Eigener Bericht

Seh. Dorum, 2. Januar

In der Silvesternacht haben Dorumer Fischer unter Beteiligung der Aktion Helgoland e. V. ein 25 Meter hohes Fanal als Protest gegen die beabsichtigte Bombardierung des Großen ? Knechtsandesabgebrannt. Die Flamme wurde symbolisch auf dem Helgoländer Flakturm entzündet und mit Fischkuttern nach Bremerhaven und Cuxhaven gebracht. Von dort ist sie von 500 Stafettenläufern nach Dorum getragen worden.

Mit Einbruch der Dunkelheit fuhr der Fischkutter NC 333 an der Alten Liebe längsseits. Fischer Alfred Reinike stand am Bug mit der lodernden Fackel in der Hand, die er dem Norddeutschen Diskusmeister Erwin Horeis als erstem Cuxhavener Läufer mit den Worten übergab: "Ich überreiche das symbolische Feuer von Helgoland. Möge es auf dem Großen Knechtsand als Feuer der Hoffnung weiterleuchten!" Auf den Straßen von Cuxhaven nach Dorum und von Bremerhaven nach Dorum warteten 500 von den Sportvereinen der Küste gestellte Läufer, die die Flamme übernahmen und weitertrugen. In Bremerhaven wurde die Flamme von Bürgermeister Gullasch übernommen und dem ersten Läufer weitergereicht. DerBürgermeister warnte vor der Absicht, sechs Jahre nach Kriegsende Bomben auf deutsches Gebiet zu werfen! Der Cuxhavener Bürgermeister und niedersächsische Landtagspräsident, CarlOlfers, hatte ? nach Mitteilung des Sprechers der Dorumer Fischer ? ? jede Beteiligung an der Demonstration mit dem Hinweis auf seine bekannte Einstellung abgelehnt. (Der Niedersächsische Landtag hatte vor einiger Zeit vor dem Experiment auf dem Großen Knechtsand gewarnt. Die Red.)

An der Straßenkreuzung von Dorum standen zur nächtlichen StundeHunderte von Frauen, Fischern und Kindern. Eine endlose Lichterkette war es bis zum Deich. Vornweg sechs Fackelträger, gleich

dahinter der Wagen mit der wehenden Europafahne. Reiter, Autos, Fußgänger folgten. "Wo de Nordseewellen trecken an den Strand" tönte es aus dem Lautsprecher, während die Flamme Helgolands von der Besatzung des Borkumer Fischkutters "DOR 78" übernommen wurde. Um 21.42 Uhr flammte das 25 Meter hohe Fanal auf dem Knechtsand auf und leuchtete weit über das Watt. Die Menge am Deich stand Kopf an Kopf. Fischer Richard Hausburg sprach. Er sprach von dem Zusammenstehen der Küstenbevölkerung in Zeiten der Gefahr. Auf den Großen Knechtsand dürfe keine Bombe fallen.

Der Vertreter der Aktion Helgoland e.V. wies auf die Bedeutung der vorjährigen Helgoland-Invasion hin. Unter der wehenden Europaflagge sagte er: "Wir entzünden die Flamme als Fanal gegen die Ungerechtigkeit. Sie wird auf dem Wege leuchten, der uns nach Europa führt. Für Helgoland ist sie von der Flamme der Hoffnung zur Flamme der Erfüllung geworden."

Alle Anwesenden unterschrieben dann die Resolution an den Bundeskanzler und sämtliche Bundestagsfraktionen. Sie hat folgenden Wortlaut:

"Heute, an der Schwelle des neuen Jahres, hat sich die gesamte Küstenbevölkerung zusammengefunden, um das Protestfeuer von Helgoland einzuholen und zum Großen Knechtsand zu geleiten. Das Protestfeuer auf dem Großen Knechtsand soll so lange weiterlodern, bis alle deutschen Stellen erkennen, daß ihr Platz an unserer Seite ist. So läßt sich alles Unglück wenden, und der Große Knechtsand wird nicht Bombenziel der europäischen Menschen, sondern ebenso wie hoffentlich Helgoland Baustein zu einem einigen Europa. Wir bitten zum Jahreswechsel alle deutschen Stellen, die Sorge von uns zu nehmen, die das neue Jahr für uns bereithällt. Zwingen Sie uns nicht, durch Taten gegen das erneute Unrecht zu zeugen!"