Us Regenschutz über der Abaia Ob <r ein Kammerdiener ode" gar der Kronprinz war, ließ sich nicht feststellen. Em paar Steppkes umringten ihn, staunten ihn an und versuchten vergeblich, Konversation zu machen. Der "Vüstensohn hielt eine Weile still, dann schritt er davon. "Da sind noch welche", rief eine"- der Jungs, und im Laufschritt setzten sie zwei in der Ferne auftauchenden schwarzen Umhängen und weißen Schnüren na^h

Seit Freitag hält sich in Baden-Baden das Gerücht, daß trotz aller Absperrungen ein Begleiter des Königs im Hotel bestohlen worden sei. Verschwunden sollen sein: Reiseschecks im Werte von 19 000 DM, Brillanten, Schmuck, Führerscheine und vergoldete Pistolen. Angeblich ist die Sache schon in den Händen der Internationalen Polizeiorganisation.

Gegen Abend sah '.ch Herrn Maile. wieder. Die Ruhe des distinguierten Herrn mit dem silberdurchzogenen Haar schien dahin. Er sagte nichts mehr davon, daß der König aus dem Morgenland Baden- Baden ? und ihn ? nicht aufregen könnten.