Nach 16 Jobs und Berufen ist Dünya Yildiz Can in Eppendorf angekommen. In ihrer Boutique Millions & Millions verkauft sie edle Abendroben.

Eppendorf. Sie hat nie eine Modeschule besucht. Keine Schneiderlehre gemacht. Nicht Design studiert. Und doch gehört Dünya Yildiz Can zu Hamburgs bekanntesten Designerinnen. In ihrer exklusiven Modeboutique am Eppendorfer Markt, Millions & Millions, verkauft sie Frauen Traumkleider. Bis dorthin war es ein langer Weg, den die Selfmade-Frau mutig beschritt. "Ich habe in 17 Berufen gearbeitet, bis ich hier angekommen bin", sagt Can mit einer Stimme, die derer von Vicky Leandros ähnelt. Alles begann im medizinischen Bereich, der immerhin auch mit Nadel und Faden zu tun hat. Sie hat Operationsmethoden für den Pharmariesen Johnson & Johnson von den USA nach Deutschland gebracht, Ärzte geschult, in Istanbul in einer Werbeagentur gearbeitet, in Italien in einer Modeagentur, in London einige Semester Kunst studiert. "Von allen diesen Erfahrungen konnte ich etwas mitnehmen, was heute in meine Mode einfließt", sagt Can, die zu ihren Kundinnen Dana Schweiger, Claudia Effenberg, Melanie Trochowski sowie Frauke Ludowig und Susanne Böhm zählen kann.

Schon in ihrer Kindheit lernte sie nähen. Das gehörte ganz selbstverständlich zur guten Erziehung eines Mädchens im türkischen Ankara. Dort ist die heute 36 Jahre alte Designerin aufgewachsen. Seit vier Jahren betreibt sie jetzt schon ihr Refugium für bunte, edle Abendkleider. Mit dem - manchmal provokant aufgefassten - Namen Millions & Millions zielt sie übrigens nicht auf das Volumen der Geldbörsen ihrer oft prominenten Kundinnen, sondern vielmehr "steht der Name für viele Ideen, Facettenreichtum und Vielseitigkeit", so Can. Ihre Vielseitigkeit zieht sich durch ihre Vita. "Ich konnte schon früh zeichnen, Handarbeit gehörte bei uns Mädchen selbstverständlich zur Erziehung", so Can.

Ihr Leben in Deutschland begann auch keineswegs in einer Metropole, sondern im verschlafenen Lüdenscheid. Dorthin folgte die türkische Familie dem Vater, der dort Arbeit gefunden hatte. Doch Can gierte nach Neuem, zog nach Frankfurt, lebte dann in Köln, ihr selbstbestimmtes Leben begann. Aus diesem Lebenslauf heraus entstanden sind zwei Schöpfungen - zwei Kleidermodelle, eines kurz und eines lang, die man auch Erfindungen nennen könnte. Auf zehn unterschiedliche Weisen kann die Trägerin das Abendkleid aus "Seide mit sehr viel Elastan" tragen. Ermöglicht wird das durch überlange Bänder, die auf unterschiedlichste Art um den Hals, asymmetrisch, über die Schultern oder den Nacken geschlungen werden können. Nicht ganz einfach, deshalb bietet Can jeden Mittwoch "Wickelkurse" an, mit Champagner und Fingerfood. Zusätzlich ist die Robe so konzipiert, dass es ein Leben lang hält: vom Abschlussball bis zur Silberhochzeit, von Größe 34 bis 48. Im Prinzip verkörpert sie in Perfektion die Frau, für die sie ihre Kleidungsstücke entwirft: "Dass sie einen Fulltime-Job hat, ist selbstverständlich, sie ist Mutter, muss beruflich oft auf Reisen, ist top organisiert und hat festliche Auftritte." Sie selbst nutzt die "Zehn in einem"-Kleider auch - heute trägt Can eine schwarze, enge Lederhose und ein schimmernd dunkelgrünes Oberteil. Was das kurze Kleid ist.

Düny Yildiz Can ist absolut technikbegeistert. Mit ihrem iPhone fotografiert sie Visitenkarten, die sich dann automatisch ins Adressbuch übertragen, ihr komplettes Warenwirtschaftssystem ist vernetzt, jeder Kunde hat eine eigene digitale Datei und wird per SMS oder Mail darüber informiert, wenn ein neues Kleidungsstück entstanden ist, was zu einem Outfit passen würde. Und dann sagt sie so einen typischen Can-Satz: "Ich liebe, liebe, liebe Service."