Themen: Autofahrer stecken in Parkhaus fest +++ Fernbahnhof Diebsteich startet wohl als Provisorium +++ Quo vadis Latein

Kein Mitleid für Autofahrer

7. Mai: „City-Chaos: Autofahrer stecken sechs Stunden in Hamburger Parkhaus fest. Polizei- und Feuerwehr-Einsatz. Wegen vieler Baustellen auf umliegenden Straßen ging nichts mehr“

Mein Mitleid für die stundenlang im Stau feststeckenden Autofahrer hält sich in engen Grenzen. Dass wir nicht nur ein Klimaproblem haben, sondern auch eine hohe Baustellendichte, die mit einem immer weiter steigenden Pkw-Bestand zusammentrifft, sollte jedem bekannt sein. Warum müssen die Leute trotzdem ihr Auto in diese Gemengelage hineinsteuern und jedes Problem vergrößern? Zur Erinnerung: Wir haben ein in der Innenstadt fantastisch dichtes S- und U-Bahnnetz. Dass die Autosüchtigen, die es offenbar noch nicht einmal schaffen, im Parkhausstau den Motor abzustellen, in ihrer Klage ausgerechnet auf die Bedürfnisse von Rettungsdiensten, Handwerkern und Lieferanten verweisen, ist mehr als skurril: Ja, überlasst doch bitte diesen Gruppen die Straßen und fahrt selbst mit der Bahn. Auch wir Senioren: Wer in den Innenstadtpassagen von Etage zu Etage shoppt, dürfte das meistens auch im S-Bahnhof schaffen. Von einer verkehrspolitischen Diskriminierung des Autofahrers zu sprechen ist geradezu grotesk, wenn man sich mal ansieht, welchen Raum der fließende und stehende Autoverkehr in Hamburg einnimmt, und zu wessen Lasten das geht.

Tim van Goos

Albtraum autogerechte Stadt

Immerhin ist die Europa-Passage gut an den ÖPNV angeschlossen, der Schnellbahnknoten Jungfernstieg/Rathaus mit fast allen U-/S-Bahnen liegt direkt vor der Tür. Straßenbahnen statt Busse wären noch besser. Parkhäuser sind ein Relikt der 60er-/70er-Jahre, der Traum der autogerechten Stadt hat sich längst zu einem Albtraum entwickelt. Wer meint, er könne z.B. altersbedingt nicht auf (s)ein Auto verzichten, kann sich auch ein Taxi oder einen Fahrdienst leisten. Die Stadt gehört in der Tat allen, aber nicht den Autofahrern, die bereits seit Jahrzehnten überproportional öffentlichen Raum beanspruchen. Der bescheidene Modal-Split von gerade mal 20 Prozent ÖPNV ist ein Armutszeugnis für Hamburg. Fahrräder sind eine nette Idee, die aber nur im Sommer für gesunde Menschen funktioniert.

Jens Ode

Versetzung gefährdet?

Chaos in der Stadt, wohin man schaut! Polizei und Feuerwehr muss eingreifen, obwohl diese Problematik durch die Politik des Hamburger Senats im Verkehr, mit den Tausenden Baustellen und den Wahnsinnsumleitungen, den massenhaften Staus, quasi hausgemacht ist. Verantwortlich dafür ist der Verkehrssenator Anjes Tjarks (Bündnis 90/Die Grünen Hamburg). Seine Leistung scheint sehr überschaubar und kontraproduktiv zu sein, denn statt Baustellen mit Festzeiten, so wie sie z. B. in Nachbarländern vergeben werden, scheint es in Hamburg völlig egal zu sein, wie lange es dauert, denn an oder in vielen Baustellen scheint es weder voranzugehen noch sieht man dort manchmal tage- oder wochenlang keine Bautätigkeit. Das kann doch nicht wahr sein! Das treibt unnötig Kosten in die Höhe, die Umwelt nimmt Schaden, unnötige Staus produzieren Abgase in ungeahnten Mengen, Arbeitszeit von Menschen im Dauerstau wird vernichtet, und auch die Freizeit jedes Einzelnen wird maßgeblich beeinflusst. Statt sich regelmäßig mediengerecht mit „Händen in den Taschen“ zu präsentieren, sollte Herr Tjarks mit „seinen Händen“ endlich diese unbeschreiblichen Verkehrsprobleme anpacken und einen zügigen Abbau der inzwischen mehr als 3000 Baustellen vorantreiben. Vielleicht sollte er dabei auch bedenken, dass in Hamburg bald ein neuer Senat gewählt wird. Diese Verkehrsprobleme werden bei den Wählern sicher nicht unberücksichtigt bleiben. Also Herr Tjarks, machen Sie bitte Ihre „Schularbeiten“, sonst ist Ihre Versetzung nach der kommenden Wahl in den nächsten Senat wohl ernsthaft gefährdet!

