Auch städtische Gesellschaften stocken Bestand um 100.000 Wohnungen auf

Von Florentine Anders

Der Wohnungsneubau in Berlin hat in den vergangenen drei Jahren deutlich an Dynamik gewonnen. Derzeit sind 226 Projekte mit insgesamt 17.600 Wohnungen im Bau oder in der Planung. Die meisten Projekte gibt es in Mitte. Erstmals seit der Wende entstehen in Berlin auch wieder bezahlbare Mietwohnungen in nennenswerten Dimensionen. Der Bauboom ist zwar nicht neu, doch bisher entstanden in der Hauptstadt vor allem teure Eigentumswohnungen. Jetzt baut auch das Land Berlin – und das ist dringend notwendig. Pro Jahr wächst die Zahl der Haushalte in Berlin um 20.000. Damit wird Wohnraum knapp, die Preise für Mietwohnungen schnellen in die Höhe.

Die sechs großen städtischen Wohnungsbaugesellschaften sollen nun die Wohnungsnot lindern, indem sie ihren Bestand deutlich erweitern. Während dieses Wachstum bislang hauptsächlich durch Ankäufe erfolgte, soll ab 2016 vor allem neu gebaut werden. Schon in diesem Jahr werden nach Angaben der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung 1300 kommunale Wohnungen fertiggestellt. In den kommenden zehn Jahren sollen die Wohnungsbaugesellschaften ihren Bestand von derzeit 300.000 um 100.000 Wohnungen aufstocken – 75.000 durch Neubauten und 25.000 Wohnungen durch Zukäufe. „Wo genau und wie schnell die Wohnungen gebaut werden, hängt zum einen von den verfügbaren Grundstücken, aber auch von der Planungsfreudigkeit der Bezirke ab“, sagt David Eberhart, Sprecher des Verbandes der Wohnungsbauunternehmen BBU. Momentan seien da vor allem die östlichen Bezirke wie Lichtenberg und Treptow-Köpenick weit vorn.

Die Degewo als größte Wohnungsbaugesellschaft will pro Jahr etwa 1000 neue Wohnungen bauen. Laut Degewo-Sprecher Lutz Ackermann sind 4000 Wohnungen im Bau oder in der Planung. Schwerpunkte für den Neubau sind derzeit Gropiusstadt (Neukölln) und Treptow-Köpenick.

Die Wohnungsbaugesellschaft Stadt und Land will bis 2026 bis zu 15.000 zusätzliche Wohnungen durch Ankäufe und Neubauten anbieten. „Ziel ist auch, durch den wachsenden Anteil von Immobilien in öffentlicher Hand eine dämpfende Wirkung auf die Mieten in Berlin insgesamt zu haben“, sagt Geschäftsführerin Anne Keilholz. Die Wohnungen in Neubauquartieren sollen für verschiedene Einkommensgruppen angeboten werden. Am Bruno-Bürgel-Weg in Niederschöneweide etwa werden 20 bis 25 Prozent der 300 Wohnungen für 6,50 Euro bis 7,50 Euro pro Quadratmeter vermietet.

Die Gewobag will nach eigenen Angaben 10.000 Wohnungen in den kommenden zehn Jahren neu schaffen.