Hamburg. Teilnehmer einer Anti-Katar-Demo am Rande des G20-Gipfels waren offenbar gekauft. Als das Geld nicht floss, änderten sie ihre Haltung.

  • Beim G20-Gipfel gab es eine Anti-Katar-Demo
  • Einem Teil der Demonstranten wurde Geld versprochen
  • Als sie keines bekamen, demonstrierten sie für Katar

Gekaufte Demonstranten können auch dann zum Problem werden, wenn der Schwindel nicht auffliegt: Wenn man sie nicht bezahlt, demonstrieren sie nicht – oder sogar gleich für die andere Seite. So geschehen ist das offenbar in Hamburg im Rahmen des G20-Gipfels Anfang Juli. Nach Recherchen des Tagesschau-Portals „Faktenfinder“ hatte ein ägyptischer Geschäftsmann Flüchtlinge bezahlt, damit sie beim G20-Gipfel gegen Katar demonstrieren.

Rund 140 Menschen demonstrierten am Samstag des G20-Wochenendes gegen das Emirat. Sie sollen Katar vorgeworfen haben, Terrorismus zu finanzieren. Das ist derselbe Vorwurf, den auch Saudi-Arabien, Bahrain, die Vereinigten Arabischen Emirate und Ägypten dem Golfstaat machen. Diese Staaten hatten deswegen Anfang Juni ihre Beziehungen zu Katar abgebrochen und eine Blockade über das Land verhängt. Ein Video des Senders Sky News Arabia zeigt die Demo, zeigt aber auch, dass manche Demonstranten sich eher hinter den Plakaten verstecken.

Geld fürs Demonstrieren

Zumindest einem Teil der Demonstranten war der Konflikt auch eigentlich egal: Wie der „Faktenfinder“ berichtet, haben Flüchtlinge dem Tagesschau-Projekt und dem WDR-Portal „WDRforyou“ gesagt, dass zumindest einige der Demonstranten für ihren Protest bezahlt wurden.

Ahmad O., ein syrischer Flüchtling, berichtet, er sei in einem Park von zwei ägyptischen Männern angesprochen worden, die ihm Geld geboten hätten, um an der Demonstration gegen Katar teilzunehmen. Er solle Freunde mitbringen, auch sie bekämen Geld.

Von der Anti- zur Pro-Katar-Demo

Dem Bericht des Faktenfinders zufolge waren mehrere Hundert Menschen zu der Demonstration erschienen. „Als wir dort waren, haben sie uns aber Geld für nur 100 Leute gegeben“, wird Ahmad O. in dem Bericht zitiert. „Weitere 300 Leute haben nichts bekommen. Die wurden sehr sauer und haben dann Parolen für Katar gerufen. Die Demo ist zu einer Pro-Katar-Demo geworden.“

Ein Sprecher der Polizei Hamburg spricht dieser Redaktion gegenüber von 140 Demo-Teilnehmern. 50 davon hätten die Versammlung gestört. Aufgestellte Plakate hätten sie weggenommen und beschädigt. (tma)