Hans-Jürgen Vogt

Schuld hat der Kunde

7. Mai: „Zu viele Vegetarier: Traditionsfleischer schließt. Familienbetrieb am Eppendorfer Lehmweg muss nach 50 Jahren aufgeben – auch aus sehr persönlichen Gründen“

An den zu vielen Vegetariern und Veganern liegt es sicherlich nicht, dass der Fleischer sein Geschäft schließen muss. Die Gründe liegen eher bei seinen Kunden, die nicht mehr kommen, wenn man nicht direkt vor dem Laden mit dem Auto parken kann, obwohl man eventuell aus dem Stadtteil kommt oder es zumindest nicht weit hat. Die Discounter erledigen den Rest mit billigen Fleischangeboten, da werden die Schnäppchen zum Grillen gekauft und mit dem SUV geht’s weiter zum Flieger in die Karibik. Am Ende macht der Fleischer halt zu, aber ganz bestimmt nicht wegen der Vegetarier oder Veganer: Fake News nennt man das!

Jan Mohrholz

Drohungen sind alltäglich

6. Mai: „Weitermachen – trotz Angriffen. SPD-Politiker Ecke wird brutal zusammengeschlagen. Politiker berichten von ihren Erfahrungen“

Was läuft schief in unserem Land? Es ist ja schon alltäglich, dass Polizisten, Rettungskräfte, oder sonstige Personen, die den Staat, das Land, oder die Kommunen vertreten, bedroht oder angegriffen werden. Es wurde viel darüber diskutiert, verurteilt und ein hartes Durchgreifen gefordert, aber unterm Strich wurde nichts entscheidend geändert. Jetzt werden auch Politiker nicht nur bedroht, sondern auch körperliche Gewalt ausgeübt. Folgerichtig die Reaktion der Politik: Empörung, Verurteilung der Tat und Diskussionen. Nur fehlt das entschlossene Durchgreifen und null Toleranz. Ein anderes Beispiel: In Hamburg dürfen Islamisten für ein Kalifat demonstrieren. Sie behaupten, in ihren demokratischen, freiheitlichen Rechten eingeschränkt zu werden und fordern deswegen ein Kalifat. Wobei Demokratie und freiheitliche Rechte im Widerspruch zu einem Kalifat stehen. Gleichzeitig werden aus der Demonstration heraus Drohungen gegen unseren Staat ausgesprochen, trotzdem löst die Polizei diese Demonstration nicht auf. Warum nicht? Wir leben in einer pluralistischen Demokratie. Bedeutet, dass ein Wettbewerb unterschiedlicher entgegengesetzter Interessen anerkannt und auch wünschenswert ist. Entscheidend dabei ist, dass keine gesellschaftliche Gruppe anderen ihre Überzeugung aufzwingt. Zu ihrem Schutz haben wir die Gewaltenteilung, die Legislative, die Judikative und die Exekutive. Wenn nur eines dieser drei Räder klemmt, verlieren sie den Rückhalt in der Gesellschaft. Soweit sind wir noch lange nicht, aber die Gewaltenteilung muss mit der Zeit mithalten.

Fred Bonkowski

Schneller, höher, weiter?

6. Mai: „Neuer Fernbahnhof Diebsteich startet wohl als Provisorium. Empfangsgebäude wird nicht rechtzeitig fertig. Bahn will trotzdem 2027 eröffnen“

Ich habe immer gedacht, dass technischer Fortschritt auch etwas mit den Begriffen schneller, höher und weiter zu tun hat. Aber irgendwie haben wir wohl Probleme, insbesondere mit dem Begriff „schneller“. Sieben Jahre Planung und Bauzeit für einen Bahnhof? In den USA wurde in der gleichen Zeit, nämlich 1862 bis 1869, schon eine Bahnstrecke durch den gesamten Kontinent, vom Atlantik bis nach San Francisco, übrigens inklusive aller Bahnhöfe, gebaut. Wenn wir so weitermachen, wird uns bald das letzte Entwicklungsland im Bereich Umsetzung technischer Innovationen abgehängt haben.

