Die Sparda-Bank und der Abendblatt-Verein „Kinder helfen Kindern“ spenden 11.000 Euro für einen behindertengerechten Wagen

Sie sagt von sich selbst, dass sie eine Kämpferin sei, eine, die nach vorne blickt, auch wenn es immer wieder in ihrem Leben Rückschläge gibt. So hat sie als junge Mutter dreier Söhne sieben Jahre lang für ein behindertengerechtes Auto gekämpft: mit der Krankenkasse, dem Sozialamt, der Eingliederungshilfe. „Es gab nur Absagen, bis mir eine Freundin von der Möglichkeit erzählte, Unterstützung durch Stiftungen und Vereine zu bekommen“, sagt Mucize Öztürk-Demir.

Rund 150 gemeinnützige Institutionen hat sie angeschrieben, ihnen von ihrem Schicksal und ihrem schwerbehinderten Sohn Taylan Kaan (13) berichtet, Bilder mitgeschickt und einen Kostenvoranschlag von ihrem Wunschauto. „Nach einem Jahr hatte ich das Geld zusammen, das war unglaublich“, sagt die hübsche 37-Jährige lächelnd.

Seit Dezember 2017 ist Öztürk-Demir nun stolze Besitzerin eines schwarzen Großraum-Vans, der mit einem Kassettenlift ausgestattet ist, über den Taylan in seinem Rollstuhl ganz bequem in den Innenraum des Autos gelangen kann.

Einen großen Teil der Kosten ihres Transporters hat der Abendblatt-Verein „Kinder helfen Kindern“ gemeinsam mit der Sparda-Bank Hamburg übernommen. Insgesamt 11.000 Euro haben die beiden Institutionen gespendet.

Der Abendblatt-Verein hatte beim Sparda-Bank Award im September 2017 von der Bank einen Scheck über 10.000 Euro erhalten. Mit der einen Hälfte des Geldes hat „Kinder helfen Kindern“ Reittherapien für behinderte Schüler ­finanziert, die anderen 5000 Euro gingen an Familie Öztürk-Demir. „Beim Sparda-Bank Award haben wir viele soziale Projekte ausgezeichnet, doch uns war auch ganz wichtig, einzelne Schicksale zu unterstützen, das ist über ,Kinder helfen Kindern‘ möglich. Und der Fall Öztürk-Demir hat uns sehr berührt“, sagt Oliver Pöpplau, Vorstandsvorsitzender der Sparda-Bank, bei der symbolischen Übergabe des Autos, zu der Mucize Öztürk-Demir mit ihren drei Söhnen aus Allermöhe nach Altona zur Bankzentrale gekommen war.

„Dieses Auto hat unsere Lebensqualität um 80 Prozent verbessert“, sagt sie. Zuvor musste jeder Gang zum Arzt, jede Therapiestunde für den schwerbehinderten Sohn, jeder Ausflug und Einkauf sorgfältig geplant werden. Da die 37-Jährige schweres Rheuma hat, kann sie weder lange Strecken laufen, noch ihren Sohn gut mit dem Rollstuhl schieben. Schmerzen gehören zu ihrem Alltag. Manchmal hat sie sich ein kleines Auto leihen können, „doch da passt der Rollstuhl nicht rein, Taylan musste im Buggy sitzen, das ist schlecht für seinen Rücken“, sagt Öztürk-Demir, die ihre Söhne alleine erzieht.

Als Taylan nach einer normalen Geburt vor 13 Jahren auf die Welt kam, war die Deutschtürkin noch verheiratet. Zwei Jahre zuvor war Mert Can geboren worden. „Taylan hat viel geweint und geschrien und wenige Wochen nach der Geburt haben sie festgestellt, dass er offenbar Gehirnblutungen erlitten hatte.“ Taylan kann weder sprechen, noch alleine essen oder seinen Oberkörper gerade halten. Er muss angezogen, gewickelt und nachts mehrfach gewendet werden – die intensive Pflege bewerkstelligt die gelernte Krankenpflegehelferin überwiegend allein, auch wenn der Vater der Kinder sie unterstützt, genauso wie ihre Familie. Die Ehe zerbrach nach der Geburt des dritten Sohnes Altan Enes (5). „Mein Exmann ist für die Kinder da, doch er war damals überfordert mit der Situation“, sagt Öztürk-Demir. Im Sommer muss Taylan wegen seiner schweren Skoliose am Rücken operiert werden, danach will sie wieder in ihrem alten Beruf arbeiten. „Das ist jetzt mit dem Auto kein Problem, da kann ich vormittags arbeiten, wenn die Kinder in der Schule und der Kita sind. Ich will doch ein Vorbild für sie sein.“

Auch spontane Ausflüge sind nun möglich. „Wir waren schon im Serengeti-Park. Und Taylan kann auch mal mit zu meinem Fußballspielen kommen“, sagt sein Bruder Mert Can (15). „Sie können sich nicht vorstellen, wie dankbar wir sind. Vorher waren wir ziemlich isoliert. Das Auto bedeutet für uns viel Freiheit und für Taylan eine Möglichkeit, endlich am sozialen Leben teilhaben zu können“, sagt Mucize Öztürk-Demir und zupft ihrem Sohn die Mütze zurecht. Er lächelt sie still an.