Seoul. Nordkorea provoziert die USA mit einem weiteren Raketenstart. Der neue Test dürfte die Spannungen zwischen beiden Ländern verschärfen.

  • Trotz UN-Sanktionen hat Nordkorea eine ballistische Rakete gezündet, die potenziell Atomsprengköpfe tragen kann
  • Washington droht wegen des erneuten Tests eine weitere Verschärfung der Sanktionen an
  • Die Rakete war etwa 700 Kilometer weit geflogen und stürzte ins Japanische Meer

Nach einem neuen Raketentest Nordkoreas wollen die USA den Druck auf die kommunistische Führung des Landes verstärken. Die US-Regierung warf Pjöngjang eine Provokation vor und drohte mit der Verschärfung der Sanktionen. Südkorea und Japan verurteilten Nordkoreas siebten Raketentest in diesem Jahr als klaren Verstoß gegen UN-Resolutionen.

Nach Angaben des südkoreanischen Militärs wurde die ballistische Rakete am Sonntagmorgen (Ortszeit) in der Nähe der nordkoreanischen Grenze zu China im Nordwesten des Landes abgefeuert. Sie sei etwa 700 Kilometer weit geflogen. Nach Angaben des US-Pazifikkommandos, das den Start ebenfalls bestätigte, stürzte der Flugkörper ins Japanische Meer (Ostmeer). Nach Einschätzung von Experten hat Nordkorea bei der Raketenreichweite offenbar Fortschritte erzielt.

UN-Resolutionen verbieten Nordkorea Raketentests

Um was für einen Raketentyp es sich handelte, war zunächst unklar. Die Regierung in Tokio prüfe, ob es sich möglicherweise um einen neuen Typ handelte, berichtete die Nachrichtenagentur Kyodo. Demnach erreichte der Flugkörper eine Höhe von mehr als 1000 Kilometern.

Die Resolutionen des UN-Sicherheitsrats verbieten dem Land den Test ballistischer Raketen, die je nach Bauart konventionelle, biologische, chemische oder sogar atomare Sprengköpfe ins Ziel befördern können. Nordkorea hatte im April zwei Raketentests unternommen, die aber nach südkoreanischen Angaben fehlschlugen. In beiden Fällen soll es sich um eine Mittelstreckenrakete gehandelt haben.

USA fürchten Fortschritte bei Nordkoreas Atomprogramm

Die jüngste Provokation solle allen Ländern als Aufforderung dienen, „viel stärkere Sanktionen gegen Nordkorea in Kraft zu setzen“, teilte das Weiße Haus in Washington am Samstag (Ortszeit) mit. Nordkorea sei viel zu lange eine offenkundige Bedrohung gewesen. Die USA stünden weiter zu ihrer unangreifbaren Zusage, den Verbündeten Japan und Südkorea beizustehen. Präsident Donald Trump könne sich nicht vorstellen, dass Russland über den Test erfreut sei – schließlich sei die Rakete näher an russischem als an japanischem Gebiet niedergegangen.

Die USA befürchten, dass Nordkorea bei seinem Atomprogramm größere Fortschritte gemacht hat als bislang angenommen und nordkoreanische Atomraketen eines Tages das amerikanische Festland erreichen könnten.

Herausforderung für neuen Präsidenten Südkoreas

Nordkoreas jüngster Raketentest gilt auch als Herausforderung für den neuen südkoreanischen Präsidenten Moon Jae In, der seit dem 10. Mai im Amt ist. „Selbst wenn ein Dialog möglich ist, sollten wir zeigen, dass dies nur dann möglich ist, wenn Nordkorea seine Haltung ändert“, sagte Moon laut der südkoreanischen Nachrichtenagentur Yonhap bei einer Dringlichkeitssitzung des nationalen Sicherheitsrats. Er warnte das Nachbarland davor, die Situation falsch einzuschätzen.

Moon hatte während des Wahlkampfs erklärt, an die aktive Annäherungspolitik zu Nordkorea unter den früheren liberalen Präsidenten anknüpfen zu wollen. Er warnte das Nachbarland aber auch vor weiteren Provokationen.

US-Präsident Trump schließt Militärschlag nicht aus

Die Lage in der Region ist nach zwei Atomversuchen und zahlreichen Raketentests durch Nordkorea seit dem vergangenen Jahr sehr angespannt. US-Präsident Trump drohte mehrfach mit Alleingängen in dem Konflikt. Auch schloss er einen Militärschlag nicht aus.

Am Samstag sagte eine hochrangige nordkoreanische Diplomatin, ihr Land sei zu einem Dialog mit den USA „unter den richtigen Bedingungen“ bereit – ohne das weiter auszuführen. Die Leiterin des Nordamerika-Büros im Außenministerium, Choe Son Hui, sagte das der Agentur Yonhap zufolge am internationalen Flughafen in Peking. Zuvor sei sie in Oslo mit einer Gruppe von amerikanischen Sicherheits- und Abrüstungsexperten zusammengekommen.

China ruft zu Besonnenheit auf

China hat unterdessen zur Besonnenheit aufgerufen. Es müsse eine Verschärfung der Spannungen in der Region vermieden werden, erklärte das Außenministerium in Peking am Sonntag. Von allen involvierten Ländern sei Zurückhaltung gefordert. (dpa/rtr)