Winterhude. Wie Hamburg die Öffentlichkeitsarbeit zum Treffen der Staatschefs ausbaut. Bei der OSZE-Konferenz am 8. Dezember geht es los.

Bürger „in bisher beispiellosem Umfang“ zu informieren, mit ihnen ins Gespräch zu kommen und dadurch auch brenzlige Situationen zu entschärfen – darauf setzt die Hamburger Polizei beim OSZE-Treffen am 8. und 9. Dezember sowie beim G20-Gipfel im Juli 2017 in der Hansestadt. Bei beiden Großereignissen, zu denen auch viele Gegendemonstranten erwartet werden, sollen bis zu 300 Beamte nur für die Kommunikation eingesetzt werden.

Neben der Arbeit vor Ort soll auch der Einsatz sozialer Medien eine zentrale Rolle spielen. „So eine umfangreiche Öffentlichkeitsarbeit gab es noch nie bei der Hamburger Polizei“, sagt Timo Zill, der seit Juni 2015 deren Sprecher und auch Leiter des Bereichs Öffentlichkeitsarbeit ist. Bereits seit Monaten bereitet er sich mit seinem Team auf die beiden Großereignisse vor. Dass zum Treffen der OSZE und zum G20-Gipfel Hunderte Journalisten informiert werden wollen, wäre schon Herausforderung genug. „Das ist aber nur ein Teil unserer vielfältigen Ansätze“, sagt Zill.

Die Informations-Polizisten sollen deeskalieren

Er will mit seinem Team auch deeskalierend wirken. Dabei geht es darum, Fehlinformationen, Gerüchten oder gezielt platzierte Unwahrheiten, die sich über soziale Medien blitzschnell verbreiten, etwas entgegenzusetzen.

Die Arbeit läuft bereits. Seit Anfang September sind ein Bürgertelefon (08000/42 86 50) und eine spezielle E-Mail-Adresse (osze-buergerinfo@polize­i.hamburg.de) eingerichtet. Vor allem von Sperrungen oder anderen Maßnahmen betroffene Hamburger sollen diesen Weg nutzen, um Fragen zu stellen und Informationen zu erhalten. „Etwa die Hälfte der Anrufer sind Geschäftsleute“, sagt Zill. Dazu sind bereits die Stadtteilpolizisten unterwegs, um Betroffene in ihrem Bereich gezielt anzusprechen. Demnächst werden drei Infomobile – darunter zwei Leihgaben aus anderen Bundesländern – unterwegs sein, um beispielsweise Bürger auf Wochenmärkten zu informieren.

Die „heiße Phase“ beginnt am Donnerstag, 1. Dezember. Von diesem Tag an wird es ein tägliches Presse-Briefing geben. „Wir wollen Journalisten trotz der hohen Sicherheitsmaßnahmen umfangreich die Möglichkeit geben, hinter die Kulissen zu schauen“, sagt Zill.

Soziale Medien als Schwerpunkt

Ein weiterer Schwerpunkt sollen die sozialen Medien Twitter und Facebook sein. Dazu werden allein 20 Beamte beim OSZE-Treffen und 30 Beamte beim G20-Gipfel im Juli eingesetzt. „Es wird eine moderierte Kommunikation über diese Kanäle geben“, sagt der Polizeioberrat. „So können wir auch schnell auf Fragen reagieren, die uns darüber erreichen.“

Über die sozialen Medien sollen Informationen in Echtzeit verbreitet und polizeiliche Maßnahmen erklärt werden. „Der Einsatz von Twitter und Facebook ist für uns, auch bei größeren Lagen wie Demonstrationen bereits Standard“, sagt Zill. „In dieser Intensität ist es aber etwas völlig Neues.“ Vor allem Twitter habe sich in der Vergangenheit als gut genutztes Schnell­medium gezeigt. „Wir wollen die schnelle Info auch nutzen, um Gerüchte zu entschärfen“, sagt Zill. „Es ist ein wichtiger Teil einer möglichen Krisenkommunikation.“ Natürlich wird es auch Informationen über die Internetseite der Polizei geben.

Ein großer Teil des Personals für die Öffentlichkeitsarbeit werde in Form von „Kommunikationstrupps“, bestehend aus jeweils drei Polizisten, im Einsatz sein. „Zum G20-Gipfel setzen wir etwa 200, zum Treffen der OSZE etwa 60 Beamte in diesem Bereich ein“, sagt Zill. Gerade hier wird sich die Polizei auf teilweise ungewohntem Terrain bewegen. Bislang wurden diese Polizisten – erkennbar an blauen Westen – vor allem zur Entschärfung von angespannten Situationen bei Demonstrationen eingesetzt.

„Einsatzfibel“ für Beamte aus anderen Bundesländern

Mit im Boot ist auch die Bundespolizei, die Öffentlichkeitsarbeit für ihre Abschnitte – Flughafen und Bahnhöfe – machen wird. „Hier wird es eine enge Verzahnung geben“, sagt Zill. Wie eng, sieht man bereits jetzt im Polizeipräsidium in Winterhude. Dort hat die Bundespolizei direkt im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit der Hamburger Landespolizei ihre Büros eingerichtet.

Intern soll ebenfalls kommuniziert werden: Ein Großteil der eingesetzten Beamten kommt nicht aus Hamburg, sondern aus anderen Bundesländern. Sie sollen eine Art „Einsatzfibel“ bekommen, in der alle wichtigen Informationen für den Aufenthalt der Beamten in der Hansestadt gesammelt sind. Auch eine eigene Zeitung wird die Polizei herausbringen. „Hansemail“ heißt sie. Wie der Name schon vermuten lässt, wird sie in digitaler Form erscheinen.