Die junge Riege schlägt Berlin und Leipzig Eigener Bericht

Berlin, 2* November

Es hat In Hamburg einige Sorge bereitet, wie man die Riege aufstellen sollte, die am Sonntag In der mit 8000 Zuschauern besetzten Messehalle In Charlottenburg gegen Berlin und Leipzig antreten mußte. Sorgen deswegen, weil die Leipziger nur mit sechs Turnern antreten konnten. Hamburgs S,tärke Hegt in der Gleichwertigkeit. Die Riege hat deshalb mit acht Turnern bessere Aussichten. Wenn der Mannschaftsführer Wagenknecht sich schließlich für Lelnlnger, Albusb e r g e t , Asche, Stelter, Weiland und Schröter entschloß, einer Kombination aus Elmsbüttel und der Bergedorfer Tschft, dann wählte er den Weg der Jüngeren Linie mit dem erfahrenen Kämpen Weiland als beruhigende Stütze. Es mag allen Zweiflern damit bewiesen sein, daß diese Riege sich vorbildlich geschlagen hat ohne Versager turnte und selbst die aufregende Nervenprobe der mit vehementem Endspurt kämpfenden Berliner am Reck erfolgreich überstand.

Berlin mit Fiedler, Beyer, Bocke. nauer, Kl wa tschlnski , Lorenz und Boll hatte eine für seine Verhältnisse hervorragend besetzte Einheit zur Stelle und stutzte sich dabei In Bockenauer und Kiwatschlnskl auf zwei noch nicht ersetzbare alte Turner, die zum 29. und 10. Male In der Mannschaft standen. Die übrigen sind Jüngere Jahrgänge, wobei Boll als beachtliche Kraft und als Ostzonenmeister in Jeder Deutschlandriege eine gute Figur machen Würde. Leipzig hatte Schneider, Schumacher, Keller, Herold, Pagel und Schichtholz eingesetzt Es waren Turner, die auch früher schon dabei waren, die über ein beachtliches Können verfügen, denen aber doch die moderne Linie fehlt Sie gaben ihr Bestes, ohne aber die Hamburger und Berliner Jemals gefährden zu können; Wichtig blieb allein, daß Leipzig wieder mit dabei war und damit der 44. Städtekampf in alter Tradition durchgeführt werden konnte.

Hamburgs Turner glaubten In der Boden- übung und beim Pferdsprung soviel Vorsprung herauszuholen, um die schwächer eingeschätzte Position am Seit-Pferd und an den Ringen ausgleichen zu können. Diese Rechnung ging nur im Bodenturnen auf und erfreulicherweise am Barren. An diesen beiden Übungen konnten die entscheidenden Punkte gesammelt werden. Das Turnen am Selt-Pferd fiel gegenüber den anderen Geräten bei allen drei Biegen erheblich ab, ließ aber doch keine krassen Versager erkennen. Leipzigs alte Schule War reif genug für die beste Leistung an diesem Gerät An den Ringen bevorzugten die Beritner den Schwung, turnten .wie einst im Mal" und stellten die staunenden Hamburger vor eine schwierige Aufgabe. Aber Hamburg behauptete sich. Man turnte teils mit Schwung und teils mit' Kraft so daß

der Vorsprung der Berliner von 0,09 Punkten nicht ausreichend war, um die Führung zu übernehmen.

Angefeuert von einem begeistert mitgehenden Publikum gelangen den Berlinern Sprünge über das Pferd, so daß die Hamburger Mühe hatten, mitzuhalten. Alle Wertungen für beide Städte lagen über neun, ein sehr guter Leistungsdurchschnitt. Leipzig fiel langsam immer mehr zurück, so daß Hamburg schließlich mit 1,8 Punkten Vorsprung an das letzte Gerät: Rjck heran-

ging. Wenn die Berliner hier mit einem Durchschnitt von 0,5 vor Hamburg mit 9,4 abschnitten, so mag das hohe Ergebnis die Gleichwertigkeit und das Niveau der Leistungin unterstreichen. Berlin wollte gewinnen, Jeder Turner übertraf sich selbst aber die Hamburger Riege behielt In diesen e'n tscheidenden Minuten die Nerven und bewies damit dV* In sie gesetzte Vertrauen. 0,8 Punkte konnten die Berliner den Hamburgern noch abnehmen, .aber der Sieg gehörte Hamburg, war schwer erkämpft, aber verdient well der unbedingte' Siegeswille und die Einsatzfreudigkeit nicht zu brechen waren.

Nach dem Barrenturnen lag Hamburg mit 84,91:53,90:51,55 Funkten In Führung, verlor dann etwas am Selt-Pferd, behauptete aber die Spitze mit 105,50:104,70:104,35. Nach der Bodenübung führte Hamburg mit 161,90:159,35: 155,55 Punkten. An den Ringen holte Berlin etwas auf, ohne aber dte Hamburger von der Spitze verdrängen zu können: 216,85:215.05: 110,60. Der Pferdsprung brachte Im Abstand kaum eine Veränderung. Hamburg führte weiter mit 173,45:271,65:265,05 Punkten. Berlins Einsatz am Reck reichte nicht aus. Hamburg parierte den Angriff und siegte mit 129,75: 828,75:320,65 Punkten.

Beste Einzelturner waren: 1. Boll, Berlin 57,45, 2. Schröter, Hmb. 56,15, 1. Weiland, Hmb. 58,40, 4. Klwatschlnskl. Berlin B6,"0, 5. Lorenz, Berlin 55,70, 6 Pagel, Leipzig 85,60, 7. Stelter, Hmb. 54,80, 8. Albusberger, Hmb. 54,50, 9. Asche, Hmb. 54,25. 10 Bockenauer, Berlin 84,15 Punkte.