Statistik über die Pünktlichkeit der Deutschen Bahn nicht länger geheim.

Bahnchef Rüdiger Grube korrigiert eine Entscheidung seines Vorgängers Hartmut Mehdorn. Dieser hatte die Statistik über Zugverspätungen zur Geheimsache erklärt. Grube bekannte sich jetzt zur „offenen und ehrlichen Kommunikation mit unseren Kunden“. Deshalb werde die Deutsche Bahn ab September monatlich die Pünktlichkeitswerte im Nah-und Fernverkehr im Internet veröffentlichen. Die Stiftung Warentest hat das Geheimnis bereits früher gelüftet. Mehr als ein Jahr lang kontrollieren die Tester bereits die Zugverspätungen: seit 1. Juli 2010 fast ununterbrochen, stichprobenhaft auf Bahnsteigen, vor allem aber am Computer.

Rund um die Uhr erfassen die Warentester im Minutentakt die aktuellen Informationen der Deutschen Bahn über Zugverspätungen. Und zwar mithilfe der Website „Ist mein Zug pünktlich?“ auf www.bahn.de. Sie ermitteln jeweils den Zeitpunkt, an dem eine Zugankunft auf der Website letztmalig angekündigt wird, bevor sie dort verschwindet. Verspätungen berechnen die Tester als Differenz zwischen der so ermittelten Ankunftsminute und der Ankunftszeit laut Fahrplan. Bei diesem Test konzentrierten sie sich auf 20 wichtige Bahnhöfe in allen Regionen Deutschlands.

Für diese Bahnhöfe wurden mittlerweile bereits mehr als 1,9 Millionen Zugankünfte erfasst. Erstmals kann die Stiftung Warentest jetzt ein Fazit für einen 12-Monats-Zeitraum ziehen – vom 1. Juli 2010 bis zum 30. Juni 2011:

Fernzüge. Im Durchschnitt kamen 30 Prozent der Fernzüge mindestens 6 Minuten zu spät, 6 Prozent sogar mehr als eine halbe Stunde. Wichtigster Grund für diese schlechten Werte ist das Chaos im vergangenen Winter, als den ICE-Zügen notgedrungen zeitweise sogar ein Tempolimit verordnet werden musste. Im Frühjahr und Sommer haben sich die Pünktlichkeitswerte tendenziell verbessert. Zum Beispiel verspäteten sich von März bis Juni nur noch 23 Prozent der ICE um mindestens 6 Minuten.

Regionalzüge. Im Vergleich zu den Fernzügen fuhren die Regionalzüge immer deutlich pünktlicher. Der Anteil der Verspätungen ab 6 Minuten lag hier bei 14 Prozent.

Für Reisende sind auch kleine Verspätungen oft ein großes Ärgernis. Bei knappen Umsteigezeiten verpassen viele ihren Anschlusszug. Gründe für Verspätungen gibt es viele. Zum Beispiel bremsen Engpässe an Knotenpunkten und Langsamfahrstellen viele Züge aus. Denn es wird zu wenig in das Schienennetz investiert. Mehr Infos über Verspätungen führen künftig vielleicht schneller zu mehr Investitionen.