Eigener Bericht

Köln, 28. August

Die vom 26. bis 28. August in Köln durchgeführten ersten Deutschen Turn-, Spiel- und MVirkampfmeisterschaften sind in einer Fülle von Wettkämpfen mit rund 2000 Aktiven trotz einiger empfindlicher Gewitterstörungen reibungslos abgewickelt worden. Bei der Vielzahl der Meisterschaften eine hervorragende organisatorische Leistung. Gleichzeitig mit den Meisterschaften stand eine Tagung des Hauptausschusses des DAT und ein Empfang durch die Stadt Köln Im Mittelpunkt der Veranstaltung, bei welcher Gelegenheit es zwischen Dr. Kolb und Dr. Bauwens zu einer besonders herzlichen Aussprache über die zukünftige kameradschaftliche Zusammenarbeit im Turnen und Fußball kam, die darin gipfelte, daß sich beide Spitzenvertreter der größten volkstümlichen Verbände die Hand reichten zu segensreicher Arbeit zum Besten der deutschen Jugend.

Norddeutschland führend in den Tursspielen

Die Spielmeisterschaften hinterließen den Eindruck einer klaren Vormachtstellung Norddeutschlands In den Turnsplelen. Bei Om Alten erkämpfte sich im Faustball TuS Hamburg durch die L ü c k - Mannschaft gegen Luftbad (Stuttgart) mit .38:2 Bällen wieder den Meistertitel. In der zweiten Altersklasse war es der ATS Bremerhaven, der Luftbad (Stuttgart) ausschaltete, während In der dritten Altersklasse TUS Elmshorn seinen Titel mit 33:31 Punkten gegen Frankfurt 1880 verteidigen konnte.

Wieder München 1860 bei den Frauen

Der Hamburger Post-Sportverein kämpfte In der Vorrunde sehr überlegen, hatte aber dann das Pech, in der Zwischenrunde gegen den alten und neuen Meister zu spielen und unterlag mit 5 Punkten. Die Meisterschaft entschied sieh, wie erwartet, zwischen München 1860 und Friesen (Wuppertal). Es war ein wahrhaft meisterliches Spiel, das die Müachener Mädel mit 18:16 Punkten für sich entschieden.

TuS Hamburg im Endspiel geschlagen

Gegenüber den letzten Jahren sind die Leistungen Im Faustball stark verbessert. Hamburg hatte in der Meisterklaase in. TuS eine beachtliche Vertretung, die sich sehr

überlegen über die Runden der Vorentscheidung ins Endspiel kämpfte. Als Gegner traten die favorisierten Meerschelder den Hamburgern gegenüber. Hamburg mit der Mannschaft Rathmann, Lüth, Trantow, Angermüller, Blankenschön war dem Gegner durchaus ebenbürtig. Drei Fehlangaben von Rathmann, der sich an der Leine sonst hervorragend bewährte, fehlten schließlich am Sieg. Die Gegner aus dem Westen hatten die besseren Nerven, um in diesem hochwertigen Endspiel mit 31:28 Punkten durchzustehen.

Im Korbballsplel stand Eimsbüttel zum drittenmal Im Endkampf, diesmal gegen den Turnklub Hannover. Trotz überlegener Spielwelse reichte es bei den Elmsbüttelerinnen nicht zum Sieg. Nach dreimaliger Verlängerung mußte das Spiel 1:1 abgebrochen werden und wird neu angesetzt.

Turnverein Ahrbergen, der achtfache deutsche Schlagballmeister, schaffte es auch in diesem Jahr ganz überlegen gegen Turnverein Kiel-Welllngdorf mit 138:42. Die Hamburger Mannschaft Holstein war wegen mangelhafter Schlagleistungen Im Vorkampf den Kielern mit 52:54 Punkten knapp unterlegen und besetzte den dritten Platz.

