Die Zahl der Vegetarier wächst. Was sind Gründe? Leben sie gesünder?

Vegetarisch essen ist in. Meist sind es junge, gut gebildete Frauen in Großstädten, die ein Leben ohne Fleisch führen. Jeder Lebensmittelskandal lässt die Zahl weiter wachsen. Auch das steigende Umweltbewusstsein und der Klimawandel spielen eine Rolle. Aus den Befragungen zur Nationalen Verzehrsstudie II ist zu schließen, dass hierzulande etwas mehr als eine Million Menschen in den letzten vier Wochen kein Fleisch gegessen haben. Der Vegetarierbund Deutschland spricht von rund sechs Millionen Menschen. 2011 sei die Mitgliederzahl des Vegetarierbunds um rund 40 Prozent gestiegen – so stark wie nie zuvor.

Was treibt Vegetarier an, weshalb verzichten sie auf Fleisch? Dieser Frage ging die Universität Jena nach. Mehr als jeder Zweite ist demnach ein moralischer Vegetarier, für den der Tierschutz am meisten zählt. Nur etwa jeder Fünfte ist ein Gesundheitsvegetarier. Gut jeder Zehnte zählt zu den emotionalen Vegetariern. Diese mögen schlichtweg den Geschmack von Fleisch nicht. Streng genommen gilt nur der als Vegetarier, der auf Fleisch, Geflügel und Fisch verzichtet. Wer seinen Konsum auf zwei Schnitzel im Monat begrenzt, ist ein „Flexitarier“ oder Gelegenheitsvegetarier, auch Teilzeitvegetarier genannt. Sie sympathisieren mit der vegetarischen Ernährung, können oder wollen sich aber nicht ganz von Fleisch lossagen, berichtet die Stiftung Warentest.

Der Großteil der Vegetarier zählt zu den Ovo- oder Lakto-Vegetariern. Sie essen kein Fleisch, akzeptieren aber Eier (Ovo) oder Milchprodukte (Lakto) von lebenden Tieren. Einige akzeptieren auch Fisch. Im Vergleich dazu legen Veganer die Lehre strenger aus: Sie ernähren sich rein pflanzlich; Produkte vom Tier wie Milch, Eier und Honig sind tabu. Auch Gegenstände aus tierischen Materialien wie Leder lehnen sie ab. Auf dem Speiseplan von Vegetariern nehmen Obst, Gemüse, Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte und Sojaprodukte einen wichtigen Platz ein.

Der Lebensstil der Vegetarier zahlt sich aus: Sie sind zum Beispiel selten übergewichtig, haben ein geringeres Diabetesrisiko und einen niedrigeren Blutdruck als Fleischesser. Kurzum: Sie leben gesünder. Das belegen Studien. Die guten Gesundheitswerte gehen auch darauf zurück, dass Vegetarier mehr Sport treiben als andere, seltener rauchen und Alkohol trinken.

Dennoch können bei Vegetariern wichtige Nährstoffe zu kurz kommen, etwa Eisen, Jod, Zink und Omega-3-Fettsäuren. Nur wer sich abwechslungsreich pflanzlich ernährt, kann hier einer Unterversorgung vorbeugen. Bei Eisen bleibt es schwierig: Eisen aus Pflanzenkost wird vom Körper schlechter verwertet als tierisches Eisen. Für die Vitamin-D-Versorgung raten Experten Vegetariern, sich viel im Freien aufzuhalten.

Der Körper kann Vitamin D über die Haut bilden. In Wintermonaten sollten sie mit Vitamin D angereicherte Lebensmittel essen.

Kritisch ist bei Veganern die Versorgung mit Vitamin B12, das vor allem in Fisch, Milch und Eiern enthalten ist. Veganer sollten Hefepräparate, Nahrungsergänzungsmittel oder angereicherte Produkte einnehmen. Ein Vitamin-B12-Mangel kann zu neurologischen Störungen führen.

Weitere Informationen: www.test.de