Ernst Günther Josefowsky

So geht Integration nicht

4./5. Mai: „An der Grenze: Wie Zuwanderung das Land herausfordert. Kein Industrieland hat so viele Flüchtlinge aufgenommen wie Deutschland. Doch es fällt schwer, über die Grenzen der Migration zu sprechen“

Der Artikel von Matthias Iken über die Grenzen von Zuwanderung in Deutschland wendet sich als begründeter Appell an die Politik, die tatsächlich im Begriff ist, die „Mehrheitsgesellschaft“ als politischen Adressaten zu verlieren. Wobei hier die gesellschaftliche „Mehrheit“ als diejenige zu begreifen ist, die, inklusive Migranten, sich in dieser Vielfaltgesellschaft zu Hause fühlt und die rechtlichen Grundregeln dieses Landes als die Basis für ein konsensfähiges Miteinander versteht. Allen beruflichen und ehrenamtlich Mitarbeitenden bei der Integration von Geflüchteten, ich selbst bin seit zwölf Jahren als Deutschlehrer beteiligt, ist deutlich, was auch der Politik klar sein muss, eine qualitativ sinnvolle Integrationsarbeit ist unter den jetzigen Zuwanderungsbedingungen nicht mehr möglich. Die immer neue Suche nach Unterbringungsmöglichkeiten führt vermehrt zu Konflikten, nicht aus Fremdenhass oder Egoismus, sondern kollidiert hier mit den als berechtigt empfundenen Interessen der Bürger auf Erholungsräume in einer immer enger werdenden Stadt. Dazu gehören übrigens auch überfüllte Kitas, Schulen und der Mangel an Wohnraum. Der überhöhte moralisch-politische Appell der Politik, sich weiterhin ungebremst für die Unterbringung Geflüchteter zu engagieren, führt aufseiten der Bürger zur Unterstellung, dass Realitäts- und Kontrollverlust der Politik evident geworden sind. Ehrliche Debatten über komplexe Probleme sind für eine Demokratie konstitutiv, der Verweis zu mehr Bereitschaft für Lernfähigkeit muss dabei aber in beide Richtungen wirken dürfen. Der geneigte Bürger ist besonders dann entsetzt, wenn eine naive Vorstellung von Toleranz in der Politik auch noch hinnimmt, dass extreme Gruppierungen für ein verstörendes Kalifat und die Scharia demonstrieren dürfen. Mit ganz viel Herzblut in der Überzeugungsarbeit habe ich versucht, meinen iranischen Teppichhändler davon abzubringen, künftig die AfD zu wählen. Ich hoffe, die Politik unterstützt mich durch vernünftige Sacharbeit bei meinem Vorhaben!

Thomas Reuter

Vorschlag für Migrationsstopp

Ein Vorschlag zur Begrenzung der Migration: Sofortiger Stopp der Ausbeutung des globalen Südens durch die Industrieländer und sofortiger Beginn umfangreicher Reparationszahlungen für die Ausbeutung der letzten 500 Jahre. Oder anders gesagt: „Herstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse“ (so, wie es das Grundgesetz in Artikel 72 Absatz 2 „im Bundesgebiet“ fordert) auf der ganzen Welt – und schon gibt es keine Migration mehr – jedenfalls keine unerwünschte.

