Berlin. Ex-Trainer hatte eine klare Meinung: Der HSV und Steffen Baumgart – das passt nicht. Nun der Konter: „Da kriege ich schlechte Laune.“

Steffen Baumgart hat auf die schwere Kritik von Christoph Daum reagiert. Der frühere Bundesligatrainer hatte es als „Riesenfehler" bezeichnet, dass der HSV den Coach als Nachfolger von Tim Walter verpflichtet hatte. Aus der zweiten Liga steige man nicht mit „Vollgas-Fußball auf, sondern indem man 30 Meter vorm eigenen Tor eine Todeszone einrichtet, in die im Idealfall kein Gegner vordringt“, sagte der langjährige Fußball-Coach im Interview dem Fußballmagazin „11Freunde“. „Dafür braucht man aber viereckige Spieler. Den Aufstieg mit attraktivem 'Immer-vorne-voll-drauf'-Fußball erzwingen zu wollen, grenzt an Kamikaze“, meinte der 70-Jährige.

Baumgart schätzt Christoph Daums Expertise

Auf Daums Fundamentalkritik angesprochen sagte Baumgart nach dem Training am Dienstagvormittag: „Ich schätze Christoph Daum sehr. Ich finde es schwierig wenn du in Leverkusen gerade gefeiert hast und dann einen Kommentar zum HSV abgibst. Ich äußere mich ja auch nicht zu anderen Mannschaften oder Trainern. Das ist dann nicht meine Geschichte.“

Und weiter: „Das versuche ich zu vermeiden. Aber Christoph Daum ist jemand, der einen hohen Sachverstand hat. Wenn das seine Meinung ist, kann er sie gerne äußern. Wenn ich mich aber auf jeden stürze, der eine schlechte Meinung über mich hat, kriege ich schlechte Laune. Das sollte ich lassen.“

Den Start beim HSV hätte sich Steffen Baumgart selbst sicherlich ebenfalls anders vorgestellt.
Den Start beim HSV hätte sich Steffen Baumgart selbst sicherlich ebenfalls anders vorgestellt. © Witters

Baumgart (52) hatte den Zweitligisten Mitte Februar übernommen und sollte die Rückkehr in die Beletage schaffen. Doch nach dem 0:1 gegen Holstein Kiel am Sonnabend ist der Aufstieg so gut wie verspielt. Bei sechs Punkten Rückstand und dem deutlich schlechteren Torverhältnis (minus 16) auf den Tabellendritten Fortuna Düsseldorf droht dem HSV das siebte Zweitliga-Jahr in Serie. Baumgart holte in acht Liga-Partien nur elf Zähler.

Daum erwartet Kölner Abstieg

Derweil erwartet Daum, dass sein Ex-Club 1. FC Köln in der kommenden Saison zusammen mit dem HSV in Liga zwei spielt. „So traurig es klingt, ich gehe davon aus, dass der FC leider direkt absteigt“, sagte Daum, der zweimal für mehrere Jahre die Kölner trainierte. Der VfL Bochum werde wohl nicht mehr in den Abstiegsstrudel geraten, und „wenn ich den FC mit Mainz 05 vergleiche, kann ich mir nicht vorstellen, wie der Club den rettenden Strohhalm „Relegation“ ergreifen will“.

Bei den Kölnern spüre man die Zerrissenheit in der Spielanlage. „Nach Jahren von Baumgarts 'Was-kostet-die-Welt?-Fußball', hat Schultz jetzt auf Sicherheit und Konterspiel umgestellt, was bei einigen Spielern wohl noch gar nicht angekommen ist. Zumal dem FC für soliden Defensivfußball schlichtweg herausragende Abwehrkräfte fehlen“, meinte Daum. Köln mit Baumgart-Nachfolger Timo Schultz (46) hat als Vorletzter fünf Punkte Rückstand auf den Tabellen-15. Mainz und den 16. aus Bochum.

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