Berlin. Hamburgs Bürgermeister will unpünktliche Fluggesellschaften zur Kasse bitten. Freitag findet im Stadtstaat der Luftfahrtgipfel statt.

Der amtierende Vorsitzende der Ministerpräsidentenkonferenz, Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD), erhofft sich vom Luftfahrtgipfel an diesem Freitag wirksame Maßnahmen gegen Verspätungen im Flugverkehr. „Ich erwarte eine Reihe sehr konkreter Ergebnisse und Verabredungen“, sagte Tschentscher unserer Redaktion.

Als Beispiel nannte er ein Preissystem, das unpünktliche Airlines zusätzlich zur Kasse bittet. „Kurzfristig sollte jeder Flughafen seine Start- und Landegebühren so gestalten, dass verspätete Ankünfte und Abflüge für die Airlines spürbar teurer werden“, forderte der SPD-Politiker. In Hamburg gebe es solche Gebühren bereits.

Gipfel mit Politikern, Fluggesellschaften und Flughafenbetreibern

Bei dem Treffen am Freitag wollen Politiker, Fluggesellschaften und Flughafenbetreiber darüber sprechen, wie die Zahl verspäteter Flüge reduziert werden kann. Teilnehmen werden außer Tschentscher auch NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) und Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU).

„Das Ausmaß der Verspätungen ist untragbar geworden“, sagte der Hamburger Bürgermeister. Leidtragende seien vor allem die Passagiere und Anwohner, die vom Lärm verspäteter Flüge am Abend und in der Nacht betroffen seien. Der Flugverkehr in Deutschland müsse wieder zuverlässiger und pünktlicher werden.

Chefs der vier größten Flughäfen widersprechen Lufthansa

Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD).
Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD). © dpa | Daniel Bockwoldt

Vor dem Luftfahrtgipfel in Hamburg am Freitag attackieren die Chefs der vier größten Airports die Deutsche Lufthansa in einem Brief an Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU). Dies berichtet die Düsseldorfer „Rheinische Post“ (Mittwoch), der das Schreiben vorliegt.

Demnach hat es zu „Verärgerung“ bei den Flughäfen geführt, dass Lufthansa-Chef Carsten Spohr durchsetzen will, dass die Kapazität an den vier Großflughäfen Frankfurt, München, Düsseldorf und Berlin-Tegel gesenkt werden solle, um Verspätungen zu vermeiden. Die Forderungen von Lufthansa hätten eine hohe „Brisanz für die deutschen Flughafenstandorte“, heißt es.

Sprecher des Frankfurter Airport-Betreibers Fraport sowie des Verkehrsministeriums wollten den Bericht am Mittwoch nicht kommentieren.

Verhältnis der Airlines mit den Flughäfen bleiben angespannt

Das Verhältnis zwischen Flughäfen und Fluggesellschaften ist angespannt. Auslöser war ein Antrag der Lufthansa, die Kapazitäten an den wichtigsten Flughäfen und sogar im gesamten deutschen Luftraum zu senken.

Auf diesem Weg will Lufthansa-Chef Carsten Spohr ein erneutes Flug-Chaos wie in diesem Sommer verhindern. Die Flughäfen fürchten hingegen um ihr Geschäft mit den Passagieren und sehen sich auch nur im geringen Maße verantwortlich für Ausfälle und Verspätungen.

Höhere Kapazitäten bei der Flugsicherung notwendig

Gemeinsam mit dem Airline-Verband Barig soll sich Europas größter Luftverkehrskonzern dem Vernehmen nach mit den Behörden dafür ausgesprochen haben, die sogenannten Eckwerte für den Frankfurter Flughafen abzusenken.

Der Flughafenverband ADV sieht die Kapazitätsobergrenzen nicht als zentralen Hebel zur Bewältigung der Pünktlichkeitsprobleme. Notwendig seien höhere Kapazitäten bei der Flugsicherung, stabilere Flugpläne der Airlines, schnellere Sicherheitskontrollen am Boden und der Ausbau der Infrastruktur. (dpa)