Ivan Prade

Instinktlose Vorschläge

4./5. Mai: „Abgeordnete bei Renten und Diäten bessergestellt? Steuerzahlerbund kritisiert ,Rentenbonus‘ ohne Einzahlung“

Die Vorschläge der unabhängigen Diätenkommission, die allerdings überwiegend aus ehemaligen Abgeordneten besteht, zeigen eine erstaunliche Instinktlosigkeit. Nur zwei Jahre nach einer deutlichen Diätenerhöhung soll die nächste um mehr als zehn Prozent erfolgen, die steuerfreie und nicht nachweispflichtige Kostenpauschale soll verdoppelt werden. Während über die Senkung von Rentenansprüchen diskutiert wird, sollen die Abgeordneten von eigenen Beiträgen befreit werden und nach nur vier Jahren Parlament einen Rentenanspruch von 960 Euro erwerben. Die Durchschnittsrente der einfachen Bürger in Deutschland liegt nach einem ganzen Arbeitsleben von 45 Jahren bei rund 1500 Euro. Wenn die Bürgerschaft das beschließt, koppelt sie die Politik weiter von der Lebenswirklichkeit der Bürger ab. Und noch etwas: Dies und der merkwürdige Vorschlag zum Übergangsgeld bei einem Teilzeitparlament weisen einen Weg Richtung Vollzeitparlament. Das aber sollte meines Erachtens breit diskutiert und nicht durch die Hintertür eingeführt werden. Ich finde es übrigens gut, wenn die Abgeordneten in unserer Stadt zugleich berufstätig sind und dadurch das Gespür für die Bürger behalten.

Jenspeter Rosenfeldt

Deutsche Fahnen fehlten

6. Mai: „,Ein starkes Zeichen gegen Hass und Hetze‘. Nach Islamisten-Protest am Steindamm gingen am Sonnabend rund 1000 Menschen zur Gegenaktion auf die Straße“

1000 mutige Demonstranten stehen auf, um gegen die Islamisten und der Forderung nach einem Kalifat zu demonstrieren. Man sieht allerdings vorwiegend iranische und vereinzelt Regenbogenfahnen. Eigentlich müssten doch hier deutsche Fahnen wehen, schließlich geht es hier um den Erhalt unserer Demokratie und den Kampf dafür! Wo sind unsere führenden Politiker, wie Herr Tschentscher und Herr Scholz? Die hier lebenden Iraner wissen offenbar genau, was ein Kalifat bedeutet, nämlich Unterdrückung, Unfreiheit und Rückfall ins finsterste Mittelalter. Demokratie gäbe es dann nicht mehr. Besonders schlimm finde ich, dass Islamisten, am Rande die Demonstranten mit ihren Handys filmten, um diese einzuschüchtern. Wo sind wir nur hingekommen, dass Islamisten Andersdenkende bedrohen und einschüchtern? Herrscht nur noch die Macht des vermeintlichen Starken, sodass man sich nicht mehr traut etwas zu sagen aus Angst vor Gewalt? Was gedenken Frau Faeser und unsere Politiker gegen solche Auswüchse zu unternehmen? Unsere Politiker haben einen Eid geleistet, nämlich „Schaden vom deutschen Volk fernzuhalten“, der Schaden ist bereits da und es gilt zu handeln, statt nur zu reden und empört zu sein. Was ist mit dem Versprechen von Herrn Scholz, „im großen Stil abzuschieben“? Ich sehne Neuwahlen herbei!

Ingrid Kallbach

Sprachen lernen mit Latein

4./5. Mai: „Quo vadis Latein? Kaum Interesse bei Schülern. Einige Schulen in Hamburg bieten die Fremdsprache mittlerweile gar nicht mehr an. Spanisch wird immer beliebter“

