Der Grenzwert für Blei im Trinkwasser sinkt. Wo noch Bleirohre eingebaut sind, kann dieser Wert nicht eingehalten werden. Deshalb müssen alte Rohre raus.

Wasser aus dem Hahn hat in Deutschland eine hohe Qualität – nur nicht dort, wo es noch durch alte Bleirohre fließt. Selbst kleinste Mengen des geruch- und geschmacklosen Schwermetalls schädigen nämlich auf Dauer das Nervensystem.

Blei macht dumm, besonders wenn sich das Gehirn noch in der Entwicklung befindet. Ungeborene und Kleinkinder sind am stärksten gefährdet.

Zum Schutz sinkt der erlaubte Gehalt ab Dezember von 25 auf 10 Mikrogramm je Liter, wie die Stiftung Warentest in der Dezemberausgabe der Zeitschrift test berichtet. Wo noch Bleirohre eingebaut sind, kann dieser Wert nicht eingehalten werden. Die Bleirohre müssen raus.

Gemeinden erneuern alte Leitungen

Offizielle Zahlen zu Bleileitungen liegen nur für die Anschlüsse vor, die zum Haus hinführen. Sie gehören den Wasserwerken. Hier hat sich einiges getan: Zahlreiche Gemeinden haben in großem Umfang alte Leitungen erneuert. Vor zehn Jahren waren allein in Hamburg noch rund 28.000 Bleirohre bekannt. Der örtliche Wasserversorger hat sie auf etwa 250 gesenkt. Bis Jahresende sollen sie ganz verschwinden.

In Berlin schrumpfte die Zahl im selben Zeitraum von rund 29.000 auf noch etwa 3.800. Grund zur Entwarnung gibt es trotzdem nicht. Denn für die privaten Installationen im Haus ist nur der Eigentümer selbst verantwortlich.

Wie viele bleihaltige Rohre vorhanden sind, ist unbekannt. Ein Risiko besteht vor allem im Norden und Osten, wo das Schwermetall zum Teil noch bis 1973 verbaut wurde – in Süddeutschland verzichtet man bereits seit 1878 auf Bleirohre. Meist sind teil- und unsanierte Altbauten betroffen. Niedersachsens Gesundheitsamt schätzt, dass es allein in dem Bundesland noch etwa 100.000 belastete Wohnungen gibt.

Sicherheit bringt nur eine Schwermetallanalyse

Bewohner von Altbauten sollten zunächst selbst nach Bleirohren suchen, rät die Stiftung Warentest. Oft sind sie über Putz und leicht gebogen verlegt. Das Metall ist weich und glänzt silbrig, wenn man es anritzt. Die Lötstellen sind wulstig dick. Ist die Leitung in der Wand versteckt, lugen Anschlüsse häufig unter Waschbecken oder hinter Wasserzählern hervor.

Wer zur Miete wohnt und nicht alle Rohre prüfen kann, sollte sich an den Vermieter wenden. Der ist ab Dezember verpflichtet, Mieter über giftige Rohre zu informieren und die Reinheit des Wassers sicherzustellen.

Hundertprozentige Sicherheit bringt nur eine Schwermetallanalyse. Die kann entweder das zuständige Gesundheitsamt durchführen oder es vermittelt anerkannte Labore. Für Haushalte, in denen Schwangere oder kleine Kinder wohnen, ist die Messung vielerorts kostenlos, zum Beispiel in Niedersachsen, Hamburg und Berlin. Für alle anderen ist eine einfache Bleianalyse ab etwa 18 Euro zu haben.

Schwangere sollten das Wasser gar nicht trinken

Ist das Wasser belastet, sollten es Betroffene ein bis zwei Minuten ablaufen lassen, bevor sie es nutzen. Abgestandenes Wasser reichert sich stark mit Blei an – bereits nach einer Stunde steigt die Konzentration erheblich. Der Effekt ist umso stärker, je saurer das Wasser ist.

Schwangere und Säuglinge sollten das Wasser gar nicht trinken oder damit zubereitete Speisen essen. Wichtig ist es, die Ursache für die Belastung zu finden und zu beseitigen.

Wer die Kosten für einen eventuellen Austausch der Rohre übernimmt und in welchen Bundesländern eventuell Zuschüsse gezahlt werden, ist in der Dezemberausgabe der Zeitschrift test zu lesen.

Weitere Informationen finden Sie in der Zeitschrift test 12/2013 und unter www.test.de.