HT von 1816 Übertraf sich selbst

Bei den Turnverein -Mehrkampf- Melsterschaften der Vereine, die aus Mannschaften mit viel Turnern und Turnerinnen sowie vier Leichtathleten und Leichtathletinnen bestritten wurden, spielt die H a m b u rger Turnerschaft von 1816 eine so gute Rolle, daß sie nach dem Turnwettbewerb vor München 1860 an erster Stelle lag. Die Hamburger Riege, erstmalig wieder mit Marinsen, war sicher und ausgeglichen. Leider konnten die tapfer kampfenden Leichtatheleten das Ergebnis gegen so starke Vertretungen wie München 1860 und Kassel nicht halten, so daß die HT von 181G im Gesamtergebnis von 25 Mannschaften den 6. Platz belegte, eine beachtliche Verbesserung gegen- über dem Vorjahr bei gleichem Platz von zwölf Mannschaften. Sieger wurde Kassel (405,3) vor Turnklub Herne (404), München SO (403,89), Bielefelder Turngemeinde (399,25), Jahn-Siegen (393), 1816 (389,5).

Der Kieler Männer-Turnverein belegte mit 378,25 Punkten den 12. Rang. München, allgemein als Sieger erwartet, mit Luther, dem Leichtathletik - Mehrkampfmeister, und Stangl, dem großen Turner, kam 'durch einen Sturz von Stangl am Reck um den Sieg, da Stangl dafür zwei Punkte seiner sonst brillanten Übung abgezogen wurden.

Theo Wied und Irma Pramschttfer

Höhepunkte der leider nur ton 12 000 Zuschauern bestrittenen Endkämpfe waren die Meisterschaften Im Zwölf- und Neunkampf der Turner und Turnerinnen.

Bei den Turnern fehlten die ausgesprochenen Geräteturner. Allgemein rechnete man mit einer Überaschung durch den Verbandssleger Meyer aus Plochingen über die Gebrüder Wied; aber es kam anders. Die Wleds hatten sich die Technik im Stabhochsprung inzwischen angeeignet und verloren dadurch keinen Punkt mehr, so daß sie bereits nach den leichtathletischen Übungen an der Spitze lagen, und im Turnen hatten sie dann keinen ebenbürtigen Gegner mehr. Theo Wied beschloß mit einer "Zehn" am Reck bei dem Zwölfkampf als Sieger (105,3) vor seinem Bruder Erich (104,05), Oberwien (101,70), Klaus, Frenger und dem Kieler Gauch, der wohl die schwierigsten Kürübungen zeigte. Der Hamburger Vertreter Rudi Albusberger erkämpfte sich als 15. einen Platz in der Spitzengruppe der Mehrkämpfer, eine Leistung, die Beachtung verdient und in dieser Qualität nicht erwartet wurde.

Die Turnerinnen boten ebenfalls prächtige Darbietungen und hatten in Irma P r a m s c h ü t e r , der letzten Deutschen Meisterin, wieder ihre beste Turnerin (87,30). Prächtige Turn- und noch bessere Ergebnisse in den leichtathletlschen Übungen verschafften ihr den notwendigen Vorsprung vor so bewährten Kräften wie Elisabeth Lenzig (86,75), Irma Walter (86,55) und Martha Jacob-Hamburg (83,80). Martha Jacob hat damit erneut ihr Immer noch erstaunliches Können in diesem schweren Wettkampf bewiesen. Die übrigen Hamburger Vertreterinnen belegten mit Ursula Nlekerken (Eimsbüttel) den 11. Platz, Karla Ulber und Rita Litzmann (1816) den 23. und 24., sowie Gertrud Bünger (1816) den 33. Rang.

Die Veranstaltung klang aus mit der Sieger-Ehrung und einer Ansprache des Vorsitzenden des DAT. Dr. Kolb (Frankfurt), in der er eindeutig die Auffassung und Ansprüche des kommenden Deutschen Turnerbundes, desäen Gründung für Pfingsten nächsten Jahres vorgesehen ist, anmeldete.