Latein ist so hilfreich, dass es an allen höheren Schulen Pflichtfach sein sollte. Klar, an Schulen interessiert an den romanischen Sprachen vor allem Spanisch. Es ist für die Schüler attraktiv. Mit Lateinkenntnissen hätten sie es aber noch leichter: In Madrider Museen konnten wir erstaunlich viel von den schriftlichen Erläuterungstexten dank unserer Lateinkenntnisse verstehen. Und man vergesse nicht, dass das Lateinische mit dem Rumänischen eine weitere romanische und EU-Sprache erschließt. Wichtig ist neben der Verstehenshilfe aber auch das Verständnis für die Formen und die Struktur des Lateinischen. Denn die helfen, auch die slawischen Sprachen zu verstehen, die bis heute einen ähnlich genauen und komplexen Formenbau aufweisen, z.B. so etwas wie die sieben Kasus. Am Lateinischen lernt man mit den Formen auch deren Begriffe und kann sie auf Kategorien aller Sprachen anwenden, auch der nicht indogermanischen und der formenarmen Sprachen wie das Englische. ­­­­­­­­Am allerwichtigsten aber ist, wovon die Deutschen keinen Schimmer haben, die Bedeutung des Lateinischen für das Englische. Wahrscheinlich deshalb, weil sie glauben, für sie sei das Englische doch ohnehin ihre zweite Muttersprache. Aber wer gut Englisch können will, braucht das Latinum! Denn es gibt zweierlei Englisch: Man kann sich tatsächlich rein angelsächsisch ausdrücken und im Alltag ist das auch so gefordert. Aber je fachlicher es wird oder je höher das Niveau der besprochenen Inhalte ist, desto lateinischer wird das Englische. Die Dissertation meines Neffen bestand zu 95 Prozent aus lateinischen Wörtern!­­­­ ­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­Hinzu kommt, dass das Englische die Ursprungsbedeutung der antiken Sprachen Latein und Griechisch bewahrt, während das entsprechende deutsche Wort eine abgeleitete Bedeutung zum Inhalt hat. Ein „gymnasion“ war im Griechischen eine Sportstätte, und die ist das „gym“ bis heute. Das deutsche „Gymnasium“ aber bezieht sich auf das, was die nackten Griechen nach dem Sport machten, nämlich zu einem Philosophielehrer gehen. Oder: „prospects“ sind im Englischen immer noch Aussichten, während die Slawen Prachtstraßen „prospekt“ nennen und die Deutschen eine Broschüre. Wenn man also sicher sein will, keinen semantischen Fehler zu begehen, hilft einem der Einblick in das Lateinische. Englische juristische Texte strotzen nur so vor lateinischen Ausdrücken. Das kann man nicht alleine als Vokabeln lernen. Wenn heute noch jemand sagt, Latein sei eine tote Sprache, so ist das falsch.

Albert Martin Steffe, Dozent für Deutsch a.F. und Fremdsprachen

Unsensible Politik

3. Mai: „Gericht lehnt Eilantrag gegen Neubau der Sternbrücke ab. Oberverwaltungsgericht hat entschieden. Damit scheitert ein Vorstoß der Neubau-Gegner, um das Bahnprojekt in Altona zu stoppen. SPD Altona kritisiert Behörden“

Das Vorgehen der Stadt, was die Sternbrücke betrifft, macht mich sprachlos. Mit einer derartig unsensiblen, unempathischen Politik verscherzt sich Rotgrün das letzte bisschen Zustimmung, die sie früher besonders in Altona hatten. Dass die anderen Parteien ihren Mund dazu halten und dieses Vorgehen durchwinken, macht das Ganze nicht besser. Einzig die Linke ist für die Altonaer das letzte gallische Dorf und kassiert mit ihren Anträgen für eine Neuplanung im Viertel regelmäßig hämische Verachtung von den anderen Parteien in der Bezirksversammlung. Das Leben, das an dieser Stelle unwiderruflich getötet wird, wird allen schmerzlich fehlen. Solche Betonorgien gehören angesichts des Klimawandels in die Vergangenheit. Dieses Jahr wird es so richtig deutlich, dass wir klimatechnisch mehrere Kipppunkte überschritten haben und uns freuen können, wenn die Erderwärmung nicht höher als 3° beträgt. Rot-Grün jedoch berücksichtigt den Klimawandel nur dann, wenn er ihnen in den Kram passt. Man feiert „tiny Woods“ während man andernorts massenhaft wildes Grün und Bäume platt macht (siehe z.B. Diebsteich, aber auch an der Sternbrücke). Das viele wilde Grün, das bei solchen Projekten stirbt, wird nirgendwo berücksichtigt. Versiegelung und Verschattung werden komplett ignoriert. Genauso, wie die Gefühle der Anwohner ignoriert werden, die in diesen Betonwüsten leben müssen. In einer Stadt sollte von unten geplant werden – zusammen mit den Anwohnern. Nicht feudalistisch von oben. Der Abriss der Sternbrücke ist der bisherige Höhepunkt an technokratischen Betonprojekten, die gegen Bürgerwillen durchgesetzt werden. Bei den Bürgern hinterlässt dieses Vorgehen Wunden, die wie Stachel im Fleisch sitzen. Das ständige Anrennen gegen die Betonmauern der Politik hinterlässt eine destruktive Stimmung, die paradoxerweise nur den Rechtsextremen nutzt.

Christine Zander

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