Mit seiner Verpflichtung ist H&M ein Coup gelungen: Alber Elbaz, Chefdesigner bei Lanvin, hat eine glamouröse und verspielte Kollektion entworfen.

Viel weiß man nicht von ihm. Alber Elbaz gehört zu den Stillen der Szene. Er meidet das Blitzlicht, die großen Auftritte braucht er nicht. „Ich bin nicht cool“, soll der füllige Designer mit der schwarz geränderten Intellektuellen-Brille einmal über sich gesagt haben. Und stapelt damit ziemlich tief.

Denn wenn am 23. November seine Lanvin-Kollektion in rund 200 H&M-Filialen, darunter die in der Spitalerstraße 12 und im Alsterhaus, aushängt, dürfte eine regelrechte Einkaufsschlacht um die asymmetrischen Kleider und lässigen Herrensmokings beginnen.

Elbaz, seit 2001 Chefdesigner des 1889 gegründeten und damit ältesten Couturehauses der Welt, ist – er mag es anders sehen – hip, angesagt, cool. In Paris lieben sie ihn, für seine glamourösen, raffinierten Entwürfe. Für seine femininen Schnitte, die der Figur schmeicheln, ohne trutschig zu sein. Und so gilt die Kooperation von H&M und Alber Elbaz als eines der größten Coups des schwedischen Modegiganten.

Seit 2004 arbeitet man mit anerkannten Designern zusammen. Das Elitäre, der Luxus, für kurze Zeit und in limitierter Auflage für jedermann zugänglich. Das ist die Grundidee der sogenannten Kapselkollektionen. Nicht zuletzt verspricht sich das Unternehmen etwas davon: einen kräftigen Imageschub. Wir können auch hochwertig, das sollen die Kooperationen ausdrücken. Zumindest wenn es der Name entsprechend zulässt. So war es bei Karl Lagerfeld, der im November 2004 den Anfang machte und bei dem sich nicht nur vor den Hamburger Geschäften tumultartige Szenen abspielten. Stundenlang wurde vor den Läden ausgeharrt, um sich mit Hunderten anderer Kunden in einer überhitzten Filiale im Kampf um ein T-Shirt die Ellenbogen in die Rippen zu rammen. Jeder wollte etwas vom Großmeister. Und der Konzern freute sich damals um einen Umsatzanstieg von 24 Prozent.

Das war bei seinen Nachfolgern nicht immer der Fall. Stella McCartneys Kollektion nur ein Jahr später lief schleppender - es gab lediglich ein Wachstum von 11 Prozent im Verkaufsmonat November. Das holländische Designduo Viktor & Rolf (2006), die japanische Comme-des-Garçon-Designerin Rei Kawakubo (2008) oder auch die französische Strickkönigin Sonia Rykiel im vergangenen Jahr konnten den Kunden nicht restlos überzeugen. Zu unbekannt, zu unkonventionell. Von anderer Strahlkraft war da Roberto Cavalli. Seine gewagten Kleider mit Leoprints und Spaghettiträgern, die 2007 auf den Tischen neben der Massenware auslagen, waren zwar durchaus gewöhnungsbedürftig. Doch der Name des Designers allein schien die Frauen vergessen zu lassen, dass enge Minis nicht jeder Figur schmeicheln.

Der Hype um Lanvin dürfe ähnlich groß wie damals bei Lagerfeld und Cavalli sein. Und das ist durchaus berechtigt. Die einschultrigen Kleider in kräftigen Farben, mit Volantärmeln und opulenten Raffungen, aber auch die drei Varianten von verzierten T-Shirts tragen deutlich die Unterschrift des in Israel aufgewachsenen Elbaz’. Sie sind verspielt, romantisch, gebrochen durch einen gekonnten Mix verschiedener Materialien. Tüll trifft auf Pailletten, Metallic auf Satin. Die Riesenschleife ist dabei eines der wichtigsten Erkennungsmerkmale. Die Herrenkollektion, entworfen von Lucas Ossendrijver, interpretiert klassische Stücke wie Smoking, Kummerbund und weit geschnittene Anzughosen.

Alber Elbaz, privat schüchtern, ein bisschen schrullig, möchte mit seinen Kreationen inszenieren. Das liebte er schon als Kind, als er stundenlang Frauen in langen Kleidern zeichnete. Weil er die Beine noch nicht malen konnte. Oder während seines Militärdienstes, als er Tanzabende und Theateraufführungen organisierte und sich weigerte, eine Uniform zu tragen. 1985 zog es ihn nach New York, hier begann seine Karriere, die ihn über Beschäftigungen bei Geoffrey Beene, Guy Laroche und Yves Saint Laurent hin zu Lanvin führte. Hin zur Haute Couture. Er wolle den Traum von Luxus für ein großes Publikum umsetzen, begründete Alber Elbaz seinen Entschluss, sich auf das Experiment mit H&M einzulassen. „Für mich war es fast, wie noch einmal in die Schule zu gehen.“ Offenbar hat es ihm Spaß gemacht. Die Entwürfe zumindest lassen es vermuten.

Lanvin für H&M, ab dem 23. November in den Hamburger H&M-Filialen Spitalerstraße 12 und im Alsterhaus. Im Internet ab 8 Uhr unter www.hm.com .