Der Abendblatt-Verein „Kinder helfen Kindern“ und die PSD Bank Nord finanzierten der Jugendlichen mit Down-Syndrom ein Trike

Bente ist kaum zu bremsen in ihrer Begeisterung. Immer wieder tritt sie in die Pedale, fährt die Spielstraße runter, wendet geschickt und saust mit ihrem schicken Fahrrad an ihrer Mutter und dem Vorstandsmitglied der PSD Bank Nord eG, Stefan Kram, vorbei. Dabei macht sie Grimassen, mal streckt sie die Zunge, mal gibt sie Luftküsschen. Wer Bente kennenlernt, mag sie sofort. Sie ist so fröhlich, unbekümmert und offen, wie es häufiger bei Kindern mit Down-Syndrom vorkommt. Der größte Wunsch der 16-Jährigen war ein Trike, ein Liegedreirad, mit dem sie ihre Mutter Alice Mander zum Einkaufen und bei Ausflügen begleiten kann. Für ein Therapiedreirad ist das Mädchen zu jung und sportlich, ein Zweirad traut Bente sich nicht zu, also rollte sie bisher auf einem Roller neben ihrer Mutter her. „Doch damit kamen wir nicht weit, das war für Bente auf Dauer zu anstrengend“, sagt Alice Mander (58).

Dann sah Bente ein Trike bei ihrer Freundin Kaya, probierte es aus und seither lag sie ihrer Mutter in den Ohren, auch so ein „Flitzi“, wie sie das Rad nennt, zu bekommen. Fast 4000 Euro kostet es – utopisch für die alleinerziehende Mutter.

„Wir haben zuerst die Krankenkasse und Eingliederungshilfe kontaktiert, da dieses Fahrrad sehr zur Teilhabe Bentes an der Gesellschaft beiträgt und ihr so viel mehr Mobilität ermöglicht“, sagt Alice Mander. Beide Institutionen lehnten die Übernahme der Kosten ab. Deswegen wandte die Mutter sich an den Abendblatt-Verein „Kinder helfen Kindern“, der 1000 Euro dazugab. Die restlichen 3000 Euro kamen von der PSD Bank Nord.

„Mich hat diese Anfrage sehr berührt, die alleinerziehende Mutter von Bente leistet so viel für die Gesellschaft. Ich sah den Bedarf für das Mädchen und da wollten wir als Bank auch einen Teil übernehmen“, sagt Stefan Kram bei dem Besuch bei der Familie in Bramfeld. „Wir arbeiten zudem gern mit dem Abendblatt-Verein ,Kinder helfen Kindern‘ zusammen, weil er eine gute Vorauswahl an Fällen und Projekten trifft, die sich mit unserem genossenschaftlichen Gedanken prima verbinden lassen“, fügt der Banker hinzu.

Alice Mander freut sich darüber, dass ihre Tochter durch das Liegedreirad „freier und selbstbewusster geworden ist. Sie probiert ihre Grenzen aus.“ Zudem sei sie durch die neue Erfahrung innerlich gewachsen und reifer geworden. Die Mutter von vier Töchtern und einem Sohn im Alter zwischen 16 und 34 Jahren hat ihre letzten drei Kinder alleine erzogen. Ihr Mann hat die Familie vor neun Jahren von einem Tag auf den anderen verlassen und bisher keinen Unterhalt gezahlt. Sie lebten damals noch auf Föhr. Doch der Umzug nach Hamburg war schon geplant, da es auf der Insel nur eine ungenügende Ärzteversorgung für Bente gab, die mit einem schweren Herzfehler auf die Welt gekommen ist. Zudem hatten ihre großen Geschwister Ausbildungsplätze in der Hansestadt. Alice Mander arbeitete damals noch als Zahntechnikerin. „Wir waren alle anfangs total geschockt, denn eigentlich waren wir bis dahin eine gut funktionierende Familie. Das Leben ohne meinen Mann war hart. Vor allem meiner zweitjüngsten Tochter ging es schlecht“, erinnert Mander sich.

Inzwischen hat sich die junge Frau berappelt und auch Alice Mander fühlt sich in Bramfeld mit Bente sehr wohl. Sie unternimmt viel mit ihrer Tochter, fördert sie, wo es geht, so, wie sie es mit allen ihren Kindern getan hat. Alle spielen ein Musikinstrument. „Bente ist schon ein besonderes Kind, sie geht unbekümmert auf Menschen zu, ist immer gelassen, das kann man von ihr lernen“, sagt ihre Mutter.

Und wenn Bente mal nicht mehr so gut Rad fahren kann, dann kann man an das Liegerad auch einen E-Motor anbauen. „Wir sind tief dankbar für dieses Geschenk. Das Trike wird uns über Jahre begleiten und erleichtert meinen Alltag wirklich sehr“, sagt Alice Mander und Bente dreht laut juchzend gleich noch einmal eine große Runde um den Block.