Eigener Bericht

Hamburg, 11. Juli

Gestern stellte sich in Hamburg die "Cassiopeia" vor (siehe unseren ausführlichen Bericht und Skizze in der Sonnabendausgabe.) Dieses Pionierschiff der Massengutfahrt stand im Mittelpunkt eines Empfanges, den der Charter, die Hamburger Firma Bd. Blumenfeld G.m.b.H., gab.

"Wir haben dieses Schiff für viereinhalb Jahre unter Charter genommen", sagte Erik Blumenfeld gestern an Bord der "Cassiopeia" zu seinen etwa 70 Gästen. "Weitere Schiffe dieses Typs werden in den nächsten Monaten in Fahrt gesetzt. Insgesamt werden wir ab Anfang 1957 vier Schiffe dieser Serie gechartert haben."

Erik Blumenfeld führte weiter aus, daß nach Bonner Aufzeichnungen vom 1. Juli 195S bis 1901 bereits Kohlen-Einfuhr-Kontrakte über mehr als 23 Mill. t abgeschlossen worden sind. An dieser Importmenge ist die Firma Bd. Blumenfeld mit 5V, Mill. t beteiligt. Zur Einfuhr dieser Kohle wurde bereits der nötige Schiffsraum gechartert, und zwar 5"/" kurzfristig, 20'/" bis zu etwa zwei Jahren und 75 "/o über vier Jahre und mehr. Durch dieses langfristige Vorausdisponieren soll sich eine Ersparnis von etwa 24 Mill. DM ergeben. Der bisher gecharterte Schiffsraum für 5Vt Mill. t wird sich noch verdoppeln, "wir sind froh, daß wir diesen Chartervertrag machen konnten. Durch die langfristige Charterung von Schiffen konnten wir dazu übergehen, billig und rationell zu sein", sagte Reeder Blumenfeid. Die Durchschnittsrate aller durch diese Hamburger £irma gecharterten Schiffe bewegt sich bei etwa 46 sh. Direktor L i n d a h 1 von der Reederei Nordström * Thulin war zu diesem Empfang von Stockholm nach Hamburg gekommen. In seiner Begrüßungsrede sagte er, daß der Typ der "Cassiopeia" von der Reederei zusammen mit der Werft Kockums in Malmö konstruiert worden ist. Die Erfahrungen für den Transport von Massengütern aller Art seien ausgezeichnet. Zusammen mit der "Cassiopeia" hat die Reederei zwei Schwesterschiffe in England und eines bei der AG "Weser" in Bremen bestellt.

Unter Führung von Kapitän N o r d b 1 o m brachte die "Cassiopeia" fast 16 000 t Kohle von Amerika nach Hamburg. Das Schiff wird in etwa 46 Stunden im Kohlenschiffhafen in Hamburg gelöscht. Die Kohle ist für die Hamburger Gaswerke bestimmt. Etwa zwölfmal im Jahr wird die "Cassiopeia" Hamburg anlaufen. Wenn das Schiff heute unseren Hafen verläßt, geht es in Bailast nach Seven Islands (Kanada) und bringt von dort Erz nach Philadelphia. Erstaunlich ist, was Kapitän Nordblom aus Seven Islands zu berichten weiß. Dort wird das Riesenschiff durch zwei Förderbänder bedient, von denen jedes 5000 t Erz je Stunde an Bord bringt. Das bedeutet, daß das Fahrzeug in etwa zwei Stunden mit 19 000 t Erz vollgeladen ist.

Die "Cassiopeia" kann Getreide ohne Schotten laden, bei Schiffen dieser Art eine absolute Neuerung. Die Tageskosten des Schiffes belaufen sich ohne Kapitaldienst auf etwa 720 bis 750 Dollar. Der Einsatz dieser recht großen Schiffe, die schnelles Laden und Löschen ermöglichen, macht es erforderlich, die Anlagen im Kohlenschiffhafen erheblich auszubauen. Es ist erstrebenswert, daß Hamburg Transithafen für Kohle, nicht nur für deutsche, sondern auch vor allem für skandinavische Häfen, wird. "Wir hoffen, In einigen Jahren auch ein so schönes Schiff wie dieses zu haben," sagte Erik Blumenfeld.

Die "Cassiopeia", die jetzt ihre erste Rundreise beendet hat, ist ein Kompromiß zwischen Singledecker und dem in letzter Zeit häufig gebauten Spezial-Erzfrachter. Sie ist 13 635 BRT groß und trägt bei 31 Fuß 9 Zoll Tiefgang 19 420 t und bei 27 Fuß 15 210 t. Die Länge zwischen den Loten beträgt 152,4 m und die Breite 21,48 m. Ein Kockum MAN-Dieselmotor von 7200 PS Leistung treibt die "Cassiopeia" mit 15 Knoten an. Um die 8200 t Wasserballlst möglichst schnell lenzen zu können, wurden drei Pumpen von Je 500 t Stundenleistung eingebaut.

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