Von Richard Hofmann Sein Name ist mit den internationalen Erfolgen des deutschen Fufihalls für alle Zeiten unlösbar verbunden. Überall, wo Richard Hofmann (Meerane 01 und Dresdener SC) seine überragenden stürmereigenschaften demonstrierte, jubelten Ihm die Massen begeistert zu, und selbst im Ausland pries man Ihn als einen Angriffsspieler par excellence. Hofmann nahm an insgesamt 25 Länderspielen teil, bei denen er nicht weniger als 24 Tore (!) erzielte. Selbstverständlich ist er auch in der Nachkriegszeit dem Fußball treu geblieben. Im Westen, wo er eine neue Heimat fand, widmet er sich als Trainer der Heranbildung des Nachwuchses. Seine nachfolgende Erzählung beschäftigt sich mit seinem schönsten Sportcrlebnis, Jenem historisch gewordenen Landerkampf gegen Enjland Im Jahre 1930, bei dem er für alle 3 Tore verantwortlich zeichnete, drei Bombenschusse, wie “le nur Richard Hofmann fertigbrachte.

Die Gedanken gehen weit zurück Es war beim Landerkampf 1930 Im Berliner Grunewald-Stadion. Der Gegner hleO England.

Schon vor dem Spiel gab es ein" kleine Aufregung, und zwar deshalb, weil ich so fest geschlafen hatte, daB Ich mindesten" fünf Minuten su spät wm Autobus kam. Das war aber noch nicht alle". Der Autobus hatte zudem noch einen Motordefekt und bockte. So trafen wir mit einer Verspätung von fünfzehn Minuten im Stadion ein.

Die englische Mannschaft war schon auf dem Spielfeld und vertrieb sich die Wartezeit durch ein kurzes Balltreining. Das ungeduldig" Publikum empfing uns natürlich mit einem Pfeifkonzert, Trotzdem "oute aber noch alles gut werden.

Der groß" Kampf begann, und die englische Mannschaft zauberte in den ersten zwanzig Minuten ein kunstvolles, brillantes Spiel auf den Rasen, wie loh es niemals zuvor schöner gesehen hatte. Wenn unsere Hintermannschaft, vor allem Kreß im Tor, nicht mit so unermüdlichem Fleiß dieser Drangperiode standgehalten hätte, so wären wir allein zu dieser Zeit mit mehr als nur zwei Toren im Rückstand gewesen. Nachdem wir uns von dieser Überraschung schließlich erholt hatten, begann das Spiel auch in unserer Mannschaft zu laufen. Durch schöne Kombinationen von der Lauferreih" "um Sturm holten wir sodann ein Tor auf. Die Vollstreckung blieb mir vorbehalten.

Mit i:l für England wurden dt" Selten gewechselt. Ob wir den Ausgleich erzielen und uns gegen diesen großen Gegner durchsetzen würden" Diese bange Prag" beschäftigte uns in den Kabinen. Die Nerven eines jeden einzelnen von un" waren bi" zum Zerreißen gespannt. Schließlich ging die kurze Pause vorüber. Die entscheidende "wette Halbzeit könnt" beginnen.

Und nun entwickelt" sich "In Spiel, das alle, die e" erlebten, In Erstaunen versetzte. Unsere Mannnschaft hatte ihre Buhe und Ihre Sicherheit gefunden und Uaferte eine glänzende Partie. Angriff auf Angriff rollte gegen daa englische Tor. Innerhalb einer halben Stunde lag Deutschland mit 3:1 in

Führung. Abermals durch zwei harte Schüsse von mir. Der Jubel der 60 000 Zuschauer war unbeschreiblich, er Kannte keine Grenzen mehr. Hüte, Mützen und Stöcke sowie alle möglichen anderen Gegenstände flogen nur so in der Luft herum.

Doch die Freude sollte nicht lange wahren, denn acht Minuten vor dem Schlußpfiff erzielten di" Englander durch ihren b"rtthmten Halbrechten David Jack den Ausgleich. Mit 3:3 nahm dieser herrliche Landerkampf sein Ende.

Nachdem wir das Spielfeld verlassen hatten und schon In Reichweite unserer Kabinen waren, umringten mich plötzlich fünf bis sechs englische Spieler, die nun versuchten, sich meines Jerseys, aber auch meiner Hose und Schuhe zu bemächtigen. Energisch setzt" ich mich zur Wehr. Ich konnte ja auch nicht ahnen, welche Bewandtnis es. mit diesem "Überfall" haben sollte. Die Engländer ließen hingegen nicht locker. Sie folgten mir sogar In die Kabine und bedeuteten mir erneut, daß sie meine Spielkleidung haben wollten. Dabei hielten sie mir Pfundnoten entgegen, was wohl besagen ?oute, daß sie damit die Sachen bezahlen wollten.

Bald aber klärte sich dieses mir unbegreiflich erscheinende Begehren auf. Der Mannschaftsführer der Engländer trat nun auf mich zu und erklärte mir auf gut deutseh, daß seine Spieler sehr abergläubisch wären und demzufolge sehr gern meine Spielkleidung als Ihren künftigen Tallsman mit nach Hause nehmen möchten, wobei sie bereit seien, mir jede Summe zu zahlen.

Bei allem Verständnis hierfür konnte ich mich dennoch von meinem Dreß nicht trennen. Er war mir Ja selbst ein teures Andenken! Mit ihm hatte ich gegen England i Tore geschossen und in einem Länderspiel den .hattrick" vollbracht. Nein, Ich könnt" ihn nicht hergeben, und hätte man mir noch soviel geboten. ? Noch heute befindet "r sich zur Erinnerung an das schönste meiner 25 Länderspiele, an das denkwürdige 3:3 im alten Grunewald-Stadion., in meinem Besitz!