Weitere Bastelarbeiten, Kinderbilder und Spenden werden dringend benötigt für die Abendblatt-Aktion. 8000 Pakete gehen an Bedürftige

„Wie auch schon im letzten Jahr … wollen wir mit schönen Sachen andere Menschen glücklich machen. ,Von Mensch zu Mensch‘ heißt das Projekt, hat in unseren Köpfen neue Ideen geweckt. Wir strickten Schals, mussten Maschen zählen, für die HSV-Socken die richtigen Farben wählen. Es entstanden eine Tasche, Stulpen und Mützen, die vor kalten Winden sollen schützen …“, Renate Fritsch (76) liest an einem Nachmittag im Oktober den Teilnehmern der Gruppe „De lütte Handarbeitsstuv“ ihre selbst gedichteten Zeilen im Forum Alstertal in Poppenbüttel vor. Alle 14 Tage treffen sich dort rund zehn Teilnehmer zu einer gemütlichen Kaffeerunde, um an ihren Kreationen für die Weihnachtspäckchen-Aktion des Hamburger Abendblatts zu arbeiten. Denn auch in diesem Jahr verschenkt „Von Mensch zu Mensch“ wieder 8000 liebevoll gepackte Päckchen an einsame, bedürftige Hamburger. Neben Lebensmitteln kommt in jeden der grünen Kartons ein selbst gemaltes Kinderbild und eine Bastelarbeit, die engagierte Hamburgerinnen und Hamburger für die Aktion erstellen.

Der älteste Teilnehmer ist 98 Jahre alt

„Jeder von uns gibt an Selbstgestricktem ab, was er möchte“, sagt Renate Fritsch, die extra zusätzlich einen Strickkurs begonnen hat, um ihre Handarbeitsfertigkeiten zu erweitern. Vera Wietscher freut sich darauf, wenn die Empfänger der Weihnachtspäckchen die schönen selbst gemachten Sachen entdecken. Sie bringt heute einen schicken runden Hut mit, in den sie Strickstreifen von Werner Voß eingenäht hat. Er ist der Älteste in der Runde. „Als ich meinen Sohn anrief und sagte ,Ich mach’ einen Handarbeitskurs‘, bekam ich kurz darauf von ihm ein Päckchen mit einer Strickliesel“, erzählt der 98-Jährige. „Sei froh, er hätte dir ja auch seine kaputten Strümpfe schicken können“, wirft Helga Oertel-Mornhart (88) ein. Während der Arbeit wird viel gelacht und geredet. „Die zwei Stunden genieße ich immer sehr“, sagt Werner Voß, „auch wenn ich mich danach erst mal erholen muss von all den munteren Damen. Die Stimmung hier ist toll.“

Den Bewohnern des Forums Alstertal geht es im Gegensatz zu den bedürftigen Päckchenempfängern materiell zwar gut, doch trotz des umfangreichen Angebots von Vorträgen, Diskussionsrunden, Ausstellungen, Gedächtnistraining und Spieleabenden kennen auch sie natürlich die Einschränkungen und Belastungen des Alters. Die 88-jährige Vera Wietscher bedauert es sehr, dass sie nicht mehr so mobil ist wie früher, als sie noch Fahrrad fahren oder im Garten arbeiten konnte. „Bei manchen Angeboten werde ich dann ganz traurig“, sagt sie, wie bei dem Tanzkurs, an dem sie nicht mehr – so wie die zwölf Jahre jüngere Renate Fritsch – teilnehmen kann.

Das Thema Einsamkeit ist immer präsent

Die Gruppenmitglieder haben nur noch wenige Freunde oder Bekannte, die Ehepartner sind nicht mehr an ihrer Seite. „Deshalb ist diese Gemeinschaft so schön“, sagt Hannelore Czanowski (90). „Jeder hat für den anderen Verständnis, das ist viel wert.“ Geburtstage und Silvester werden zusammen gefeiert, in einer Kasse wird Geld gesammelt, „davon gönnen wir uns dann ein gemeinsames Essen“.

Trotzdem ist für alle das Thema Einsamkeit ständig präsent. Sie sei das Schlimmste am hohen Alter, und auch die Gemeinschaft könne einem dieses Gefühl nicht abnehmen. „Bei mir kommen dann oft Erinnerungen an den Krieg hoch, ich musste damals drei Jahre in Ägypten hinter Stacheldraht in Gefangenschaft verbringen“, sagt Werner Voß. Die Menschen aus seiner Generation haben häufig Schlimmes mitmachen müssen, aber auch viel Durchhaltevermögen entwickelt. Und sie möchten am aktuellen Geschehen in der Welt und der Gesellschaft noch teilhaben. Dazu gehören die in der „lütten Handarbeitsstuv“ liebevoll hergestellten Beigaben für die Weihnachtspäckchen – sie werden bei den beschenkten Hamburgern und Hamburgerinnen bestimmt gut ankommen.

Die Abendblatt-Redaktion benötigt wieder viele Kinderbilder und Beigaben. Sendungen bitte bis 15. November an das Hamburger Abendblatt, Redaktion „Von Mensch zu Mensch“, Großer Burstah 18–32, 20457 Hamburg. Auch bitten wir dringend um Spenden für die Weihnachtspäckchen an den Abendblatt-Verein. Jeder Cent hilft. Konto: „Von Mensch zu Mensch“, Hamburger Sparkasse, ­DE03 2005 0550 1280 2020 01, ­Stichwort: „Weihnachtspäckchen“