Elektroschrott landet häufiger im Müll als auf dem Wertstoffhof.

Schätzungsweise zwischen anderthalb und zwei Millionen Tonnen ausrangierter Waschmaschinen, Fernseher, Computer, Handys und Haartrockner fallen jedes Jahr in Deutschland an. Nur knapp 700 000 Tonnen davon gingen 2008 laut Bundesumweltministerium an einen Wertstoffhof – das sind um die 40 Prozent. Der Rest landete überwiegend im Haus- und Sperrmüll. Vor allem Kleingeräte wie Energiesparlampen, Rasierapparate und Handys wandern in die graue Tonne.

Handys enthalten Gold, Silber und Kupfer sowie äußerst seltene Metalle wie zum Beispiel Neodym, Palladium und Tantal. Wichtige Rohstoffe, die sich zum größten Teil wiedergewinnen ließen. Hausmüll wird in Deutschland aber in der Regel verbrannt. Wertvolle Rohstoffe gehen so verloren. Zudem entstehen giftige Abgase. Das Gesetz fordert daher vom Verbraucher, den kaputten Akkuschrauber – kostenlos – an einer Sammelstelle abzugeben. Vielen ist der Weg aber offenbar zu weit.

Auch die neue Wertstofftonne, die bis 2015 flächendeckend in Deutschlands Höfen stehen soll, wird daran wahrscheinlich nichts ändern. Verbraucher sollen darin Abfälle aus Metall und Plastik entsorgen. Elektroschrott soll voraussichtlich nicht hinein dürfen. Das Umweltbundesamt befürchtet, dass dies das Recycling eher erschweren würde. Endgültig entschieden wird darüber erst im nächsten Jahr.

Rund 155 000 Tonnen Elektroschrott werden laut Umweltbundesamt jedes Jahr illegal als Gebrauchtware deklariert ins Ausland verschoben. Nur ein Teil wird weitergenutzt. Viele Geräte sind defekt und werden ausgeschlachtet: Arbeiter, oft Kinder, zertrümmern den Schrott mit Hämmern und Äxten, fackeln Kunststoffgehäuse und Kabel unter freiem Himmel ab, um an die wertvollen Metalle zu kommen. Sie atmen dabei giftige Dämpfe ein, viele werden krank. Boden, Luft, Wasser sind verseucht.

Auch in Deutschland muss Elektroschrott zerlegt werden, um an das begehrte Recyclingmaterial zu kommen. Auch hierzulande geschieht das vielerorts per Hand, allerdings wird auf Umwelt- und Gesundheitsschutz Wert gelegt. Je nach Schadstofffracht der Altgeräte sind mitunter spezielle Anlagen erforderlich. Je sortenreiner eine Müllfraktion ist, desto besser fürs Recycling.

Geld verdienen Recyclingbetriebe vor allem mit metallhaltigem Schrott. Recycelte Metalle helfen nicht nur, Ressourcen und Landschaften zu schonen. Sie sparen auch enorme Mengen an Energie und damit an Kohlendioxidausstoß ein. In Deutschland wird mittlerweile mehr Stahl, Kupfer und Aluminium aus Schrott denn aus Erz gewonnen.

Doch viele Metalle im Elektroschrott werden bisher nicht wiedergewonnen, allen voran die Seltenen Erden wie Neodym, Yttrium und Lanthan. Ohne diese würde kaum ein Hightechgerät der Informations- und Kommunikationstechnik funktionieren. Da diese „Gewürzmetalle“ oft nur in Spuren in ¬einem Produkt stecken, ist das Recycling unwirtschaftlich. Doch das könnte sich bald ändern. Seltene Erden haben sich auf dem Weltmarkt im vergangenen Jahr um bis zu 1 000 Prozent verteuert.

Weitere Informationen: test 12/2011 und www.test.de