Schnittlauch war im Test fast pestizidfrei, ganz anders als eine Minze.

Sie sind wahre Aromabomben. Frische Kräuter würzen viel intensiver als getrocknete. Sie setzen Speisen das i-Tüpfelchen auf. Genießer wissen das zu schätzen. Der Markt wächst. Die Stiftung Warentest hat jetzt Küchenkräuter auf etwa 500 Pestizide untersucht. Die Tester wählten Petersilie, Basilikum und Schnittlauch – die beliebtesten Kräuter – , aber auch die Aufsteiger Rosmarin, Koriander und Minze. Darunter waren sowohl Kräuter im Topf als auch geschnittene verpackte und tiefgekühlte. Am besten schneidet Schnittlauch ab: Er ist fast völlig pestizidfrei. Durchweg ohne Rückstände ist keine Kräuterart. Doch nur eine der 47 Proben im Test ist stark belastet. Vier weitere sind deutlich belastet.

In der frischen Minze aus Vietnam vom asiatischen Supermarkt Vinh-Loi haben die Tester höhere Rückstände gefunden als zulässig – und das gleich von zwei Pflanzenschutzmitteln: vom Insektizid Cypermethrin und vom pilzhemmenden Mittel Carbendazim, das als erbgutverändernd gilt. Die Minze war so stark belastet, dass sie gar nicht hätte verkauft werden dürfen. Sie ist aber nicht gefährlich für die Gesundheit, wenn man Minze wie die meisten Menschen in geringen Mengen verzehrt. Ein Erwachsener, der 70 Kilogramm wiegt, könnte nach heutigem Wissen gefahrlos an einem Tag 250 Gramm, also fünf Packungen dieser Minze essen. Kritisch kann es werden, wenn er am selben Tag noch andere stark belastete Produkte mit den gleichen Pestizidrückständen isst.

Die vier Proben Koriander im Test, drei aus Thailand und eine aus Israel, hielten die zulässigen Höchstgehalte ein. Auch Basilikum und Petersilie waren unauffällig – bis auf zwei Ausreißer: Aus dem Hellweg-Baumarkt kam die einzige Petersilie, die deutlich belastet war. Deutlich belastet heißt: Mindestens ein Pestizid schöpfte mehr als die Hälfte des Höchstgehalts aus. Das gilt auch für ein geschnitten angebotenes Basilikum aus Spanien. Insgesamt schnitt Basilikum etwas besser ab als Petersilie. Zwei Rosmarintöpfe – von Kaufland und Pflanzen Kölle – waren deutlich mit Kupferrückständen belastet. Kupfer kann von Natur aus in höheren Gehalten im Boden vorkommen, aber auch gegen Pilzbefall gespritzt worden sein. Hier wiesen die Kupfermengen auf gezielten Einsatz hin.

Bei insgesamt 17 Kräutern fanden die Tester Mehrfachrückstände, bis zu sieben Pestizide in einer Probe – meist in geringen Mengen. Die Auswirkungen von Mehrfachrückständen auf die Gesundheit des Menschen sind umstritten. Bis heute ist unklar, wie sie im Körper wirken.

Im Biolandbau sind chemisch-synthetische Pestizide tabu. Tatsächlich waren die Biokräuter im Test weniger belastet als die konventionellen. Völlig rückstandsfrei waren aber auch sie nicht alle. Jedem zweiten Biokraut attestierten die Tester „keine“ Pestizidbelastung, bei den herkömmlichen nicht einmal jedem fünften. Die geringen und sehr geringen Rückstandsmengen in den restlichen Biokräutern bedeuten nicht unbedingt, dass da unerlaubt gespritzt wurde. Sie können zum Beispiel durch Kontakt mit behandelten Erzeugnissen auf die Biokräuter gekommen sein oder über die Luft.