Anfang 2010 entschied sich die Redaktion ausschließlich “normale“ Frauen abzubilden - mit großem Erfolg.

Hamburger Abendblatt: Ein Jahr „Brigitte“ ohne Models – wie sieht Ihre persönliche Bilanz aus?

Andreas Lebert: Sie sehen einen total begeisterten Menschen! Es war ein fantastisches Jahr für uns: Wir wurden von den Leserinnen förmlich überrannt, haben mittlerweile eine Kartei mit 30.000 Frauen aus ganz Deutschland mit unterschiedlichsten Berufen, die gern für uns Mode zeigen. Wir werden diese Strategie auf jeden Fall fortführen, eine Zeitschrift machen für Frauen, wie sie sind und nicht wie manche sie gern hätten.

Abendblatt: Sehen das die Kolleginnen aus dem Mode-Ressort auch so positiv? Es gab doch sicherlich andere Herausforderungen bei der Arbeit mit Laien.

Lebert: Die Herausforderung besteht zum Beispiel darin, nun nicht mehr Profi-Models an einen Ort zu schicken, die dann alles anziehen. Heute kommt beispielsweise eine Lehrerin ans Set, der die Hose nicht gefällt, die sie tragen soll. Auch unsere große „Brigitte“-Modenschau Ende Januar werden wir zum ersten Mal ausschließlich ohne Models durchführen. Man hat es mit Charakteren zu tun, nicht mit namen- und wesenlosen Kleiderständern.

Abendblatt: Was hat die Kampagne gesellschaftlich bewirkt?

Lebert: Sie hat geholfen, etwas zu bewegen, was bereits in Bewegung war, nämlich weg von einem einheitlichen, in Teilen pervertiertem Schönheitsbild. Außerdem haben wir in die perfekt geölte Maschinerie der Modebranche etwas mehr Lebendigkeit gebracht. So können wir heute auch aktuelle und sozialkritische Themen mit einer Fotostrecke verbinden. In unserer Jubiläums-Ausgabe werden wir etwa die aktuelle Mode an Migrantinnen zeigen. (val)