Parfüm, Handys und Schmuck waren am ersten Adventssonnabend gefragt, bei Textilien hingegen hat bereits die Rabattschlacht begonnen.

Hamburg. Die Tannen in der Innenstadt sind geschmückt, die Schaufenster festlich dekoriert, die Lichterketten strahlen - der Countdown bis Weihnachten läuft. Ein Fest für den Einzelhandel. "Am ersten Adventssonnabend gab es fast überall zufriedene Gesichter und gute Umsätze", sagte Ulf Kalkmann vom Hamburger Einzelhandelsverband dem Abendblatt. Rund eine Million Menschen seien auf den Hamburger Straßen unterwegs gewesen, um für die Festtage einzukaufen.

Offenbar kennen Weihnachtsgeschenke keine Rezession: Traditionell beliebte Präsente wie Parfüm, Schmuck, Technikartikel wie MP3-Player und Handys waren neben Dekoration und Adventskalendern laut Kalkmann besonders gefragt. Angesichts dieses guten Auftakts bleibt der Hamburger Einzelhandelsverband bei seiner Prognose, das Weihnachtsgeschäft werde wie im Vorjahr rund 300 Millionen Euro bringen.

Der Hauptverband des Deutschen Einzelhandels geht für den Bund hingegen von 1,5 Prozent weniger Umsatz aus als 2008. "Hamburg profitiert von den zahlreichen Touristen und Menschen aus dem Umland, die die Weihnachtsmärkte besuchen und auch Geld im Einzelhandel lassen", erklärt Kalkmann. Der Endspurt beim Einkaufen wird ohnehin erst für den vierten Adventssonnabend und die Tage direkt vor dem Heiligen Abend erwartet.

Der einzige Wermutstropfen für die Händler ist das Wetter. Bei Temperaturen von bis zu zehn Grad am Wochenende lief der Absatz von Wintertextilien nur schleppend. "Das Wetter bestimmt das Kaufverhalten", erklärt Kalkmann. Weil bei vielen Einzelhändlern bereits die Frühjahrskollektion in die Läden kommt, hat eine frühe Rabattschlacht mit Preisnachlässen von bis zu 30 Prozent begonnen. "Die Kunden sind heiß auf Sommerware", sagte eine Verkäuferin dem Abendblatt. Zahlreiche Modeketten haben ihre Winterkollektion bereits reduziert, andere wollen nachziehen. Die Folge sind rote Prozenteschilder und durchwühlte Kleiderstapel, vor allem bei großen Ketten wie dem schwedischen Moderiesen H&M oder der spanischen Kette Zara. Hier können Frauen sich etwa mit Wintermänteln in diversen Farben für 49,99 Euro statt 79,95 Euro eindecken. Auch Hallhuber in der Gerhofstraße macht beim Preisnachlass mit und hat Schals von 29,95 Euro auf 19,95 Euro reduziert, Jeansjacken mit Kunstpelzkragen gibt es für 69,95 statt 119,95 Euro.

Beim Designer Hugo Boss sind bislang nur Einzelteile aus der Damenkollektion "Woman Black", "Orange" und "Hugo" preislich heruntergesetzt. Für einen Mantel aus Schurwolle werden 349 Euro statt 499 Euro verlangt, Strickjacken sind von 139 Euro auf 99 Euro reduziert. Die restliche Winterware soll laut Storemanagerin Andrea Seidel erst im Dezember günstiger werden. Ähnlich sieht es im Alsterhaus am Jungfernstieg aus. Hier werden Schnäppchensucher vor allem in der Damenabteilung fündig: Im Angebot sind unter anderen reduzierte Jacken von Dolce&Gabbana (von 889 Euro auf 629 Euro) und Versace-Kleider (von 419 Euro auf 299 Euro).

Was die Kunden zum Kauf der Winterkleidung anregen soll, birgt für die Händler jedoch Gefahren. "Ob diese Praxis gut für die Marge ist, muss mit einem dicken Fragezeichen versehen werden", sagt Waldemar Toporowski, Professor für Handel an der Universität Göttingen. Doch den meisten Geschäften bleibt keine Wahl: Um die Kunden zu halten, müssen sie mitmachen und die Preise senken. "Wenn einer anfängt, hat er den Vorteil", erklärt Kalkmann. "Die anderen ziehen nach, und so schraubt sich die Spirale nach unten."

Das norddeutsche Schmuddelwetter macht auch dem Einzelhandel in Niedersachsen, Bremen und Schleswig-Holstein Sorgen. "Männer kaufen erst Mäntel, wenn sie richtig frieren", hieß es beim Einzelhandelsverband Niedersachsen. Auch Kalkmann hat in Hamburg die Erfahrung gemacht, dass die Menschen sehr zeitnah auf Anlässe reagieren. "Wenn es morgen richtig kalt wird, geht der Ansturm auf die Winterware los." Insofern dürfte der Wetterbericht den Textilhändlern Mut machen: Zum kommenden Wochenende hin sollen die Temperaturen unter fünf Grad fallen. Dann schmeckt auch der Glühwein wieder besser, der die Kauflaune weiter anregt.