Ist Alkohol nur schädlich oder auch gesund? Das hängt von der Dosis ab.

Alkohol ist der Deutschen liebste Droge. Nur etwa drei Prozent der Erwachsenen verzichten lebenslang darauf. Alle anderen genehmigen sich das ein oder andere – vielleicht auch viele – Schlückchen. Im Schnitt kommt jeder und jede Deutsche auf 9,7 Liter reinen Alkohol pro Jahr. Das entspricht täglich zum Beispiel fast einem Viertelliter Wein. Alkohol beeinflusst viele Hirnregionen und -botenstoffe, erst anregend und euphorisierend, mit steigender Dosis dämpfend. Das macht den Rausch riskant. Alkohol erhöht die Unfallgefahr, senkt die Aggressionsschwelle und kann in sehr hohen Dosen lebensbedrohliche Atemlähmungen verursachen. Also: Besser keine Exzesse.

Aber in Maßen genossen soll Alkohol gesund sein. Inzwischen bestätigen Studien diesen Mythos, besonders einen Schutz vor koronarer Herzkrankheit, also auch Herzinfarkten. Eine gemeinsame Auswertung dieser Studien veröffentlichten kanadische Forscher um William Ghali 2011 im „British Medical Journal“. Demnach senkt ein bisschen Alkohol – täglich etwa ein Getränk – das Risiko für koronare Herzkrankheit um knapp 30 Prozent. Und das Sterberisiko insgesamt liegt bei maßvollen Trinkern 13 Prozent niedriger als bei Abstinenzlern.

Trotzdem darf niemand Alkohol als Medizin verklären. Denn das Herz lässt sich auch durch gesunde Ernährung und Bewegung schützen. Und die Studien zeigen auch: Ab mehr als etwa zwei alkoholischen Getränken täglich kippt die Waage, das Sterberisiko steigt. In höheren Mengen schädigt Alkohol die Leber, den Magen und andere Organe. Die Weltgesundheitsorganisation stuft ihn als Krebsauslöser ein. Zurecht, zeigt eine Auswertung europäischer Daten im „British Medical Journal“. Demnach gehen bei Männern 10 Prozent, bei Frauen 3 Prozent aller Krebsfälle auf Alkohol zurück. Besonders stark erhöht er das Risiko für seltene Tumoren in Mund, Rachen, Speiseröhre und Leber. Aber auch bei sehr häufigen wie Brustkrebs und Darmkrebs besteht ein Zusammenhang.

Ein weiteres Problem ist stark tabuisiert: In Deutschland leben etwa 1,3 Millionen Alkoholabhängige. Ihre Gedanken kreisen ums Trinken, teils mit dramatischen Folgen: Gesundheitsschäden, sozialer Abstieg, Vereinsamung. Ob eine Sucht entsteht, hängt wohl von genetischen Faktoren und persönlichen Belastungen ab – und dem Trinkverhalten.

Mehrere Fachgesellschaften definierten Alkoholmengen, die der Gesundheit möglichst nicht schaden. Zum Beispiel empfiehlt die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen folgende „Grenzwerte für einen risikoarmen Alkoholkonsum“: Eine Frau sollte täglich höchstens 12 Gramm reinen Alkohol trinken. Das entspricht etwa 0,33 Liter Bier oder 0,15 Liter Wein. Bei Männern liegt der Grenzwert doppelt so hoch, weil sie Alkohol besser vertragen. Für beide Geschlechter gilt: Vermeiden Sie Rauschtrinken und bleiben Sie mindestens zwei Tage pro Woche alkoholfrei – zur Suchtvorbeugung. Trinken Sie nicht: bei der Arbeit, gefährlichen Sportarten, im Straßenverkehr, in Schwangerschaft und Stillzeit. Und schützen Sie Kinder und Jugendliche.

Weitere Informationen: www.test.de